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Ich verbrachte den Rest des Tages in meinem Zimmer.
Die Therpie sagte ich einfach ab. Es war viel zu einfach. Man musste nur sagen, das es einem nicht gut ging und man musste nicht hin.
An einem anderen Ort hätte ich gelacht.
Da war man schon in einer scheiß Psychiatrie und sobald es einem schlecht ging musste man nicht zur Therapie.
Stattdessen bekam ich Bedarfsmedikamente. Aber sie halfen natürlich nicht. Wie auch? Mein Kopf war viel zu laut, mein Herz zu schwach und mein Wille nicht vorhanden etwas zu ändern.
Zum Essen ging ich auch nicht. Ich sagte mir sei schlecht und sie schoben es auf die Medikamente.
Immerhin das war nicht gelogen gewesen. Mir war schlecht.
Am liebsten hätte ich mich wieder übergeben, aber ich hatte Angst ohne irgendwas im Magen ohnmächtig zu werden.
Auch wenn es mir einen Moment Ruhe von allem bringen würde, würde wieder nur irgendwas schlimmes folgen.
Etwas ändern zu wollen, machte es am Ende immer nur schlimmer.
Wie mein kläglicher Versuch...
Wie lange war er jetzt her?
Ein paar Tage, eine Woche, mehrere Wochen?
Ich war nichtmal lange hier, aber hatte aufgehört die Tage zu zählen.
Es war ja auch egal ob es hell oder dunkel draußen war, es war immer gleich schlimm hier zu sein.
Ich saß auf einem der Stühle am Fenster und starrte nach draußen in den dunkler werdenden Himmel.
So hatte ich schonmal dagesessen.
Es war ein genauso trister und unscheinbarer Abend gewesen.
Wie heute hatten Wolken die Sonne verdeckt und die letztem Strahlen der Sonne hatten den Himmel orange gefärbt.
Kein schlechter Abend, schön anzusehen. Für einen letzten Abend.
Nur hatte ich an meinem Zimmerfenster gesessen und daran gedacht, das der Sonnenuntergang eines der schönen Dinge dieser Welt waren. Sie waren hell und jeden Abend schöner.
Anders als heute war ich an jenem Abend viel ruhiger gewesen. In meinem Kopf hatten die Gedanken geschrien, mich innerlich zerrissen, aber ich selbst war zufrieden gewesen.
Der Gedanke an das Ende von all dem hatte etwas so friedliches gehabt, das es mir egal gewesen war, das ich den Sonnenuntergang mit einer frischen Klinge in der Hand beobachtet hatte.
Mein Arm hatte gebrannt und dennoch war es viel zu friedlich gewesen für traurige Gedanken.
Es wäre zu viel verlangt gewesen zu sagen, ich hätte mich glücklich gefühlt. Aber nach so vielen Jahren hatte ich mich plötzlich ruhug gefühlt.
Alles war okay gewesen.
Es war okay gewesen, dass ich mich geritzt hatte.
Es war okay gewesen, dass ich wieder einen scheiß Schultag hatte.
Es war okay gewesen, dass meine Eltern mich angeschrien hatten.
Es war okay gewesen, wie scheiße es mir ging.
Es war okay gewesen die drei Schachteln Tabletten neben mir stehen zu haben.
Es war okay gewesen, den Abschiedsbrief geschrieben zu haben.
Alles war okay gewesen.
Anders als jetzt. Es war der gleiche Sonnenuntergang, aber nichts war okay.
Ich hatte keinen Frieden, die Gedanken und Gefühle erschlugen mich.
Ich hatte keine Klinge, keine Tabletten.
Mein Tag war scheiße gewesen, ohne das ich es ändern konnte.
Aber eines war gleich.
Denn egal wie scheiße der Tag begonnen hatte, genauso scheiße würde er auch enden.
Wie der letzte.
Aber ich verdrängte die Erinnerungen. Sie waren so schon jeden Tag präsent.
Stattdessen stand ich schließlich und ließ mich auf mein Bett fallen. Ich zog mir meinen Hoodie aus, ein frisches T-Shirt an und starrte an die Decke.
Es war mitlerweile komplett dunkel im Zimmer und nur ein schwaches Mondlicht drang durchs Fenster.
Ein Klopfen ließ mich zusammenfahren, aber es war nur eine Pflegerin, die mir eine gute Nacht wünschte und dann wieder ging.
Hätte sie in meinen Kopf schauen können, sie wäre nicht so einfach wieder gegangen, das wusste ich.
Aber niemand konnte das. Zum Glück.
Irgendwann schlief ich ein, wachte immer wieder auf, wenn die Pflegerin alle zwei Stunden nach mir sah und schlief erst später wieder ein.

Als ich am Morgen aufwachte, fühlte icha mich immernoch nicht besser. Mir war schlecht und die Kopfschmerzen hatten sich auch kaum gebessert.
,,Heute kommst du aber wieder zum Essen, Maximilian. Und heute Mittag ist Gruppentherapie. Auch für dich", begrüßte mich die Pflegerin, die mich weckte mit viel zu guter Laune.
Ich antwortete erst gar nicht.
Mit all den Psychos in nem Kreis zu sitzen und über meine Probleme zu reden, erschien mir ziemlich sinnlos.
Und ich wollte Rezo oder Julien auch nicht wirklich begegnen.
Lieber wollte ich allein hier im Zimmer sein und warten bis sich mir die Gelegenheit bot irgendwie alles zu beenden.
Aber ich stand trotzdem auf, zog mir meinen Hoodie über und ging zum Essraum.
Und natürlich mussten Julien und Rezo schon am Tisch sitzen und essen. Rezo schien es zumindest besser zu gehen, denn er lachte gerade und stieß Julien an.
Dieser grinste nur.
Ich hatte wirklich keine Lust auf die Freude der beiden, aber ich setzte mich dennoch an den Tisch.
Beide hörten auf zu lachen und musterten mich.
Komm. Haut wenigstens jetzt nen blöden Spruch raus. Hab ich verdient nach gestern.
,,Alles okay?", fragte Rezo stattdessen mit seiner gewohnten Stimme, ,,Du siehst scheiße aus."
Was interessiert es dich?
,,Seh ich immer", konterte ich.
,,Naja schlimmer als sonst", ergämzte Julien besorgt.
Ich zuckte nur mit den Schultern.
Erst verletzte Rezo sich vor meinen Augen selbst und jetzt gings ihm wieder gut?
,,Sorry wegen gestern", sprach Rezo es auch schon an. Er klang ehrlich entschuldigend, aber ichzuckte nur mit den Schultern.
Ich sah wie er zu Julien sah, aber der schüttelte nur kurz den Kopf und sie aßen schweigend weiter.
Super Mexify. Hast du ihnen ihren Spaß auch noch kaputt gemacht.
Ich wünschte mir, ich hätte mich für meine Abweisung gegenüber Rezo auch entschuldigen können, aber ich konnte einfach nicht.
Ich wollte nicht reden, wollte keinen Mitleid oder was auch immer.
Das Brot schmeckte trocken, aber ich aß es trotzdem. Sonst würden sie mich tatsächlich irgendwann zum essen zwingen, wie Rezo gesagt hatte.
Danach starrte ich einfach nur vor mich hin.
Auch wenn ich am liebsten weit weg gewesen wäre.

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt