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Wir warteten noch bis sich auch die zweite Glastür schloss, aber Simon drehte sich nicht nochmal um.
Schließlich wandte sich Rezo zuerst ab und lächelte kurz:,,Den werden wir so schnell nicht mehr wiedersehen."
Felix nickte und lächelte ebenfalls:,,Schön wärs."
Julien legte ihm den Arm um die Schulter:,,Dich würden wir nie wieder sehen."
Felix tauchte unter dem Arm weg und verdrehte die Augen:,,Deswegen lassen sie mich nicht raus."
,,Spasti", grinste Julien und übernahm die Führung. Wir passierten erneut den Speiseraum, aber dieses mal sah Ardy nicht zu uns.
,,Na, schon fertig?", die Frau, die uns vorhin begrüßt hatte, trat zu uns. Rezo nickte und deutete dann zur Tür zum Innenhof:,,Wir würden draußen zurück gehen, wenn das geht?"
Die Frau zuckte mit den Schultern:,,Ich denke das lässt sich einrichten." Damit ging sie zur Tür und schloss diese für uns auf. Kühle Luft schlug uns entgegen und ich fröstelte. Aber Rezo ging entschlossen nach draußen und sog die kühle Luft auf.
,,Tschüss ihr vier", die Frau schloss ohne eine Antwort die Tür wieder hinter uns.
,,Wieso willst du denn draußen lang?", fragte Julien verwirrt und verschränkte die Arme. Ich verzog meine Hände in meine Ärmel und steckte sie dann in die Bauchtasche des Hoodies.
,,Naja, wenn wir schon nicht ganz raus dürfen", fing Rezo an und blieb dann stehen. Er sah zum Himmel und verharrte so einen Moment. Ich folgte seinem Blick. Woran dachte er?
Die Wolken dort oben waren grau. Farblos. Und sie waren auch kein Zeichen für Hoffnung. Eher für ein bevorstehendes Unwetter. Und die Kälte machte es auch nicht besser.
,,Mir ist kalt", sagte Felix und ging an Rezo vorbei, ,,Ich geh schonmal zum Mittagessen. Ich sag, dass ihr nachkommt."
,,Ich komme mit", Julien folgte ihm und warf mir einen fragenden Blick zu. Auch wenn ich ihm nur allzu gerne auch gefolgt wäre, schüttelte ich den Kopf und beobachtete dann wie die beiden den Innenhof verließen.
Mein Blick wanderte wieder zu Rezo, der immernoch in den Himmel sah.
,,Frierst du nicht?", fragte ich schließlich, als ich nach einer Weile.
,,Nicht wirklich", antwortete Rezo und sah zu mir, ,,Aber dir schon."
Ich schüttelte den Kopf:,,Nein."
,,Das ist gelogen", Rezo grinste und betrachtete mich. Sofort wandte ich den Blick ab.
,,Der Himmel ist das einzige Stück Außenwelt hier drinnen", Rezo warf noch einen kurzen Blick auf die Wolken, bevor er wieder zu mir sah.
,,Wow, graue Wolken", sprach ich meinen Gedanken laut aus. Was fand man schon daran?
Rezo zuckte mit den Schultern:,,Besser als nichts." Ich sah ihn fragend an.
Er seufzte, bevor er antwortete:,,Auf 2 gab es nicht viele Wolken zu sehen. Nicht das ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, aber-" Er stockte und überlegte:,,Ist schwer zu erklären wie die Geschlossene ist." Ich nickte, obwohl ich ihn nicht verstand.
,,Vielleicht finde ichs noch raus", scherzte ich und versuchte ein lächeln.
Rezo warf mir einen ernsten Blick zu:,,Hoffe ich nicht."
Ich zuckte mit den Schultern:,,Ob hier oder da, wo ist der Unterschied? Felix war auch da, Rewi auch. Und du erst Recht. Sogar Taddl war da. Und ihr lebt ja alle noch, was soll passieren?"
Rezo sah mich eine ganze Zeit schweigend an. Seine blauen Augen schienen jedoch nicht wirklich auf mich fixiert.
,,Es ist kein schöner Ort", sagte er dann einfach und legte den Kopf zur Seite.
,,So viel besser kann 3 nicht sein", brummte ich und warf einen bösen Blick zum Himmel als wären die Wolken Schuld daran, dass ich hier war.
Rezo holte Luft, sagte dann aber doch nichts. Stattdessen zuckte er nur mit den Schultern. Es war klar, das er gerade nicht über seinen Aufenthalt in der Geschlossenen reden wollte. Also schluckte ich meine Fragen runter.
Dann verschränkte ich die Arme:,,Woher hattest du eigentlich die Klingen?" Ich sah ihn genau an, aber sein Gesicht verriet nichts.
,,Das sage ich dir nicht, Mexify", wich er aus.
Aber ich ließ nicht locker:,,Wenn ich rankommen will, komme ich bestimmt irgendwie ran. Dann kannst du es mir auch sagen."
Rezo schüttelte den Kopf:,,Das denkst du."
,,Ja, das denke ich", stellte ich etwas genervt klar. Wieso konnte er es nicht einfach sagen? Mit einer Klinge würden sich wenigstens einige Probleme hier drinnen beheben lassen.
,,Du darfst dir Schmerzen antun und ich nicht?", fragte ich ihn weiter, als er nichts weiter sagte.
Rezo sah mich mit einer gewissen Fassungslosigkeit an:,,Ich will nicht, dass du dir was antust. Deswegen sag ich es dir nicht" Ich erwiderte den Blick, auch wenn mich das viel Überwindung kostete.
,,Ich will mir aber was antun!" Es tat weh das zu sagen. Aber in diesem Satz lag all die gestaute Traurigkeit, die Hoffnungslosigkeit, einfach alles.
Ich wusste selbst nicht, wieso ich das gerade sagte. Wieso ich es hier im Innenhof sagte, vor Rezo. Ich spürte Tränen in mir aufsteigen. Tränen die ich jetzt schon länger zurückgehalten hatte.
Rezos Miene wurde weicher, als er mich so sah. Und ich wollte wegsehen. Ihm nicht zeigen, was ich fühlte. Aber ich blieb stehen und sah ihn fest an, während meine Fassade bröckelte.
Schwächling...
Ich erwartete, dass Rezo sauer wurde. Oder das er ging. Aber stattdessen ging er zu mir und umarmte mich. Er drückte mich an sich, wie er es schon öfter getan hatte.
Und statt das ich ihn wegstieß, umarmte ich ihn auch. Ich tat es einfach. Es war ein Reflex, dem ich mich nicht wiedersetzen konnte.
,,Ich will nicht das du dir was antust, Mexify. Wir sind jetzt Freunde", sagte Rezo leise.
,,Du tust dir auch was an", flüsterte ich und bemühte mich weiterhin nicht zu weinen.
Mexify, ist er dir jetzt etwa wichtig geworden?!
Fast hätte ich mich aus der Umarmung gerissen, als der Gedanke mich durchzuckte. War Rezo mir wichtig?
,,Ich versuchs nicht zu tun", antwortete Rezo und drückte mich noch mehr an sich, ,,So wie du, verstanden?"
Ich nickte, ohne es zu merken.
Was ist los mit dir?
Er ist dir nicht wichtig.
Es ist dir egal, wenn er sich was antut.
Es ist dir egal, wenn du dir was antust.
Aber ihm nicht...

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt