-141-

546 68 8
                                    

Ich schloss die Tür hinter mir und seufzte.
,,Alles okay?", fragte in dem Moment eine Stimme neben mir. Sofort zuckte ich zusammen und machte einen Schritt zur Seite.
,,Ey sry, wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte sich Felix sofort und stieß sich von der Wand ab, an die er sich gelehnt hatte.
,,Ach du bists", ich schüttelte den Schrecken ab und setzte ein Lächeln auf.
,,Ja klar, wer sonst?", fragte Felix etwas verwirrt und erwiderte es.
,,Keine Ahnung", ich strich mir verlegen eine Strähne aus dem Gesicht, ,,Was machst du hier?"
,,Keine Ahnung", antwortete er beiläufig, ,,Rewi ist auf 2 zur Therapie und hatte nichts zu tun."
,,Ah", ich nickte, auch wenn ich immer noch nicht ganz klar im Kopf war. Bisher hatte Felix noch nie nach meiner Therapisitzung auf mich gewartet.
,,Wie wars?", fragte Felix und ging den Flur entlang. Ich folgte ihm.
,,Okay, wies halt ist", wich ich seiner Frage aus.
,,Und wenn du ehrlich bist?", fragte er weiter und musterte mich mit einem Seitenblick.
,,Scheiße", ich musste kurz lachen. Felix belog man nicht so einfach wie eine Therapeutin.
,,Ich würd ja gern sagen mit der Zeit wirds besser", Felix seufzte, ,,Aber das wirds leider nicht. Tut mir Leid Mexi." Ich nickte nur. Hätte ich ihm auch nicht geglaubt, wenn er es gesagt hätte.
,,Kannst ja nichts dafür 'lix", ich grinste in seine Richtung.
,,Lix?", fragte er lachend.
,,So nennt Rewi dich doch manchmal oder?", fragte ich. Ab und an hatte Rewi Felix so genannt, auch wenn ich selbst die Abkürzung nie genutzt hatte.
,,Achso ja", Felix lächelte, ,,Aber ist eher so nen Ding zwischen Rewi und mir, deswegen war ich verwirrt."
,,Hatte auch nicht vor dich so zu nennen", ich lächelte ebenfalls. Dann bog Felix in den nächsten Flur ein.
,,Willst du mit zu uns?", fragte er und drehte sich zu mir um.
,,Wieso nicht? Hast mich ja schließlich abgeholt", ich folgte ihm. Dabei wurde mir klar, dass ich noch nie im Hellen in Rewis und Felix Zimmer gewesen war, seit Felix aus meinem Zimmer ausgezogen war. Es schien Ewigkeiten her, dass wir beide uns ein Zimmer geteilt hatten. Dabei waren es nur Wochen, vielleicht wenige Monate.
,,Cool", Felix hielt vor seiner Zimmertür und öffnete diese. Dann hielt er sie mir auf und machte eine einladende Handbewegung. Ich lächelte und betrat das helle Zimmer.
Dann sah ich mich darin um. Es war genauso aufgebaut wie die anderen Zimmer, die ich kannte. Zwei Betten, ein Tisch, zwei Stühle, der große Holzschrank und Lampen. Felix Bett war leicht zu erkennen. Der Teddybär, der mir seit Felix Einzug auf Station 3 aufgeffallen war, lag auf seinem Kopfkissen. Ich musterte diesen für einen kurzen Moment. Er hatte für mich nie zu dem so ehrlichen Felix gepasst.
,,Ey, den Teddy mag ich", lachte Felix, der meinen Blick bemerkt hatte, während die Tür ins Schloss fiel.
,,Achso, nein, ich habe nichts dagegen", stammtelte ich sofort. Ganz im Gegenteil. Es machte Felix irgendwie noch sympatischer.
,,Habe ich damals auf 4 gemacht", er ließ sich auf seinem Bett nieder und griff nach dem Stofftier.
,,Hattest du mal erwähnt", erinnerte ich mich.
,,Habe ich dir auch erzählt wieso er mir so viel bedeutet?", fragte er und musste lachen.
,,Ich glaube nicht", ich ließ mich auf einem der beiden Stühle nieder und beobachtete Felix. Felix Blick ruhte immernoch auf dem Teddybären und er überlegte einen Moment.
,,Ich habe den damals als Abschiedsgeschenkt für Rewi gemacht", er sah zu mir, ,,Bevor ich zum Bahnhof gegangen bin, habe ich den mit einer Nachricht an Rewi auf dessen Bett hinterlassen. Ich habe irgendwie gehofft, dass das ein kleiner Trost für ihn wäre."
,,Verstehe", ich nickte und versuchte mir Felix Situation vorzustellen. Wenn ich Rezo einen Teddybären gemacht hätte und dann gegangen wäre, hätte er mir das wohl nie verziehen. Rewi vermutlich auch nicht.
,,Als Rewi dann auch auf 2 gekommen ist, hat er ihn mitgenommen und mir dort zurückgegeben", fuhr Felix fort, ,,Ich halte echt nicht viel auf so Dinge, aber Rewi hat ihn mir nur gegeben, damit ich weiß, dass er es mir nie verzeihen würde, wenn ich gehe. Und sich selbst auch nicht."
Ich nickte. Ich würde es auch keinem von euch je verzeihen. Auch wenn das egoistisch ist.
,,Seitdem versuche ich wirklich zu bleiben, weißt du?", er warf mir einen kurzen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, ,,Aber es ist schwer."
,,Ich weiß", sagte ich sofort. Felix musterte mich interessiert, fragte jedoch nicht nach, wofür ich ihm sehr dankbar war. Dann schwieg er wieder.
,,Ich finde das cool", sagte ich dann leise und zeigte auf den Teddybären, ,,Auch wenn es nicht immer einfach ist, ist das deine Erinnerung es zu versuchen."
Felix dachte einen kurzen Moment nach, dann nickte er:,,Ja, es ist meine Erinnerung zu bleiben, das stimmt. Vorallem für Rewi, aber auch für euch."
,,Ich wäre froh wenn du bleibst", ich warf ihm ein kurzes Lächeln zu.
,,Danke", er nickte und legte den Teddybären neben sich ab. Dann musterte er mich.
,,Ich finde es interessant wie viel Mühe du dir gibst andere aufzumuntern", sagte er dann, ,,Und wie wenig du es bei dir selbst zulässt."
,,Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt.
Felix stand auf und setzte sich auf den anderen Stuhl mir gegenüber:,,Du versuchst immer die richtigen Worte zu finden um anderen ein gutes Gefühl zu geben, aber wenn man dir etwas ehrliches, nettes sagt, überspielst du es mit einem Lächeln, statt es anzunehmen."
,,Tue ich nicht", wehrte ich ab.
,,Und du bist ein schlechter Lügner", Felix grinste. Sofort schwieg ich und seufzte. Felix war wirklich gut. Und irgendwo hatte er leider auch Recht. Ich wehrte mich dagegen, wenn ich Komplimente bekam. Wieso wusste ich ja selber nicht einmal. Vielleicht, weil ich nicht denke, dass irgendetwas an mir toll sein kann?
,,Das üben wir noch", Felix stand auf, ,,Kriegen wir hin."
,,Okay", ich nickte nur. Wirklichen Glauben schenkte ich seinen Worten jedoch nicht.
,,Gehen wir essen, Mexi", er musterte mich, ,,Und heute Abend erzählst du uns mal alles."
,,Was soll ich denn erzählen?", versuchte ich der Frage auszuweichen und stand ebenfalls auf.
,,Ich merke, dass da mehr war die letzten Tage, als nur deine Schnitte", er zeigte kurz auf meine Arme, die ich sofort hinter meinem Rücken verschwinden ließ, als könnte er meine Schnitte durch den Stoff des Hoodies sehen.
,,Und wenn nicht vor allen, erzähl es wenigstens mir", er ging zur Tür, ,,Irgendwo bist du uns aber schon eine Erklärung schuldig." Ich seufzte und folgte ihm.
Vielleicht...

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt