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,,Seid ihr bereit?", Mark kam aus dem Pflegerzimmer und zog seine Regenjacke an.
Wir saßen seit zehn Minuten im Flur und hatten gewartet. Jetzt zog ich mich mühsam an der Wand hoch und nickte.
,,Natürlich", Rezo zog Julien hoch und lächelte übertrieben.
,,Sehr gut", Mark schloss die Glastür der Station auf, ,,Ich habe Frau Rosa von Station 2 schon Bescheid gegeben, dass wir kommen." Nacheinander verließen wir die Station und Mark schloss die Tür wieder hinter uns.
,,Dann folgt mir mal", er ging vor, die Treppen hinunter und dann nicht in den Innenhof, sondern den Flur weiter entlang. Ich ging ein Stück hinter allen und musterte den Flur.
Bei meiner Aufnahme war ich hier nicht entlanggekommen. Überall hinter bunte Bilder.
Mal waren es Fotos von Wälder oder dem Meer, mal abstrakte Kunst, mal Zeichnungen. Immer wieder gingen Türen vom Flur ab, aber ich las die Schilder nicht. Dann machte der Flur einen Knick und es ging weiter an der bunten Welt vorbei.
,,Wir sollten hier auch eine deiner Zeichnungen aufhängen, Julien", Mark verlangsamte seinen Schritt etwas und Julien schloss auf.
,,Finden Sie?", er schien sich ehrlich über das Lob zu freuen.
,,Oh ja. Deine Drachen sind wahre Meisterwerke", lobte Mark und schloss eine weitere Glastür auf.
Wir gingen hindurch, er schloss sie wieder hinter sich.
Im nächsten Flur waren die Wände karg und weiß. Mark und Julien begannen ein Gespräch über dessen Zeichnungen und zum ersten mal hörte ich Julien euphorisch reden.
Als Mark die nächste Tür aufschloss, schlug mir kühle Luft entgegen.
,,Na dann an die frische Luft mit euch", Mark hielt und die Tür auf und wir gingen nach draußen. Der bepflasterte Weg war nass, aber es hatte tatsächlich aufgehört zu regnen.
Mark und Julien gingen vor, Rezo ging neben mir.
,,Alles gut?", fragte er.
Ich nickte:,,Klar."
,,Mark ist doch nett oder?", fragte er weiter.
Ich nickte wieder.
Er war anders als die anderen Pfleger, keine Frage. Aber er war eben auch nur einer der Pfleger eines Ortes wo ich nicht sein wollte.
Ich ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Wir gingen auf ein weißes Gebäude zu, dass abseits des restlichen Komplexes stand und vor dem mehrere Bänke auf einem Rasenstück davor standen. Ein Baskettballplatz war rechts des Weges auf dem wir gingen und links von uns war ein großer Pavillon mit Feuerstelle in der Mitte.
,,Im Sommer grillen wir da", klärte Rezo mich auf.
Der Kommentar ließ mich frösteln. Im Sommer wollte ich keines falls noch hier, oder auf der Welt generell sein.
Kurz hatte ich mit den Gedanken gespielt wegzulaufen. Aber wohin? Und außerdem hatte ich dazu wohl auch keine Kraft. Und wo sollte man hier sterben?
Also steuerten wir nur weiter auf das Gebäude zu und ich versuchte meine Suizidgedanken für einen Moment zu vergessen.
Schließlich blieben wir vor einer großen Glastür stehen und Mark klingelte.
,,Ja bitte?", fragte eine Frauenstimme aus einer Sprechanlage.
,,Mark Wießmann hier. Ich bin hier um Felix Hardy abzuholen", antwortete Mark.
Man hörte ein kurzes Rauschen, dann schwang die Glastür auf und Mark betrat das Gebäude zuerst. Es folgte eine weitere Glastür, durch die wir gehen mussten. Sofort schlossen sich beide hinter uns. Also war man hier noch mehr eingespeert.
Wir gingen zu einer Art Rezeption, wo eine Frau auf einem Stuhl saß und Mark freundlich begrüßte.
,,Frau Rosa und Felix sollten jeden Augenblick kommen", sie zeigte auf eine milchige Glastür.
Mark lächelte und bedeutete uns, sich auf die Stühle neben der zweiten Glastür zu setzen.
Ich fühlte mich hier unwohl. Eine Kamera zeichnete den Eingang auf und auch sonst wirkte das Gebäude hier noch mehr wie ein Gefängnis, als Station 4.
Was erwartest du auch von einer Geschlossenen?
Für die Gedanken hätte ich gleich hier bleiben können.
,,Na nette Erinnerungen?", scherze Julien zu Rezo. Dieser war auffällig still, seit wir hier waren. Er musterte aufmerksam den Raum.
,,Nicht wirklich", antwortete er ernst und Julien schwieg. Seine Euphorie und sein Lächeln waren verschwunden. Und ich schwieg ebenfalls.
Rezo hatte fast immer gute Laune, aber hier wirkte er wie er war: Depressiv.
Julien stand auf und kniete sich neben Rezo:,,Hey, ist okay. Bist nicht mehr hier."
Rezo nickte:,,Ist wirklich okay. Ist nur, dass ich die Gefühle an die Zeit hier nicht loswerden kann, wenn ich hier bin."
Julien nickte verständnissvoll, stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. In dem Moment öffnete sich mit einem Piepen die milchige Glastür und eine Frau mit blonden Haaren trat heraus. Mark begrüßte auch sie freundlich. Ihr folgte ein Junge mit wirren braunen Haaren.
Seine dünne Figur fiel sofort auf und auch sein grauer Pullover konnte das nicht verbergen. Als er uns drei entdeckte, erhellte sich sein Gesicht sofort.
,,Was macht ihr denn hier, Rezo und Julien?", er kam auf uns zu.
,,Felix, sieht man dich auch mal wieder", Julien umarmte ihn und auch Rezos Miene erhellte sich etwas und auch er gab ihm eine kurze Umarmung.
,,Naja, war ja nicht ewig", versuchte Felix auf Julien zu antworten.
,,Das ist Mexify. Mit ihm teilst du dir ein Zimmer", stellte Rezo mich vor und Felix wandte sich zu mir.
,,Ich bin Felix", sagte er und streckte die Hand aus.
,,Ich bin Mexify", stotterte ich holprig und schüttelte sie.
,,Mexify ist seit nen paar Tagen hier und Rezo und ich haben uns ihm mal angenommen. Er ist echt okay", Julien lächelte.
,,Das sind doch gute Aussichten", Felix lächelte ebenfalls, ,,Man freu ich mich euch zu sehen, Jungs."
,,Und wir uns erst", Rezo boxte ihm gegen den Oberarm, ,,Wolltest du uns doch glatt hier sitzen lassen."
Felix lächelte übertrieben:,,Pff, hat ja nicht geklappt."
Julien zog eine Augenbraue hoch:,,Wolltest wohl nichts mehr von uns wissen."
,,Ach was", Felix schüttelte den Kopf.
,,Du musst unbedingt die Tage mal alles erzählen", sagte Rezo, ,,Taddl ist sicher auch ganz scharf davon zu hören."
Felix lachte auf:,,Aber natürlich."
,,Seid ihr fertig euch bekannt zu machen?", Mark stand hinter Felix, einen Rucksack über eine Schulter gelegt.
,,Jo, wir können", sagte Julien.
,,Gut", Mark ging zur Glastür, ,,Dann einen schönen Tag noch."
Er winkte den zwei Frauen. ,,Ebenfalls", antworteten sie und die Glastüren öffneten sich.

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt