Ich ließ mich auf mein Bett fallen und rutschte bis zur Wand zurück. Dann griff ich in die Tasche des Hoodies und zog vorsichtig die Klinge hervor. Vorsichtig faltete ich das Paier auseinander und betrachtete das glänzende Stück Metall.
So würde es also enden. Hier im Zimmer einer Psychiatrie mit einer frischen Klinge. Mit dem Gedanken, dass ich damit allen Menschen um mich herum einen Gefallen tun würde.
Ich legte die Klinge neben mich und zog mir den Hoodie über den Kopf. Dann griff ich erneut nach der Klinge und betrachtete meine vernarbten Arme. Diese ganzen unzähligen Schnitte, der Schmerz, jeder verzweifelte Versuch der Realität zu entfliehen. Nach heute würde jeder dieser Tage nichtig sein, keine Bedeutung mehr haben.
Ich musste an meinen ersten Versuch denken. An das Gefühl zu glauben, dass es gleich vorbei sein würde. Für immer.
Keinen Wind mehr, der über die Haut strich. Keine Sonne mehr, die wärmte. Keinen Regen, der leise gegen die Fensterscheibe klopfte. Es würde nichts bleiben, alles gehen und nie zurückkommen. Auf mich wartete ein endloses Nichts.
Und auch wenn ich Angst haben sollte, spürte ich keine. Eine endlose Leere war mir lieber als dieses schmerzhafte Leben. Jeden Tag hatte ich versucht irgendwie zurück zum Glücklich sein zu finden. Und jeder einzelne hatte mir gezeigt, dass dies unmöglich war.
Ich habe verloren...
Traurig sah ich wieder auf meine Arme. Alle Menschen, die sagten, dass es leicht war zu gehen, hatten Unrecht. Das hatte ich bei meinem ersten Versuch erfahren. Auch wenn mich nichts mehr hier hielt, war der Gedanke für immer loszulassen nicht leicht. Denn eine entgültige Entscheidung konnte man nicht mehr rückgängig machen.
Ein Schnitt verheilte. Ein Suizid war entgültig. Ohne einen Rückfahrtsschein.
Ich war wie ein Kapitän, der geradewegs in einen Sturm segelte. Wissend, dass die Wassermassen mich erdrücken und für immer verschlingen würden. Kein Licht mehr, nur endlose Schwärze.
Auch wenn ich all diese Gedanken gerade ein zweites mal durchspielte, sie zu ertragen war nicht einfach. Der Suizid war kurz, die Folge ewig. Auch wenn ich meinen ersten Versuch überlebt hatte, die Folgen vergingen nicht.
Es gab keinen Tag, der mich nicht daran erinnerte. Keine Erwachen am Morgen ohne mich im Krankenhaus aufwachen zu sehen. Kein Abend an dem ich mir nicht wünschte mehr Tabletten geschluckt zu haben. Der Tod konnte nicht schlimmer sein, als das was ich seitdem ertrug.
Zu wissen, dass man nie wieder etwas fühlen oder denken würde war merkwürdig. Da sitze ich hier und denke, wissend das ich das bald nie wieder tun werde.
Ich seufzte. Auch wenn ich das ganze Spiel zum zweiten mal spielte, hatte ich das Gefühl es zum ersten mal zu tun. Es wurde nicht leichter, nur schwerer. Denn es gab einen neuen Gedanken: Was, wenn ich wieder scheitere?
Diesen Gedanken hatte ich erst seit meinen ersten Versuch. Davor hatte ich nie darüber nachgedacht, dass ich scheitern könnte. Für mich war mein Suizid entgültig gewesen. An ein Erwachen und das Danach hatte ich nie gedacht.
Wenn ich scheitern würde, würde man mich auf 2 stecken. Ich müsste Dinge erklären, die ich nicht in Worte fassen konnte. Ich müsste Rezo, Julien, Rewi und Felix wiedersehen. Müsste weiter damit leben, dass ich sie verloren hatte. Und ich hätte Lucas Versprechen gebrochen.
Es war komisch zu wissen, dass ich am Ende sogar Luca meinen Suizid schuldig war. Damit starb ich also für sogut wie jeden Menschen, den ich je gekannt hatte. Um ihnen ein Leben ohne mich zu ermöglichen.
Ein Leben ohne einen hässlichen, dummen Jungen, der es nicht in den Griff bekommen hatte zu leben. Der seine einzigen Freunde angelogen und verloren hatte. Der sich bis tief unter die Haut verletzt hatte, um irgendwie etwas anderes als psychischen Schmerz zu fühlen. Der am Ende mit einer Klinge in der Hand gestorben war, weil er nicht mehr konnte.
Denn ich konnte wirklich nicht mehr. Jeder Atemzug schien falsch zu sein. Meine Brust schmerzte von der Scherben in die mein Herz zersprungen war. Jeder Schritt kostete mich mehr Energie als ich aufbringen konnte. Und jede Träne schien schon lange geweint zu sein.
Ich streckte meinen linken Arm aus und legte ich auf meinem Knie ab. Nachdenklich betrachtete ich mein Handgelenk und die blauen Adern darunter. Ich spannte meinen Arm an und fuhr vorsichtig über die Pulsader, die sich deutlich hervorhob.
Dann entspannte ich meinen Arm wieder und fuhr mir sanft über meinen Arm. Die Narben hoben sich so deutlich hervor, dass ich jede einzelne spüren konnte. An meiner Armbeuge stoppte und und ließ meine Hand sinken.
Was tat ich hier eigentlich? Ich sollte es jetzt tun um den sinnlosen letzten Gedanken zu entkommen.
Oder hielt mich noch etwas hier?
Langsam schüttelte ich den Kopf. Es gab nichts mehr. Keinen Grund zu leben, keinen es doch noch einmal zu versuchen. Diese sinnlos gelebten Tage konnte ich mir sparen.
Noch einmal sah ich durch das karge Zimmer, musterte den Himmel hinter der Fensterscheibe und prägte mir dessen Farbe ein. Dieses mal war er hell, sternenlos und ohne das Licht des Mondes.
Es war Mittagsruhe, die Pfleger würden mich frühestens in zwei Stunden finden. Und es gab niemanden, der mich hindern würde es durchzuziehen. Keine Eltern, keine Sanitäter, keine Ärzte.
Dieses mal war es sicher. Dieses mal würde es klappen.
Ich griff wieder nach der Klinge und betrachtete noch einmal das silberne Metall. Ein guter Weg um zu sterben. Schmerzhaft und grausam, aber sicher.
Und Schmerzen kannte ich. Ich kannte es sie mir zuzufügen und sie auszuhalten. Selbst, wenn ich glaubte es nicht zu schaffen.
Langsam wanderte meine Hand zum Handgelenk und ich setzte die Klinge an.
Es war alles gesagt, alles getan, alles gedacht. Nichts was mich zurückhielt, keinen inneren Kampf. Eher ein Gefühl von innerer Ruhe und Frieden.
Ein kleiner Moment der Ruhe, des Gewissens, dass es gleich vorbei sein würde. Ein tiefer Schnitt, Schmerzen, Dunkelheit.
Tut mir Leid, dass ich dich enttäuscht habe Mexi, aber ich muss das tun. Am Ende bin ich doch zu schwach zu Leben.
Dann begann ich mit langsamen Druck die Klinge in die Haut zu drücken.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...