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Ich war wie der Zeiger einer Uhr. Für immer dazu verdammt ein und den selben Moment immer und immer wieder zu erleben. Egal ob ich hier oder zu Hause war, alles endete am Boden, ertrinkend in Tränen und Selbsthass.
Und egal wie sehr ich versuchte dem Kreislauf zu entkommen, ich versank mit jeder Bewegung tiefer in ihr. Je mehr ich mich wehrte, umso mehr zog es mich hinab in meine persönliche Hölle. Dazu verdammt den Moment immer und immer wieder zu durchlaufen, in der stummen Hoffnung, dass sich irgendwas etwas ändern würde.
Aber nun saß ich wieder hier. Ohne irgendeinen Plan, wie es weitergehen sollte.
Meine Tränen waren allmählich auf meinem Gesicht getrocknet und ich starrte nur noch ins endlose Nichts. Und meine Gedanken hingen irgendwo dort, nicht greifbar und dennoch immernoch da.
Gerade als ich wirklich überlegte Rezos Sachen nach einer verlorenen Klinge zu durchsuchen, damit ich aus dem ewigen Kreislauf ausbrechen konnte, klopfte es an die Tür und ich zuckte heftig zusammen. Sofort zog ich mir die Kapuze wieder über den Kopf und wischte mir übers Gesicht.
Am liebsten hätte ich gar nichts gesagt, aber da die Person sowieso hereinkommen konnte, rang ich mich zu einem leisen:,,Ja." Es klang so schwach, dass ich mich selbst Ohrfeigen wollte dafür. Sag doch gleich, dass du am Ende bist.
Ich biss mir verärgert auf die Lippen und ignorierte den aufkommenden Schmerz. Stark bleiben, setz eine Maske auf wie Rezo und lächeln nicht vergessen. Wenn es ein Pfleger war würde das vielleicht sogar funktionieren.
Im selben Moment öffnete sich die Tür und Rewi warf einen Blick ims Bad. Fast war er im Begriff die Tür wieder zufallen zu lassen, doch dann entdeckten seine Augen mich und er betrat das Bad. Sofort kniete er sich vor mich.
,,Mexify, alles okay?", fragte er besorgt und legte mir einen Arm auf die Schulter.
,,Klar", ich versuchte ein Lächeln und nickte, auch wenn es mich alle Mühe kostete nicht wieder zu weinen.
Ich verstärkte mein Lächeln und nickte wieder:,,Was soll schon sein?" Ich zuckte mit den Schultern und brach dann ohne Gegenwehr zusammen. Neue Tränen rannen mir übers Gesicht und ich hörte mich Schluchzen.
,,Mexi", sofort schloss Rewi die Tür und setzte sich neben mir an die Wand. Ohne zu zögern legte er einen Arm um mich und zog mich an sich ran. Der weiche Stoff seines Hoodies legte sich angenehm gegen mein feuchtes Gesicht und ich lehnte mich gegen ihn.
,,Wieso muss ich immer so viel scheiße bauen, Rewi?", fragte ich schluchzend und kniff die Augen zusammen.
,,Du baust keine scheiße", versicherte Rewi mit ruhiger Stimme und drückte mich noch fester an sich.
Dann allerdings wandt er sich ruckartig zu mir und sah mich erschrocken an:,,Oder hast du dich geritzt?"
Er griff nach meinem Ärmel, doch ich schüttelte schnell den Kopf und wischte mir über die tränenden Augen:,,Nein." Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren, um noch etwas hinzuzufügen, aber es fiel mir schwer.
,,Komm erstmal runter", Rewi atmete aus, schien mir meine Antwort aber noch nicht ganz zu glauben.
Ich lachte leise auf und griff nach meinen Ärmeln. Dann schob ich beide nach oben und zeigte Rewi meine Arme. Die Pflaster versteckten immernoch die letzten Schnitte und nur alte Narben zeichneten sich auf der Haut ab.
,,Ich versteh schon", ich lachte wieder auf und wischte mir über das Geischt, ,,Du vertraust mir auch nicht." Ich wollte weinen, aber die Erkenntnis passte zu perfekt zu meinem Leben. Niemand vertraut dir. Deswegen zwang ich mich zu einem traurigen Lächeln.
,,Mexi, ich-", began Rewi vorsichtig und griff nach meinen Handgelenken, doch ich zog meine Arme weg.
Dann lachte ich wieder auf:,,Nein, Rewi. Man kann mir nicht vertrauen. Ihr macht alles richtig." Ich fuhr mir durch die Haare, während weitere Tränen über mein Gesicht liefen.
,,Man kann dir vertrauen, es ist nur-", hob Rewi an, doch ich unterbrach ihn wieder:,,Ach ja? Ich belüge Taddl um an Klingen zu kommen. Dann belüge ich euch, ritze mich und belüge wieder Taddl um an eine neue Klinge zu kommen. Und dann belüge ich Luca, nur um dann Rezo zu belügen, dass man mir trauen kann."
Ich holte tief Luft und mein Lächeln erstarb. Dann sank ich wieder an der Wand zu Boden und presste die Hände auf die Augen.
Was tat ich?
Ich schluchzte und wollte schreien. Dieses scheiß Gefühl nie etwas richtig zu machen. Dieses verdammte Gefühl.
Ich spürte wie Rewi sich gegen mich lehnte und erneut seinen Arm um mich legte. Erneut zog er mich an sich ran und legte seinen Kopf gegen meinen.
Dann seufzte er:,,Ich vertraue dir, Mexify. Egal wie oft du mich auch belügst."
Ich schüttelte den Kopf:,,Man darf mir nicht trauen, Rewi..." Wieder schluchzte ich. Es war die harte Wahrheit. Ich konnte mir selbst nichtmal vertrauen.
,,Jeder von uns lügt", entgegnere Rewi, ,,Jeder von uns hat eine Maske um seine persönlichen Lügen zu verbergen. Und dennoch vertraust du uns doch auch oder?" Ich spürte wie sein Blick auf mir lag.
Ist es so? Ich wollte lachen. Ist es so einfach, Rewi? Am liebsten wollte ich seinen Worten glauben, aber so einfach war es nicht. Keiner von ihnen brach so viel Vertrauen wie ich.
,,Keine Ahnung", ich wischte mir über das Gesicht. Wieder gelogen. Denn ich glaubte Rewi nicht. Keiner von ihnen belog mich so sehr, wie ich sie belog. Da bin ich mir sicher.
,,Sei nicht immer so hart zu dir Mexi", Rewi strich mir eine Haarsträhne aus dem Geischt, ,,Keiner von uns ist dir böse wegen Luca."
,,Du weißt es?", fragte ich sofort und wandte den Kopf zu Rewi. Dieser nickte vorsichtig.
,,Ich hatte seit dem Moment wo ich deine Schnitte gesehen habe die Vermutung und die anderen sicher auch", antwortete er entschuldigend, ,,Und Rezo hat es uns gerade erzählt."
,,Fuck...", flüsterte ich und spürte wie weitere Tränen in meine Augen traten. Wieso eskalierte es immer?
,,Aber es ist nicht wie du denkst", setzte Rewi sofort hinzu, ,,Keiner ist dir da böse. Wirklich nicht. Rezo will einfach nur, dass sich jemand um dich kümmert, eh du etwas dummes tust. Deswegem hat er es uns gesagt."
Ich schüttelte den Kopf:,,Und wieso kommt nicht er dann?"
Hatte ich es dieses mal wirklich verspielt? Die Angst kam so plötzlich, dass sich mir die Luft abzuschnüren schien.

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt