Ich ließ mich neben Rezo auf dem Bett nieder und rückte zur Wand zurück. Am liebsten wäre ich direkt ins Bett gegangen, aber Rezo hatte darauf bestanden, dass ich noch eine Weile zu Julien und ihm ins Zimmer kam.
Er hatte das Licht ausgeschaltet und sich schweigend auf sein Bett gesetzt. Und ich hatte mich einfach neben ihn gesetzt.
,,Willst du von heute Morgen erzählen?", fragte er in dem Moment und drehte seinen Kopf zu mir.
Nein. Ich wollte nicht. Ich wollte diesen Tag einfach nur vergessen. Vergessen was danach passiert war. Aber das ging nicht. Und irgendwie war ich vorallem Rezo eine Erklärung schuldig.
,,Ich...", hob ich zögernd an und spürte wie sehr meine Stimme zitterte. Dann brach ich ab und seufzte. Ich wollte nicht darüber reden.
,,Lass dir Zeit", Rezo rückte näher zu mir, ,,Niemand zwingt dich." Irgendwie taten seine ruhigen Worte gut. Ich holte tief Luft und schloss die Augen. Vielleicht mussten manche Erinnerungen weh tun.
,,Meine Eltern verstehen nicht, was Depressionen sind", hob ich an und versuchte meine Stimme so ruhig wie die von Rezo kilngen zu lassen, ,,Sie verstehen den Drang danach sich selbst etwas antun zu wollen nicht. Sie verstehen meinen Suizidversuch nicht." Es war nur ein Teil von dem, was passiert war, aber zu mehr fehlte mir die Kraft. Als ich meine Augen wieder öffnete, wurde mir schwindelig und ich ließ mich erneut gegen die Wand hinter mir fallen. Ich schloss meine Augen wieder.
Der Tag war scheiße gewesen. Alles daran. Mit einem mal bereute ich meinen Entschluss heute nicht zu gehen wieder. Da war wieder dieser Drang die Klinge zu nehmen und sie mir über die Haut zu ziehen. Nicht jetzt... Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte unmerklich den Kopf.
,,Verstehe", Rezo nickte und schwieg wieder.
Woher weißt du was ich denke?
Ich wollte ihm in die Augen sehen, aber die Dunkelheit war auf seiner Seite.
Woher willst du all das wissen?
Es war dunkel, er konnte nicht sehen wie schwer es mir fiel hier sitzen zu bleiben. Er konnte meine Gedanken nicht hören.
,,Verstehe?", fragte ich leise und konnte meine Neugier nicht verbergen. Er seufzte. Dann zog er die Beine an seinen Körper und stützte seine Arme auf seine Knie.
,,Meine Eltern waren von Anfang an gegen die Klinik. Und ich kann sie verstehen. In ihren Augen war mein Leben perfekt, bis auf die beiden Suizidversuche gewesen", er seufzte wieder, ,,Ich war ziemlich gut im lügen." Ich sah zu seiner dunklen Gestalt.
,,Du kannst immernoch ziemlich gut lügen", ich lächelte kurz, auch wenn ich wusste das er es nicht sah.
,,Wenn du das sagst", ich hörte Rezos Grinsen heraus.
Ich ritze mich. Der Gedanke kam so plötzlich durch meinen Kopf geschossen, dass ich ihn beinahe aussprach. Aber ich schwieg. Der Moment war unpassend. Ich kann nicht gut lügen. Aber ich tat es.
,,Wieso darf ich nicht gehen?", fragte ich stattdessen in die Dunkelheit hinein.
,,Habe ich dir doch gesagt: Weil ich dich gern hier habe", antwortete Rezo sofort und sah wieder zu mir.
,,Und wenn ich es doch tue?", die Worte taten weh. Sie drückten auf mein Herz und wollten es zerquetschen. Denn ich werde gehen. Doch den Teil ließ ich unausgesprochen.
,,Ich hatte eine ähnliche Konversation mir Julien", Rezo ließ sich einen Moment mit der Antwort Zeit, ,,Und Julien hat etwas sehr schlaues gesagt. Er meinte, dass mich niemand daran hindern könnte, aber ich wissen sollte, dass ich ihm damit sehr weh tun würde. Und irgendwie hat mich das getroffen."
Er schwieg einen Moment und schien nachzudenken:,,Wenn du willst, kannst du gehen. Weder Julien, noch ich können dich daran hindern. Aber es würde mich treffen. Und Rewi. Und Felix. Und Julien." Ich nickte und ließ die Worte wirken. Aber sie erzielten nicht die Wirkung, die Rezo sich erhoffte. Vielleicht, weil ich genau das schon wusste. Das sie mich nicht aufhalten konnten. Und das ich ihnen wehtun würde.
,,Du willst immernoch gehen?", fragte er nach kurzem Zögern. Ich nickte, aber schwieg. Denn die Antwort kannte er.
,,Du nicht?", stellte ich die Gegenfrage.
,,Nein", er schüttelte den Kopf, ,,Gerade will ich gesund werden."
Ich musterte ihn. Es fiel mir schwer zu sagen, ob er dieses mal die Wahrheit sagte. Vielleicht wollte er das wirklich. Aber dafür war er zu gut im Lügen. Vielleicht stimmt es, aber vielleicht machst du uns alles auch nur sehr gut etwas vor. Ich schwieg.
,,Wieso wolltest du mit mir reden?", fragte ich nach einer Weile.
,,Ich dachte, vielleicht brauchst du das gerade", er sah fragend zu mir.
,,Ich bin müde", sagte ich und gähnte. Es stimmte, aber gleichzeitig zog es mich zu meinem Zimmer. Zur Klinge. Weg von ihm. Hinein in die Einsamkeit.
,,Verstehe", die Worte fielen ihm schwer und ich verstand. Er hatte Angst, dass ich ging, wenn er mich alleine ließ.
,,Ich gehe schon nicht", die Worte fielen mir schwer. Sehr sogar. Vielleicht mochten sie für den Moment stimmen, aber sie waren zeitlich begrenzt. Aber Rezo schien sich mit meinen Worten ein wenig besser zu fühlen, denn er stand auf und ging zur Tür. Ich folgte ihm und öffnete diese. Das helle Licht von draußen blendete.
,,Dann schlaf gut", Rezo lächelte. ,,Du auch", ich erwiderte es und verließ das Zimmer. Dann bog ich auf den Flur zu meinem Zimmer. Ich spürte wie Rezos Blick mir folgte, bis ich meine Zimmertür öffnete und die Einsamkeit betrat. Doch erst als die Tür zufiel, griff sie nach mir.
Ich seufzte. Was tat ich eigentlich? Wieso ging ich nicht einfach?
Mein Blick glitt zum Schrank. Ich hatte eine verdammte Klinge, einen Plan und den Wunsch zu sterben. Aber ich konnte nicht. Nicht jetzt. So sehr es auch wehtat und so sehr mein Kopf danach schrie, ich konnte nicht jetzt gehen.
Denn dann würde ich Rezo zu sehr wehtun. Ich muss nur noch ein paar Tage schaffen... irgendwie.
Und ich brauchte entweder mehr Tabletten oder eine neue Klinge. Auch wenn es nicht viele Schnitte gewesen waren, wenn mein Plan klappen sollte, dann musste er wirklich klappen. Keine zweiten Chancen mehr...---------
Sry, das so lange nichts kam. Ich hatte viel mit einer Hausarbeit zu tun und dadurch fällt es mir momentan echt schwer Kapitel zu schreiben, die meinen Anforderungen gerecht werden. Auch mit diesem bin ich leider nicht so zufrieden, deswegen seht heute einmal drüber weg. Ich werd mir was überlegen um wieder den bisherigen Schreibstil zu finden.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...