Ich betrat gerade den Flur zum Speiseraum, als hinter mir eine Tür aufschwang und ein lauter Schrei mich zusammenzucken ließ.
,,Das können Sie mir nicht verbieten!", schrie jemand so laut, dass ich erneut zusammenzuckte. In dem Moment erkannte ich Rewi, der aus seinem Zimmer trat und so heftig gegen die gegenüberliegende Wand schlug, sodass ich ein drittes mal zusammenfuhr. In diesem Moment sah ich Felix, der ihm folgte.
,,Ist doch nicht so schlimm...", versuchte er ihn zu beschwichtigen, aber Rewi schien gar nicht zuzuhören und schlug erneut gegen die Wand. Vorsichtig machte ich einen Schritt in ihre Richtung und hielt sofort inne, als eine Pflegerin hinter Felix auftauchte.
,,Sebastian", hob sie ruhig an, ,,Es ist für alle das sicherste. Auch für dich."
,,Ist es nicht", schrie Rewi zurück und drehte sich wütend zu ihr um.
,,Sebastian, wenn du dich nicht beruhigst muss ich jemanden rufen, der dir dabei hilft", sprach die Pflegerin ruhig weiter.
,,Sie rufen niemanden!", schrie Rewi sie weiter an und machte einen Schritt auf sie zu.
Was passierte hier?
,,Rewi, jetzt komm schon", flehend trat Felix wieder vor, wurde aber von der Pflegerin zurückgehalten.
,,Du solltest lieber ins Zimmer, Felix", die Pflegerin wich Rewis Blick nicht aus.
,,Die stecken dich auf 2, wenn du jetzt scheiße baust", Felix gab nicht auf und trat wieder vor.
In dem Moment traf ihn Rewis Faust ins Gesicht und sofort sank der rothaarige Junge zu Boden. Gleichzeitig drückte die Pflegerin einen Knopf an ihrer Hose und fast sofort ging am anderen Ende der Station die Tür zum Pflegerzimmer auf.
Ich wollte weggehen, aber ich konnte nicht. Mein Kopf verstand nicht, was er gesehen hatte.
Zwei Pfleger, Mark unter ihnen, liefen an mir vorbei zu Rewi. Dieser schlug jetzt noch wütender gegen die Wand.
,,Mexi!", rief in dem Moment eine andere Stimme. Leicht apathisch drehte ich meinen Kopf in Richtung des Speiseraumes und sah Rezo und Julien auf mich zukommen.
,,Was-", hob Rezo an und verstummte, als er meinem Blick folgte. Gerade hatte Mark Rewi zu Boden gedrückt und stützte sein Knie auf dessen Rücken, sodass Rewi nur bedingt wütend um sich schlagen konnte. Die Pflegerin half gerade Felix auf, der etwas taumelnd aufstand und sofort zu Rewi wollte.
,,Nicht jetzt, Felix", sagte die Pflegerin bestimmt, ,,Wir sehen uns deine Lippe erst einmal an." Sie griff nach Felix Arm und schob ihn sanft aber sicher in unsere Richtung.
Ich starrte immernoch wie versteinert auf das Szenario. Mein Kopf wollte immernoch verstehen, was passiert war. Aber es ging nicht. Irgendwas blockierte mein Denken.
,,Felix", Juliens Worte rissen mich aus meiner Starre, ,,Alles okay?" Er und Rezo traten zu Felix und der Pflegerin.
Ich folgte ihnen und musterte schockiert Felix Gesicht. Er blutete an seiner Lippe, welche leicht geschwollen war.
,,Geht", antwortete er schwach. Am meisten stachen jedoch die trüben und traurigen Augen hervor.
,,Ich versorge ihn erstmal. Danach kann er mit euch reden", die Pflegerin schob sich mit Felix an uns vorbei in Richtung des Pflegerzimmers.
Im nächsten Moment schrie erneut jemand und ich wich erschrocken zurück, als die Pfleger Rewi an uns vorbeieskortierten. Immernoch versuchte Rewi sich zu befreien, aber gegen beide Pfleger hatte er keine Chance. Sie hielten ihn mit Leichtigkeit in Schach und drückten ihn weiter den Flur entlang.
,,Komm mit, Mexi", Rezos Gesicht erschien vor meinem, ,,Wir gehen auf unser Zimmer."
Ich konnte den Blick nicht von Rewi abwenden. Erst als Julien mich am Ärmel packte und mit sich zog, wandte ich meinen Blick zu ihm. Ohne wirklich zu merken was ich tat, folgte ich ihm zu ihrem Zimmer. Der schwarzhaarige öffnete die Zimmertür und Rezo schob mich zu seinem Bett. Ich ließ mich darauffallen und starrte weiterhin ins Leere.
,,Du siehst ja fast schlimmer aus als Felix", stellte er besorgt fest und musterte mich.
,,Vermutlich der Schock", Julien kniete sich vor mich, ,,Mexi, was ist los?" Ich sah in seine dunklen Augen. Was war los?
Ich konnte es nicht wirklich sagen. Mein Kopf wollte nicht denken obwohl ich verstehen wollte, was passiert war.
,,Ich komm gleich wieder", Rezo verließ das Zimmer und Julien setzte sich im Schneidersitz vor mich.
,,Du hast einen Schock", sagte er ruhig. Ich musterte ihn nur. Aha.
,,Hier, trink", Rezo betrat das Zimmer wieder und hielt mir eine Flasche hin. Ich griff danach und trank ein paar Schlücke.
,,Du trinkst immernoch zu wenig", tadelte Rezo, ,,Die Flasche ist genauso voll wie letztes mal."
,,Danke", sagte ich einfach und stellte die Flasche neben Julien. Dann schloss ich die Augen. Erst da merkte ich, wie schnell mein Herz schlug und wie warm mir war. Ich öffnete meine Augen wieder und streifte mir dann schnell meinen Hoodie ab.
,,Mir ist warm", ich schmiss ihn neben mich. In dem Moment bereute ich es nicht, mir nichts angetan zu haben. Spätestens jetzt hätte man es gesehen.
,,Gehts?", fragte Julien nach einer Weile. Ich nickte. Mit jeder neuen Sekunde wurde mein Kopf wieder klarer. Rezo setzte sich neben mich.
,,Was ist mit Rewi?", fragte ich und sah von einem zum anderen.
,,Wissen wir nicht", gestand Rezo und musterte mich eingehend.
,,Mir gehts gut", log ich und begegnete seinem Blick.
,,Ist echt heftig, wenn man sowas zum ersten mal sieht", warf Julien ein, ,,Ging mir damals ähnlich."
,,Stimmt", erinnerte sich Rezo, ,,Damals war Julien eine Stunde nicht ansprechbar."
,,Damals?", fragte ich.
,,Ein Junge ist hier damals ausgetickt und hat gegen jede Zimmertür geschlagen und alles zusammengeschrien", erzählte Rezo, ,,Kurz nachdem Julien hier angekommen ist." Ich schauderte. Da war mir Rewi am Ende des Flures lieber.
,,Ist Rewi immer so?", fragte ich und bereute meine Frage sofort. Sie klang dumm. Natürlich war er nicht immer so.
,,Ein Grund wieso er hier ist. Und auf 2 war", Julien seufzte, ,,Ich hatte gehofft er hat das im Griff mittlerweile."
Auch Rezo sah zu Boden:,,Scheint wirklich schwerer zu sein, als ich dachte."
Ich schloss wieder die Augen. Noch immer viel es mir schwer alles zu verstehen. Aber eines war sicher: Ich saß wieder hier und die beiden mussten mich beruhigen. Schwach.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...