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,,Mexi", ich spürte einen leichten Ruck an meiner Schulter und schreckte auf.
,,Was?", fragte ich und schüttelte mich. Langsam fiel der Schlaf von mir und ich sah verwirrt durch den Raum.
Das war nicht mein Zimmer.
,,Du solltest aufstehen", hörte ich eine Stimme neben mir und sah verwirrt nach rechts.
Rezo stand neben dem Bett und lachte:,,Bist du überhaupt wach?"
,,Was?", fragte ich und fuhr mir durch die Haare. Erst jetzt realisierte ich wo ich war: Im Zimmer von Julien und Rezo. Und in Rezos Bett? Verwirrt musterte ich die einsame Matratze auf dem Boden.
,,Du bist eingeschlafen", erklärte Rezo und ging zum Schrank.
,,Oh fuck sry", verlegen fuhr ich mir wieder durch die Haare und ordnete meine Gedanken. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Ich war zu Rezo aufs Bett gegangen und wir hatten geredet. Hatte ich nicht sogar geweint?
,,Du musst dich nicht entschuldigen. Immerhin hast du geschlafen", Rezo warf mir ein lächeln zu und zog sich einen weißen Hoodie mit blauem Muster über. Stimmt, irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Wie peinlich.
,,Wo hast du geschlafen?", fragte ich und stand ebenfalls auf, auch wenn ich direkt wieder einschlafen hätte können.
,,Auf der Matratze", lachte Rezo, ,,Ist gar nicht so übel."
,,Sorry", wiederholte ich und sah unschlüssig durch den Raum. Julien lag immernoch mit dem Rücken zu uns gedreht im Bett und schlief.
,,Hör auf dich zu entschuldigen", Rezo warf mir einen seiner Hoodies zu, ,,Zieh den an. Deine müssen alle in die Wäsche." Verwirrt fing ich den schwarzen Hoodie und musterte diesen.
,,Man kann hier waschen?", fragte ich noch verwirrter und sah fragend zu Rezo, der in meinen Sachen zu wühlen began. Sofort war ich hellwach und ging zu ihm.
,,Ich mach das", bestimmte ich und griff nach meinen Hoodies. Rezo machte einen Schritt zurück und musterte mich interessiert. Ich kniete mich vor den Schrank und began meine Hoodies, T-Shirts, Hosen und Socken auf den Boden zu werfen.
,,Hast du noch Klingen?", fragte Rezo in dem Moment ernst und ich hielt in meinem Wurf inne. Klingen? Fragend drehte ich mich zu Rezo um und stand auf.
,,Wieso?", fragte ich einigermaßen verwirrt.
,,Das beantwortet meine Frage nicht", stellte er klar.
,,Nein, hab ich nicht", antwortete ich und runzelte die Stirn.
,,Versprochen?", fragte er und musterte mich eingehend.
,,Versprochen", ich nickte, auch wenn ich immernoch nicht verstand.
Rezo überlegte einen Moment, dann nickte er:,,Okay. Ich dachte nur, weil du nicht wolltest, dass ich deine Sachen aussortiere."
Sofort schüttelte ich den Kopf:,,Ich wollte nur nicht, dass du wieder alles machen musst." Langsam drehte ich mich wieder zum Schrank und biss mir auf die Lippen.
So, keine Lügen mehr? Ich hatte keine Klingen mehr, aber es gab andere Dinge, die Rezo nicht wissen durfte. Mein Blick glitt zu den Socken im hinterer Teil des Fachs. Bisher hatte nicht einmal er die Tabletten in meinem Versteck entdeckt.
Wozu brauchst du sie? Meine Brust zog sich zusammen. Ja wozu brauchte ich sie?
Ich hatte beschlossen dem Leben eine Chance zu geben. Eine letzte. Aber egal wie sehr ich mit mir rang ich kam nicht davon los einen letzten Ausweg zu haben. Ich brauchte das Gefühl zu wissen, dass ich im Zweifel einen Notschalter hatte. Eine winzige Hoffnung.
Aber der Gedanke Rezo weiterhin zu belügen tat dennoch weh. Wir hatten uns vertragen, aber wenn er die Tabletten finden würde, würde er mich auf 2 stecken und dort würde man mich nicht so einfach weglassen.
Ich schob den Gedanken beiseite. Egal wie ich es auch drehte, ich brauchte die Tabletten. Und auch wenn ich ein hohes Risiko einging es noch weiter zu ruinieren, ich musste es tun.
Am Ende bin ich wohl nicht mehr als ein Lügner. Ich griff nach dem letzten T-Shirt und warf es zu den anderen.
,,Julien und Rewi haben mein Zimmer schon durchsucht", ich stand wieder auf und schloss den Schrank.
,,Ich weiß", Rezo nickte, ,,Und ich vertraue dir." Er lächelte. Ich lächelte. Aber ich log. Und das tat weh.
,,Ich zeig dir wo die Waschmaschine ist", Rezo ging zur Tür und öffnete diese. Ich griff nach dem Hoodie den er mir gegeben hatte, zog ihn über und sammelte dann meine Klamotten auf.
Damit folgte ich Rezo auf den Flur:,,Wie viel Uhr ist es?" Ich warf einen Blick durch den verlassenen Gang.
,,Fast acht", antwortete Rezo, ,,Aber ich dachte es ist besser du stehst auf bevor die Pfleger kommen." Er zeigte entschuldigend auf meinen Armen und ich nickte stumm.
Dann folgte ich ihm in Richtung des Speiseraumes. Kurz davor öffnete Rezo eine der grünen Türen und ich folgte ihm in einen kleinen Raum mit einer Waschmaschine und mehreren Wäscheständern. Auf einem hingen mehrere Shirts und Hoodies, die ich kannte.
,,Deins?", fragte ich und nickte in deren Richtung. Rezo nickte und öffnete die Waschmaschine. Ich ging zu ihm und stopfte meine Klamotten hinein. Dann schloss ich die Tür und beobachtete wie Rezo einige Knöpfe einstellte.
,,Weißt du, wie das geht?", fragte ich interessiert.
,,Klar", Rezo nickte, ,,Sonst würde ich doch nicht so toll duften immer." Ich konnte mir ein lachen nicht verkneifen.
,,Nicht anzweifeln", Rezo versuchte es so ernst wie möglich zu sagen, aber ich sah wie er sich ein Lächeln verkniff.
In dem Moment began sich die Waschmaschinentrommel zu drehen und Rezo grinste:,,Tada."
,,Danke", ich lächelte. Rezo trat einen Schritt zurück und musterte stolz die Waschmaschine. Dann ging er zum Wäscheständer und began seine Klamotten zusammenzulegen.
,,Soll ich dir helfen?", bot ich an und Rezo nickte:,,Klar, wenn du willst." Ich nickte ebenfalls und stellte mich neben ihn. Dann griff ich nach einem T-Shirt und betrachtete es.
Hast du jemals Wäsche zusammengelegt du Idiot? Innerlich ohrfeigte ich mich selbst.
,,Weißt du wie das geht?", fragte Rezo grinsend und hielt bei seinem Hoodie inne.
,,Nein", antworte ich zögernd und wurde rot. Wie konnte man sowas nicht können?
,,Ich zeigs dir", Rezo lächelte und griff nach einem T-Shirt. Nachdenklich beobachtete ich, wie er es mir beschreibend zusammenlegte.
Ich habe es nicht verdient ihn als Freund zu haben. Er zeigt mir wie man lebt und im Austausch verstecke ich Tabletten um gehen zu können, falls ich muss. Wann war ich jemals fair zu ihm?

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Was war eine nette Geste, die ihr nie vergessen werdet, für die andere Person aber vermutlich kaum Bedeutung hatte?

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