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,,Ich will die Kichererbse auch hören", Julien kam mir zu Hilfe und drückte Rezo von mir runter.
,,Ey!", dieser versuchte sich an mir festzukrallen, aber ich rollte mich gerade noch rechtzeitig weg.
Dafür warf sich jetzt Felix mit seinem ganzen Gewicht auf meinen Rücken und ich keuchte erstickt auf. Er war wirklich ziemlich leicht für einen Jungen mit seiner Größe und trotzdem drückte er mich aufs Bett.
,,Komm, lach nochmal", Rezos Gesicht erschien neben mir. Julien saß ebenfalls auf seinem Rücken und drückte ihm die Hände auf den Rücken.
,,Sie haben das Recht zu schwei-", begann er triumphierend, aber Rezo rollte sich mit einem Ruck auf den Rücken und Julien schaffte es gerade so auf ihm sitzen zu bleiben.
Und wieder musste ich lachen. Es sah einfach zu lustig aus, wie verwirrt Rezo Julien ansah. Er schien fest damit gerechnet zu haben, dass Julien durch die Bewegung zur Seite gefallen wäre.
Ich hatte mein eigenes Lachen schon so lange nicht mehr gehört, dass es mir wie das Lachen eines Fremden vorkam. Wie lange hast du nicht mehr gelacht...?
Felix grinste und drückte meinen Kopf weiter in die Decke meines Bettes bis mein Lachen nur noch gedämpft zu hören war.
Im nächsten Moment verschwand sein Griff und Julien hatte sich wieder auf Felix geworfen.
,,Ich will Mexify lachen hören, du Deppen", Julien grinste Felix an, der jetzt von ihm an die Wand gedrückt wurde.
,,Was du nicht sagst", Felix grinste frech zurück, ,,Als nächstes willst du ihn dann stöhnen hören oder wie?"
Wir alle lachten und ich drehte mich auf den Rücken um das Ganze besser beobachten zu können.
Jetzt war es Rezo, der wieder über mich kletterte und sein Grinsen nicht verbergen konnte.
,,Die Idee ist gut Felix. Komm Mexilein, stöhn für mich", sagte er mit tiefer Stimme, aber dann musste er wieder lachen und ich musste wieder mitlachen.
Rezo ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich fallen und ich drückte mich lachend gegen ihn.
,,Runter du Mops", lachte ich.
Aber Rezo konnte sich gar nicht mehr einkriegen und sein Versuch aufzustehen misslang.
Plötzlich war da noch mehr Gewicht auf mir und im nächsten Moment warf sich auuch noch Felix auf Julien. Jetzt langen alle drei auf mir.
Der Druck auf der Brust war so stark, dass mir das atmen schwer fiel, aber gleichzeitig war es mir fast egal.
Was ich gerade fühlte war so lange in Vergessenheit geraten gewesen, dass ich es nicht kaputt machen wollte. Es tat gut. Wie eine Zigarette, nur ohne den bitteren Geschmack.
Rezos Geischt war direkt neben meinem und ich hörte sein Lachen so nah an meinem Ohr, dass ich nicht aufhören konnte zu grinsen.
So glücklich hatte ich noch keinen der drei erlebt. Gerade schien es egal zu sein, dass wir in einer Psychiatrie waren.
Das wir krank waren.
Das wir sterben wollten.
Das wir Medikamente nahmen.
Das wir lebten.
Gerade lebten wir. Wir überlebten nicht nur, gerade lebten wir.
Und es ließ mich frösteln so gut tat es. Mein Lachen, dass der Anderen.
Selbst das Gewicht auf mir schien leicht wie eine Feder zu sein.
Schließlich ging Felix als erster runter und auch Julien stand auf.
,,Sorry Mexi", entschuldigte sich Rezo und ging endlich lachend von mir runter.
Ich stand lächelnd auf und setzte mich an die Wand. Dann holte ich tief Luft und genoss es ohne Druck auf der Brust zu atmen.
,,Wir sind so dumm", lachte Felix auf und strich sich durch die Haare.
,,Wir sind psychisch gestört, was erwartest du?", konternte Julien. Aber er grinste.
Rezo strich sich seinen Hoodie glatt und grinste immernoch. Dann warf er einen Blick aus dem Fenster. Ich folgte ihm. Draußen ging gerade die Sonne unter und warf ihre letzten Strahlen ins Zimmer.
Auch Felix und Julien sahen jetzt raus und Julien ging sogar zum Fenster.
,,Sonnenuntergänge sind wirklich schön", kommentierte Felix und seufzte dann.
Vermutlich war das der Moment in dem sein Grinsen wieder verschwand und wieder ein Nachdenklicher Ausdruck in sein Gesicht trat. Er ging zu seinem Bett, setzte sich darauf und musterte uns.
Ich sah auf den Boden.
Langsam verging auch mein Grinsen. Ea war lustig gewesen, sehr sogar. Ich hatte sogar gelacht.
Gott, wie lange war das her? Mehrere Monate. Ich konnte nicht mal mehr sagen wann und wieso.
Es machte mich irgendwie seltsam traurig. Unsere Rangelei hatte mich leben lassen. Es gab Menschen, die dieses Gefühl zu leben täglich hatten. Die lachend durchs Leben gingen.
Statt in einer scheiß Psychiatrie auf den Tod zu warten...
,,Müssen wir öfter machen", Rezos Stimme ließ mich zusammemzucken und ich sah zu ihm. Sein Grinsen war noch nicht verschwunden.
,,Oh ja", Juliens Grinsen auch nicht. Er zeigte zur Tür. ,,Abendessen?", fragte er.
,,Gute Idee", Rezo stand ächzend auf und streckte sich, ,,Du hast mir irgendwas ausgekugelt, Julien."
,,Gar nicht wahr", Julien schüttelte nur den Kopf und ging zur Tür.
Ich stand ebenfalls auf. Zum ersten mal seit meiner Ankunft hatte ich zumindest etwas Hunger.
,,Was gibt es?", fragte ich und versuchte ein Lächeln.
Ich wollte zurück zum Lachen. Zurück zum Leben. Aber es schien immer mehr meinen Fingern zu entgleiten, egal wie sehr ich es festhalten wollte.
Rezo überlegte:,,Glaube Nudeln."
,,Klingt gut", sagte ich und folgte Julien aus der Tür.
,,Du auch Felix?", fragte Rezo und blieb in der Tür stehen.
,,Uff", Felix stemmte sich zu meinem Erstaunen hoch, ,,Muss ich wohl, wenn ich nicht zurück auf 2 will."
,,Gute Einstellung", Julien lächelte ihm zu.
,,Naja. Da wäre Rewi", Felix seufzte und übernahm die Führung zum Speiseraum.
,,Der kommt bestimmt bald", versuchte Julien ihn aufzumuntern.
,,Iss was und die merken, dass du wirklich willst das Rewi kommt", fügte Rezo hinzu, der hinter mir ging.
,,Hm", brummte Felix wenig überzeugt.
,,Ich rede mal mit Mark", veruschte es Rezo weiter.
,,Wenn du meinst", beendete Felix das Thema. Aber wirklich überzeugt klang er nicht. Was sollte Mark auch groß dran ändern können wo Felix war?
Wir betraten den Speiseraum und Rezo schnipste einmal:,,Wie ich sagte, es gibt Nudeln."

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt