Ich kannte schlechte Tage. Sie waren schon seit langem ein Teil von mir. Wie ein Schatten folgten sie mir durchs Leben und legten sich bei Nacht wie ein undurchdringlicher Mantel um mich.
Aber so schlecht wie heute hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Den ganzen Morgen hatte ich im Bett verbracht. Tränen und die bittere Enttäuschung hatten mir abwechselnd Gesellschaft geleistet. Ich war nicht zum Mittagessen gegangen, hatte mir stattdessen zwei Kopfschmerztabletten geben gelassen und versucht irgendwie Schlaf zu finden. Vergeblich.
Irgendwann hatte Julien an die Tür geklopft und irgendwas gesagt, aber ich hatte einfach nicht hingehört. Hatte ihn ignoriert, obwohl mein Herz bei jedem Wort ein Stück weiter zerbrochen war. Ich wusste nichtmal, wie lange er da gewesen war, aber irgendwann war er wohl gegangen, denn mein Zimmer war wieder still und leer.
Ich wollte sie nicht verlieren, aber ich hatte es bereits.
Und jetzt lag ich immernoch da und starrte an die verdammte weiße Decke über mir, die genauso sinnlos zu sein schien wie ich. Meine Gedanken kreisten von Rezo zu Julien und den Anderen und zurück. Denn einen anderen Gedanken konnte ich gerade sowieso nicht fassen.
Sie hatten sich seit meiner Aufnahme um mich gekümmert, hatten mich so akzeptiert wie ich war und immer versucht mir irgendwie zu helfen. Irgendwann waren wir vermutlich Freunde geworden. Irgendwo zwischen Zeilen eines Buches, das von einem sinnlosen Jungen in einer scheiß Psychiatrie handelte. Der Autor schrieb dem Jungen immer mehr Schmerz auf die Haut. Und als seine Haut damit übersäht war, schrieb er sie ihm ins Herz, damit er weiter litt. Wieso kannst du mich nicht einfach sterben lassen?
Ich schüttelte fen Kopf. Wie sinnlos es war, das zu denken. Es gab keinen Autor, der mein Leben schrieb. Es gab kein Buch, es war mein reales Leben. Und es gab nur mich, der es beenden konnte.
Ich seufzte. Ja, vermutlich gab es zwischen meinen Gedanken auch noch einen weiteren: Selbstmord. Dieses mal nur würde er funktionieren und es keinen weiteren Aufenthalt in einer Klapse geben. Dieses mal würde ich es wirklich durchziehen, ohne das mich jemand rettete. Dieses mal war ich schlauer. Dieses mal hatte ich einen Grund mehr zu gehen.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach meine Gedanken, aber ich bleib einfach liegen. Es war egal, wer da war. Es war alles egal.
,,Hallo Maximilian", Herr Pfeifer öffnete die Tür, ,,Gleich gibt es Abendessen. Fühlst du dich dazu in der Lage?" Er lächelte. Also erwiderte ich es. Qualvoll. Leidend. Schlecht gespielt. Aber er schien es zu glauben.
,,Klar", ich bemühte mich so sehr stark zu klingen, dass ich es mir fast selbst abkaufte.
,,Sehr schön, dann sehen wir uns gleich", er lächelte wieder und verließ das Zimmer. Und sofort sank ich wieder auf mein Bett zurück und fuhr mir über das Gesicht.
Mir war immernoch schlecht und Hunger hatte ich auch keinen. Aber ich wollte auch nicht, dass die Pfleger etwas merkten. Eine versäumte Mahlzeit nahmen sie mir noch ab, aber bei meinem Gewicht würden sie bei zwei Maßnahmen ergreifen.
Mein Gewicht. Irgendwie schien jeder außer mir ein Problem damit zu haben. Ich hatte nie das Gefühl gehabt zu wenig zu wiegen, zu dünn zu sein oder zu wenig zu essen. Mehr hatte ich nur einfach immer dann gegessen, wenn es nötig war. Hunger hatte ich selten, meist aß ich nur um irgendwie Energie für den Tag zu haben.
Menschen wie Felix waren da anders. Sie aßen bewusst nicht, wollten diesen dürren Körper. Wieso auch immer. Aber es war vermutlich eines der Dinge, die ich nicht verstand. Während andere wiederum mich nicht verstanden...
Ich fasste mir an den Kopf und beendete meine Gedanken damit. Trotz der Kopfschmerztabletten hatte ich wirklich Kopfschmerzen. Vom Denken oder von Leben?
Etwas ungelenk setzte ich mich auf und gähnte. Statt zu Essen sollte ich lieber schlafen. Da konnte ich den Gedanken immerhin meist entrinnen. Aber ich hatte keine Wahl.
Ich stand auf und fast sofort schoben sich schwarze Punkte vor mein Sichtfeld und ich schwankte. Fuck. Gerade noch rechtzeitig stützte ich mich an der Wand neben mir ab und verhinderte damit, dass ich einfach zur Seite wegklappte. Ich holte tief Luft und blinzelte einige Male, bis meine Sicht wieder klarer wurde. War das jetzt die Erschöpfung oder ein Zeichen etwas Essen zu sollen?
Ich fasste mir wieder an den Kopf und schüttelte mich. Vielleicht sollte ich wenigstens ein halbes Brot essen. Auch wenn es bedeutete, dass ich den Anderen begegnen konnte. Unschlüssig stand ich vor der Tür, bis ich sie dennoch öffnete.
Mit schnellen Schritten ging ich den Flur bis zum Speiseraum entlang und warf einen Blick zum Tisch. Zu meiner Enttäuschung saßen Rewi und Felix bereits dort und redeten miteinander. Gegen meinen Willen zwang ich mich dazu mir ein Brot mit einer Scheibe Salami auf einen Teller zu legen und damit in Richtunf der beiden zu gehen. Fast sofort hob Rewi den Kopf und winkte mir übertrieben zu. Ich biss mir auf die Lippen und setzte ich ohne ein Wort auf meinen Platz.
,,Hey Mexi, wo warst du heute Mittag?", fragte Rewi und musterte mich. Ich wich seinem Blick aus und biss stattdessen wortlos in mein Brot. Es schmeckte irgendwie seltsam fad. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich seit gestern Mittag kaum etwas gegessen hatte.
,,Alles okay?", fragte Felix weiter und musterte mich ebenfalls. Ja, natürlich. In meinen Augen sammelten sich wieder Tränen. Sie wusste genau was mit mir war. Wieso stellten sie mir diese Fragen.
Wieso machten sie alles so unnötig kompliziert? Wieso konnten sie mich nicht einfach hassen, wie Rezo es tat.
Die erste Träne tropfte auf meine Hose und ich wischte mir schnell über die Augen. Fuck, wieso weinte ich wieder?
,,Mexi, wir-", began Rewi zögernd, aber ich stand einfach auf, nahm mein Brot und ging in Richtung Tür. Weitere Tränen lösten sich aus meinen Augen.
Ich war gefangen in einer Endlosschleife. Zum Essen. Weinen. Gehen. Weinen. Mich hassen. Weinen. An Rezo denken. Weinen. Schlafen. Weinen. Und das immer wieder.
Ich muss es einfach beenden so schnell ich kann... ich halte das keinen einzigen Tag mehr aus!
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...