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,,Man, Rewi, wieso bist du so gut bei Rocket Legue?", fragte Frlix lachend und bog in den Flur zu unseren Zimmern ein.
,,Hab halt ne Zeit lang viel gespielt", grinste Rewi neckisch, ,,Sowas verlernt man nicht."
,,Du solltest E-Sportler werden", lachte ich.
,,Du aber auch", Rewi stieß mir in die Seite, ,,Fürs erste mal war das echt krass."
,,Danke", ich musste lächeln.
Wir hatten jetzt fast zwei Stunden alle möglichen Spiele von Mario Party über Rocket Legue bis hin zu Fortnite gespielt. Und dafür das ich keines der Spiele je gespielt hatte war ich immer dicht an Rewi gewesen, der vor seinem Klinikaufenthalt viel am Computer gespielt hatte. Sogar Mark hatte einige Runden mitgespiekt und uns sogar bis kurz vor zehn spielen lassen.
Vor unserem Zimmer blieb Julien gähnend stehen:,,Ich glaube ich träum jetzt von fliegenden Autos."
,,Klingt doch gut", fand Rewi und grinste.
,,Dann schlaft gut", winkte Felix und ging den Flur zu seinem Zimmer weiter.
,,Danke für die Überraschung", rief Julien Rewi hinterher, der Felix folgte.
,,Ja, war echt cool", ich nickte.
,,Echt danke Rewi", bedankte sich auf Rezo schnell.
,,Kein Ding", Rewi drehte sich lächelnd um und hob den Daumen, ,,Machen wir bald wieder."
,,Auf jeden Fall", Julien erwiderte die Geste, dann öffnete er die Tür zu unserem Zimmer und betrat dieses. Ohne das Licht einzuschalten schlurfte er zu seinem Bett und ließ sich darauf fallen.
,,Ich bin fix und fertig", brummte er und gähnte erneut.
,,So siehst du auch aus", lachte ich und schaltete das Licht ein.
,,Ey, mach das aus!", Julien schirmte das Licht mit seinen Händen ab und warf mir einen genetvten Blick zu.
,,Warte", Rezo ging an mir vorbei und schaltete das kleine Licht neben seinem Bett ein, ,,So, besser?" Ich schaltete das große Licht aus und sah fragend zu Julien.
,,Ja, ich will eigentlich nur schlafen", Julien drehte sich zur Wand.
,,Schlafmütze", lachte ich und ging zu meiner Matratze.
,,Warte Mexi", Rezo ging an mir vorbei zu Juliens Schrank und öffnete diesen, ,,Deine Pflaster will ich noch machen."
,,Heute noch?", fragte ich wenig begeistert. Am liebsten hätte ich mich wie Julien einfach auf meine Matratze gelegt und wäre eingeschlafen.
Rezo nickte bestimmt und griff etwas aus Juliens Schrank:,,Kannst dich auf mein Bett setzen." Missmutig ließ ich mich auf Rezos Bett nieder und beobachtete diesen dabei, wie er mit frischen Pflastern zu mir kam.
,,Hoodie aus", sagt er und setzte sich neben mir auf das Bett.
,,Fickt aber bitte leise", brummte Julien leise.
,,Klappe Ju", lachte Rezo und warf eines der Tshirts vom Boden nach ihm. Allerdings verfehlte es Julien um einen ganzen Meter. Ich streifte mir den Hoodie über den Kopf und warf ihn ebenfalls nach Julien. Im Gegensatz zu Rezo traf ich und er begrub Julien unter sich.
,,Ey", Julien warf ihn von sich und drehte sich zu uns.
,,Warte nur Mexi, morgen gibts das zurück", er drehte sich wieder zur Wand und zog die Decke über sich.
,,Bin gespannt", ich schmunzelte. Erst dann riskierte ich einen Blick auf meine Arme. Es war ungewohnt so viele Pflaster auf der Haut zu haben, die versteckten was dennoch da war.
,,Willst du oder soll ich?", fragte Rezo.
,,Mach du", ich schluckte. Am liebsten wollte ich nicht sehen, was unter den Pflastern war. Ich brauchte keine Narben, keine Wunden. Viel lieber wollte ich mich in den bunten LEDs verlieren, statt zwischen meiner blutigen Vergangenheit.
,,Okay", Rezo griff vorsichtig das erste Pflaster, ,,Wir aber weh tun."
,,Was du nicht sa-", wollte ich sagen, doch Rezo riss das Pflaster so plötzlich von der Haut, dass ich erschrocken nach Luft schnappte und mir auf die Lippen biss. Es brannte. Kein Vergleich zu den Schnitten, aber der plötzliche unerwartete Schmerz traf mich dennoch.
Rezo musste schmunzeln und griff das nächste Pflaster. Ich sah zu Julien. Erneut riss Rezo das Pflaster ruckartig von der Haut und ich biss die Zähne aufeinander. Tränen traten in meine Augen, aber ich ignorierte sie.
Man, bin ich schwach geworden... Es waren nichtmal Schnitte. Keine Klinge. Beim nächsten Pflaster biss ich mir unbewusst in mein Tshirt und fixierte Julien.
,,Eins noch", flüsterte Rezo mitfühlend und riss es dann von der Haut. Wieder biss ich in mein Tshirt und sah verschwommen durch den Raum.
,,Anderer Arm", befahl Rezo und ich streckte ihm meinen Rechten entgegen.
Wieder griff Rezo ein Pflaster. Wieder zog er es von der Haut. Wieder schoss Schmerz durch meinen Körper. Wieder traten Tränen in meine Augen. Wieder biss ich mir auf die Lippen.
Erst beim letzten Pflaster riskierte ich einen kurzen Blick auf meine Arme. Im selben Moment riss Rezo es von der Haut und ich holte tief Luft, auch wenn ich am liebsten geschrien hätte.
,,Geschafft", Rezo lächelte aufmunternd und klopfte mir auf die Schulter.
,,Ist ja schlimmer als die Schnitte", ich wischte mir die Tränen aus den Augen und erwiderte es.
,,Weichei", lachte Rezo und griff nach einem neuen Pflaster neben sich auf dem Bett.
Ich musterte meine Arme. Die Schnitte waren gut verheilt. Bis auf den besonders tiefen waren alle zusammengewachsen und wurden langsam zu blassen Narben.
Rezo musterte den tiefen Schnitt am linken Arm und überlegte:,,Hoffe der entzündet sich nicht."
,,Denke nicht", murmelte ich.
Rezo sah zu mir:,,Was machst du nur für Sachen, Mexi."
,,Tja", ich tippte auf seine Arme, ,,Könnte dich das gleiche fragen."
Rezo lächelte:,,Stimmt leider."
Er sah wieder auf meinen Arm:,,Denke wenn wir den einen Schnitt verdecken, sollte das passen."
,,Okay", ich nickte und beobachtete, wie Rezo das neue Pflaster über den Schnitt klebte und festdrückte. Es schmerzte zwar, als das Pflaster den Schnitt berührte, doch ich versuchte den Schmerz zu ignorieren. Das hatte ich mir selbst zuzuschreiben.
,,Danke", ich warf Rezo ein Lächeln zu.
,,Bitte", er erwiderte es und sammelte die alten Pflaster zusammen. Mein Blick wanderte zu Julien, dessen leises Schnarchen verriet, dass er bereits schlief. Ich sah wieder auf meine Arme, während Rezo aufstand und die alten Pflaster zum Tisch trug. Vorsichtig strich ich über die heilenden Wunden.
Wieso tat ich mir den scheiß nur immer wieder an?

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt