Die Nacht war erdrückend gewesen. Zum einen hatte die Müdigkeit meinen Kopf gelähmt und zum anderen hatten meine Gedanken ihn zerfressen.
Wie hungrige Wölfe hatten sie sich auf mich gestürzt, egal wie sehr ich mich in die Ecke gedrängt und versucht hatte Ruhe zu finden. Ihre Zähne hatten sich in mir verbissen und nicht losgelassen. Immer und immer wieder. Denn zu einem Ergebnis war ich nicht gekommen.
Wieso sollte Rewi das für mich tun? Er hatte keinen Grund. Ich hatte ihm geholfen, ja. Aber er hatte mir Leid getan und ich würde es wieder tun.
Auch wenn es mich zerrissen hatte.
Auch wenn es mich dazu gebracht hatte mich zu ritzen. Er hatte das verdient. Nicht ich.
Erst als der Himmel wieder heller geworden war, hatte ich einen unruhigen Schlaf gefunden. An meine Träume konnte ich mich nicht erinnern. Nur an die Dunkelheit, Einsamkeit und Trostlosigkeit darin. Träume die man nicht träumen wollte.
Und jetzt lag ich hier auf meinem Bett, versuchte irgendwie meine Augen offen zu halten und wusste gleichzeitig, dass ich nicht mehr einschlafen würde.
Die Pflegerin hatte mich vor zehn Minuten geweckt und seitdem lag ich hier. Unschlüssig ob ich überhaupt die Energie hatte aufzustehen. Mein Kopf wollte nur noch schlafen. Friedlich ohne zu träumen. Aber dafür müsste ich tot sein.
Ich schloss die Augen für einen Moment und atmete tief durch. Wie sollte ich durch den Tag kommen ohne einzuschlafen? Die Müdigkeit lag wie ein Stein auf meiner Brust. Aber sie war zu schwer um mich aufzusetzen.
Erst als es erneut an die Tür klopfte, öffnete ich meine Augen wieder und setzte mich mühsam auf. Sofort tanzten schwarze Punkte durch mein Blickfeld und ich blinzelte verzweifelt gegen das schwarze Wand, die sich vor meine Augen schieben wollte.
,,Herein", brachte ich genauso mühsam hervor und fasste mir an den Kopf. Er schmerzte vom Denken.
,,Guten Morgen", begrüßte mich Rezo, der durch die Tür in mein Zimmer trat.
Julien folgte ihm und zog verwirrt eine Augenbraue hoch, als er mich sah:,,Noch im Bett?" Ich nickte nur und versuchte irgendwie die Müdigkeit loszuwerden. Vergeblich.
,,Was gibts?", fragte ich und gähnte. Scheiß Schlaflosigkeit.
,,Du warst nicht beim Frühstück", erklärte Julien und Sorge trat in seinen Blick, ,,Alles okay?"
Ich nickte schwach:,,Klar. Bin nur müde." Nichts ist okay.
Am liebsten hätte ich mir einfach den Ärmel meines Hoodies hochgezogen und ihnen die Schnitte gezeigt. Die Müdigkeit würde mich nicht klar denken lassen, sodass es mir vermutlich gleich wäre, ob sie es sahen oder nicht. Sie würden die Pfleger holen, mich auf die Geschlossene stecken und ich könnte einfach schlafen. Nur das Erwachen würde mich vermutlich psychisch so fertig machen, dass ich da erstmal nicht wegkommen würde.
,,Mexify, hallo", Juliens Schnipsen vor meinen Augen ließ mich erschrocken zurückzucken.
,,Äh, was?", fragte ich verwirrt und merkte erst jetzt, dass mir die Augen fast zugefallen waren.
,,Man, hast du überhaupt geschlafen?", fragte er. Dieses mal hörte ich die Sorge in seiner Stimme heraus, als er mich musterte.
,,Äh, klar", ich nickte und kniff die Augen zusammen. Wie konnte ich immernoch so müde sein?
,,Wie lange denn?", mischte sich auf Rezo ein und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Vielleicht eine Stunde", schätzte ich. Könnte sogar hinkommen. Vermutlich war es aber weniger.
,,Wieso denn nur eine Stunde?", fragte Julien und setzte sich neben mich.
,,Konnte nicht schlafen", murmelte ich und spürte, wie meine Augenlider wieder schwerer wurden.
,,Sollen wir nen Pfleger holen?", fragte jetzt auch Rezo besorgt und kniete sich vor mich.
Da waren wir also wieder. Mir ging es scheiße, Julien saß neben mir und Rezo vor mir. Langsam war es wirklich eine endlose Schleife geworden. Würde das jemals enden?
,,Nein, schon okay. Ich steh gleich auf. Nur fünf Minuten", wieder gähnte ich und schüttelte mich. Aber die Müdigkeit verschwand nicht.
,,Mexify, du siehst aus als hättest du seit Tagen nicht richtig geschlafen", bemerkte Rezo und drückte seinen Handrücken gegen meine Stirn. Besorgt musterte er mich.
,,Immerhin kein Fieber. Aber du solltest schlafen", stellte er schließlich fest und stand wieder auf.
,,Ich dachte wir müssen zum Frühstück", warf ich ein und schloss wieder die Augen. Nur nicht einschlafen.
,,Mexify, wir haben bis gerade gefrühstückt", Julien warf Rezo einen sorgenvollen Blick zu.
,,So spät schon?", fragte ich müde und hatte kurz das Gefühl als würde die Welt anfangen sich zu drehen.
,,Du solltest wirklich schlafen", entschied Rezo und schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln.
,,Vielleicht", wieder gähnte ich und erwiderte es so träge, dass man es vermutlich nichtmal als Lächeln deuten konnte.
,,Sollen die Pfleger dir Medikamente geben?", fragte Julien und stand ebenfalls auf. Ja, am besten gleich mehrere Packungen Schlaftabletten. Aber ich schüttelte nur den Kopf.
,,Geht schon", bemühte ich mich überzeugend zu sagen.
,,Sicher?", hakte Julien nach, ,,Du siehst nicht gut aus."
Ich weiß. Sah ich noch nie.
Ich nickte nur:,,Sicher."
,,Sollen wir hierbleiben?", bot Rezo an, ,,Bis du eingeschlafen bist, mein ich."
Aber ich schüttelte wieder den Kopf:,,Passt schon." Rezo sah aus, als würde er noch etwas sagen wollen, aber er nicke schließlich.
,,Okay, dann sagen wir den Pflegern Bescheid. Einer wird aber sicher nochmal nach dir sehen", Julien wandte sich zum Gehen und Rezo folgte ihm.
,,Schlaf gut", Rezo sah sehr unzufrieden mit meiner Entscheidung aus jetzt schlafen zu wollen. Aber ihm war wohl auch klar, dass es die beste Lösung war.
,,Danke", murmelte ich noch, als sie die Tür hinter sich schlossen. Fast sofort ließ ich mich wieder auf die Seite fallen und schloss die Augen.
Ich hatte sie nicht verdient. Absolut nicht.
Ich belog sie und sie halfen mir.
Sie sorgten sich um mich und wollten nur das beste, damit es mir besser ging. Und ich nahm mir eine Klinge, ritzte mich, verschwieg es ihnen und plante einen weiteren Selbstmordversuch um ihnen zu entfliehen. Ich hab nichts als den Tod verdient.
Die Müdigkeit breitete sich langsam in mir aus. Und ich kämpfte nicht mehr dagegen an. Dazu hatte ich keine Kraft mehr. Ich überließ mich ihr einfach und konnte nur hoffe irgendwie Schlaf zu finden.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...