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Ich wachte von der Stimme einea Pflegers auf, der zusätzlich an die Zimmertür klopfte und sie schließlich öffnete. Sofort setzte ich mich auf und fuhr mir durch die Haare.
,,Aufstehen, ihr beiden", sagte er zum zweiten mal und sah erst zu mir, dann zu Felix, der nur einen kurzen Blick auf den Pfleger warf.
,,Ich komme in fünf Minuten wieder. Dann würde ich gerne mit dir reden, Felix", sagte er und musterte Felix.
,,Wieso?", fragte Felix nicht gerade begeistert.
,,Das würde ich gerne mit dir alleine besprechen", der Pfleger warf mir einen kurzen Blick zu ohne zu lächeln.
,,Können Sie auch vor Mexi sagen", brummte Felix und gähnte.
Doch der Pfleger schüttelte den Kopf und tippte auf seine Armbanduhr:,,5 Minuten, Felix."
Dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür.
Sofort klatschte Felix sich die Hände ins Gesicht und stöhnte genervt:,,Gott, fuckt mich diese Welt ab!"
Dann sah er zu mir und stand auf:,,Sry Mexi, nicht für ungut." Er seufzte und ging zu seinem Schrank.
Ich zuckte mit den Schultern:,,Stimmt ja."
Die Rangelei von gestern schoss mir wieder durch den Kopf und ich wünschte mir den Moment zurück in dem ich gelacht hatte. Aber die Erinnerung brachte das Gefühl nicht zurück. Den Gefallen tat mir mein Kopf nicht.
Also stand ich auf und schnappte mir meinen schwarzen Hoodie vom Boden. Zusätzlich entschied ich mich für die Jogginghose von gestern. Nicht sehr farbenfroh, aber ich war ja auch nicht auf Kinderfreizeit.
Felix schnappte sich ebenfalls eine Jogginghose, behielt aber sein T-Shirt an.
,,Geh schonmal essen, ich komm nach", sagte er genervt und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
,,Ich kann warten", bot ich an, aber Felix winkte ab.
,,Passt schon. Musst nicht hören, was Mister Großmaul zu sagen hat. Ich erzähls euch später", sagte er entschieden und versuchte ein Lächeln.
,,Okay", murmelte ich wenig überzeugt. Felix schien wieder in besonders guter Stimmung zu sein.
Ich verließ das Zimmer und ging den Flur zum Speiseraum entlang. Dabei zog ich mir wieder meine Kapuze über den Kopf und betrat dann den großen Raum mit den Tischen.
Heute hatte ich wieder keinen Hunger, anders als gestern.
Ich hatte fast einen halben Teller Nudeln gegessen, woraufhin Rezo mich mit Komplimenten überhäuft hatte und Julien mir symbolisch seinen Teller zugeschoben hatte. ,,Na, Nachschlag?", hatte er gewitzelt.
Ich schüttelte die Erinnerung ab und nahm mir eine Scheibe Toast und ein kleines Päckchen Nutella.
Damit ging ich zum Tisch, an dem bereits Julien und Rezo aßen.
,,Morgen Schlafmütze", begrüßte Julien mich, als ich mich setzte.
,,Wo ich Felix?", fragte Rezo mit einem besorgten Unterton in der Stimme.
,,Hat nen Gespräch mit den Pflegern", antwortete ich.
,,Klingt nicht gut", Julien sah zur Tür, aber Felix tat ihm nicht den Gefallen fröhlich in den Raum zu hüpfen.
,,Werden wir ihn wohl ausfragen müssen", meinte Rezo und griff nach meinem Nutella.
,,Ey", ich versuchte ihn aufzuhalten, aber er war schneller. Ohne Probleme öffnete er die Packung und schmierte mir die Nutella aufs Toast.
,,Ich bin kein Baby", maulte ich.
,,Allein sitzt du aber nur wieder davor", antwortete Rezo und schob mir mein Toast zu, ,,Essen."
Er lächelte und gabelte seinen Salat auf, während ich auf das Toast starrte.
Ich hatte nur die halbe Packung nehmen wollen und so war es einfach zu dick beschmiert.
Aber ich biss trotzdem einmal hinein und schluckte den Bissen runter.
Julien klatschte kurz.
,,Ich bin nicht essgestört", ich verdrehte etwas genervt die Augen. Mir war klar, dass sie es gut meinten, aber gerade übertrieben beide ein wenig.
,,Wissen wir", sagte Rezo schnell, ,,Es war symbolisch."
Ich nickte nur und sah aus dem Fenster. Die Sonne strahlte gerade in den Innenhof, den man von hier oben zum Teil einsehen konnte. Zum Pavillion konnte man allerdings nicht sehen.
,,Da kommt Felix", riss mich Rezo aus meinen Beobachtungen und ich sah zur Tür.
Eigentlich hatte ich einen niedergeschlagenen und betrübten Felix erwartet, aber er konnte sein Grinsen nicht wieklich verbergen. Ohne sich etwas zu Essen zu holen, ging er zu uns und setzte sich.
,,Erbst du Geld?", fragte Julien verwirrt, ,,Oder warum so glücklich?"
,,Rewi darf kommen, richtig?", rier Rezo und zeigte mit der Gabel auf Felix.
Erwartungsvoll sahen wir drei ihn an. Aber Felix ließ uns einen Moment zappeln und holte tief Luft.
,,Ja", brach es dann aus ihm heraus und er grinste wieder.
,,Bingo", Rezp klatschte ihn die Hände.
,,Nein, wie cool", Julien strahlte fast wie Felix.
,,Die Pfleger haben gemeint, sie würden uns beiden eine Chance geben und Rewi könnte dann heute Mittag kommen", erzählte Felix und lehnte sich zurück.
,,Das sind tolle Nachrichten", Rezo lächelte und warf einen Blick auf die Uhr, ,,Vorm Mittagessen?"
,,Nein, danach", antwortete Felix.
,,Wir holen ihn aber ab", stellte Julien klar, ,,Wie bei dir, Felix."
Dieser nickte:,,Ich hoffe wir dürfen."
,,Wird schwierig bei dir Felix", überlegte Rezo, ,,Aber vielleicht machen sie eine Ausnahme."
Felix zuckte mit den Schultern:,,Hoffe ich."
Die drei grinsten fast so sehr, wie bei der Nachricht, dass Felix kommen würden. Vor zwei Tagen erst war das gewesen.
Mir war es eigentlich egal ob Rewi kam oder nicht. Ich kannte ihn schließlich nicht und mit neuen Menschen verstand ich mich nicht unbedingt immer.
,,Wie macht ihr das dann mit den Zimmern?", fragte Julien.
,,Wissen sie noch nicht", murmelte Felix.
,,Na ja, erstmal ist es doch gut, dass er kommen darf", stellte Julien klar.
,,Wird schwierig mit Simon oder?", Julien sah zu Rezo und biss in sein Brot.
,,Oh fuck, könnte sein", Rezo verzpg das Gesicht.
,,Simon wird entlassen?", Felix sah zwischen Rezo und Julien hin und her.
,,Ja, heute Mittag auch", Rezo nickte.
,,Das sind ja gleich zwei tolle Nachrichten", Felix stand auf, ,,Ich geh mal im Pflegerzimmer nachfragen."
Ohne einen Kommentar abzuwarten, ging er zur Tür und verschwand im Flur.
,,So hab ich Felix selten erlebt", Rezo schüttelte lächelnd den Kopf.
Stimmt. So kannte ich Felix auch noch nicht.
Aber eine andere Sache schwirrte mir mehr durch den Kopf. Was würde mit mir sein, wenn Felix und Rewi in ein Zimmer kamen? Wollte ich wieder allein sein?

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