Pov Julien
Die Sonne schien in warmen Strahlen auf das Gras unter mir, während ich den breiten Weg entlangging.
Zu beiden Seiten erhoben sich kunstvolle Steine aus dem Boden und Blumen bedeckten die Erde davor. Ein Schmetterling ließ sich auf einem der Steine nieder, verweilte kurz und erhob sich dann wieder in die Luft.
Einige der Gräber waren sorgsam gepflegt, andere hatten ihren Bewohner bereits vergessen.
Ich umrundete einen weißen Grabstein, dann bog ich nach rechts und blieb schließlich vor zwei Gräbern stehen.
Das linke Grab war von blauen Kornblumen übersäht. Lediglich eine weiße Kerze durchbrach das blau.
When I die, don't cry, look at the sky and say Goodbye stand in geschwungenen Buchstaben in den grauen Stein dahinter gehauen. Darunter hatte man Yannik Sieger, sowie seinen Geburts- und Todestag in silbernen Buchstaben auf den Stein geklebt. Doch lediglich das letzte Wort, welches ganz unter auf dem Stein geschrieben stand, hatte eine Bedeutung für mich. Rezo.
Das Grab daneben war weniger gepflegt. Es war mit grünem Efeu bedeckt und nur eine ebenso weiße Kerze durchbrach die Pflanzen. Der Grabstein dahinter glich dem anderen. Lediglich die Schrift unterschied sich.
When I'm dead, think in your head, about the memories we made, as long as you live, there is no fade stand in ebenso geschwungenen Buchstaben auf dem Stein. Der Name Maximilian Henke war ebenfalls in den Stein gehauen, darunter Geburts- und Sterbedatum. Doch auch hier war es das letzt Wort, dem ich wirklich Beachtung schenkte: Mexify.
Ich kniete mich auf dem weichen Gras nieder und musterte beide Gräber.
Sie waren fort, beide. Rezo hatte sich im Januar das Leben genommen und Mexify war ihm im März gefolgt. Anfang Juni war ich entlassen worden, kurz nachdem Felix zurück auf Station 3 gekommen war. Jetzt war es Ende Juni. Die Zeit war viel zu schnell vergangen.
Ich hatte Rewi näher kennengelernt, neue Patienten ins Herz geschlossen, an meiner Psyche gearbeitet, doch Rezo und Mexi hatten mich jeden Tag begleitet. Es hatte keinen Abend gegeben an dem ich nicht an die gemeinsame Zeit gedacht hatte.
Rezo war mir in der langen Zeit ein sehr guter Freund geworden und Mexify hatte ich ebenfalls sehr ins Herz geschlossen.
Nachdenklich strich ich über den grauen Stein, der beide Gräber trennte. Vermutlich hätte man beiden ein gemeinsames Grab geben sollen. Sie waren sich so ähnlich gewesen, das mich Mexis Suizid nicht hätte wundern sollen.
Anders als Felix hatte ich es nicht geahnt. Als Mexi entlassen worden war, hatte ich wirklich versucht daran zu glauben, dass er es schaffen würde. Auch wenn es dumm gewesen war, so offensichtlich wie er hatte sterben wollen. Hättest du es verhindern können? Nein.
Ich seufzte und strich über die Kornblumen. Rewi und ich waren bei beiden Beerdigungen gewesen. Beide hatten mich innerlich zerrissen. Rezos war größer gewesen als die von Mexi.
Es war mehr geweint worden, die Blunen waren prachvoller gewesen, die Reden bewegender. Mexis hingegen war schlicht gewesen, wenige Menschen und eine stillere Atmosphäre hatte geherrscht.
Die Idee mit den Grabsteinen war von Rewi. Die Kornblumen waren meine, genau wie der Efeu.
Felix war noch nie hier gewesen und ich war mir auch nicht sicher ob er je hierherkommen würde. Vermutlich würde es ihn brechen. Von uns allen hatte der Suizid der beiden ihn am härtesten getroffen. Nach Mexis Tod hatte er sich erneut geweigert zu essen und nur durch regelmäßige Besuche von Rewi war es den Pflegern gelungen ihn weiter dort zu behalten.
Beide waren immernoch dort und würden es auch noch eine Weile sein. Und das war gut so. Sie hatten einander und mehr schienen sie nicht zu brauchen.
Taddl war vor einem Monat in eine Tagesklinik gewechselt. Seit Mexis Tod hatte ich ihn nur selten gesehen, aber auch er war vom Suizid der beiden gezeichnet. Auch wenn er es nie zugegeben hätte, ihn hatte es härter getroffen Rezo zu verlieren, als er sich eingestehen wollte.
Mich hatten sie in eine normale Therapie eingegliedert und Anfang des Monats entlassen. Es war merkwürdig gewesen nach so vielen Monaten wieder zuhause zu sein.
Nach den Ferien würde ich wieder in die Schule gehen und an meinem Abitur arbeiten. Und auch wenn ich mir noch nicht sicher war, wie ich mich eingliedern würde, ich hatte bisher so viel geschafft, dass ich auch das meistern würde.
Ich stand auf und musterte erneut die Gräber. Vermutlich hatte ich immer gehofft eines Tages mit beiden außerhalb der Klinik zu leben. Zu sehen wie sie im Leben zurechtkamen und über sich hinauswuchsen.
Und bei Rezo war ich mir sogar sicher, dass er es geschafft hätte. Aber so sehr es auch schmerzte, ich konnte ihn verstehen. Er hatte lange gekämpft, mit seinen Gedanken gerungen und aich entschieden, dass ihm das Leben all das nicht wert war.
Bei Mexi war das anders. Er hatte einfach keine Kraft mehr gehabt. So kaputt er auch gekommen war, umso kaputter hatte man ihn schließlich entlassen. Und so sehr ich beide verstand, so sehr schmerzte es sie nie wiederzusehen.
Sie würden nie erleben wie mein Leben verlaufen würde und ich würde nie wieder mit einem von beiden reden können. Sie waren fort, wo auch immer.
Als Kind hätte ich daran geglaubt, dass sie in einem Himmel waren. Friedlich am Leben und beisammen. Doch jetzt war ich fast erwachsen und für mich kam nach dem Tod nichts mehr.
Ich hoffe dennoch, dass ihr euren Frieden gefunden habt.
Mein Blick fiel auf mein Handgelenk und ich drehte das Freundschafsarmband, dass ich immernoch trug. Eine letzte Erinnerung an beide. Beide waren mit ihrem beerdigt worden und auch wenn es sinnlos schien, es hatte eine gewisse Theatralik. Als wäre sie über den Tod hinaus immernoch mit Felix, Rewi und mir verbunden.
Von Rezo hatte ich keinen Abschiedsbrief bekommen und Mexi hatte keinen hinterlassen. Es war das einzige, was mir von beiden blieb.
Eines Tages werde ich euch folgen, aber nicht jetzt. Jetzt ist es Zeit, dass ich mein Leben lebe. Ihr werdet stets einen Platz in meinem Herzen haben und ich bin euch dankbar für die gemeinsame Zeit. Ich durfte von euch lernen, mit euch lachen und erleben was Freundschaft ist. Danke, dass ich euch hatte. Ich hoffe ihr habt euren Frieden gefunden. Danke für alles, Rezo und Mexi...-----------------------------------------------
Hey, hiermit endet also mein Buch nach 1 1/2 Jahren, wow.
200 Kapitel mit mindestens 1000 Wörtern, also 200.000 Wörtern insgesamt.
Was ich noch loswerden möchte: Ich weiß, dass das hier viele lesen, die ebenso fühlen wie die Protagnoisten des Buches. Jedoch kann ich jedem einzelnen versprechen, dass es sich lohnt für sein Leben zu kämpfen. Wenn man ein faires Leben erwartet, hat man verloren. Denn das Leben ist nicht fair, so unfair es auch erscheint. Wenn man ein glückliches Leben möchte, dann muss man kämpfen und dann verspreche ich euch, dass es sich lohnen wird. Bleibt stark und zeigt der Welt, was für einzigartige Wesen wir doch sind.
Da nun häufiger Fragen zu einem zweiten Teil kamen: Ich denke, dass ich dem Wunsch vieler, Rezos Geschichte zu verfassen nachkommen werde. Ob und wie steht allerdings noch in den Sternen. Ich habe viele andere Bücher denen ich mich gern zuwenden würde und werde man sehen was die Zukunft bringt. Mexis Geschichte ist erzählt, hierzu wird kein zweiter Teil kommen. Falls Rezos Geschichte kommen wird, werdet ihr sie irgendwann hier finden, also schaut einfach mal regelmäßig vorbei oder folgt mir, falls es wen interessiert.
Nun am Ende des Buches würde ich mich über all eure Gedanken, Kritik, Lob und allem möglichen zu diesem Buch freuen. Ich liebe eure Kommentare und möchte noch einmal danke für den unzähligen Support jedes einzlenen sagen. Danke an die Kommentarstreiber, Stimmenabgeber, stillen und aktiven Lesen: Es bedeutet mir viel, wirklich.
Danke für alles, bleibt tapfer <3
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...