Ich streifte mir das weiße T-Shirt über und fuhr mir durch die Haare. Sie hingen beihnahe noch krauser als sonst im Gesicht. Eigentlich waren sie schon fast zu lang, aber ich hatte eigentlich auch nicht mehr damit gerechnet sie je wieder schneiden zu müssen. Zumal ich hier wohl erstmal nicht mehr zum Friseur kommen würde.
Ich seufzte und öffnete die Schranktür. Dann griff ich nach den Netzstulpen und setzte mich damit aufs Bett.
Erst jetzt warf ich einen Blick auf meine Unterarme. Die neuen Schnitte waren mit dunkelrotem Blut verklebt. Der Schnitt wo ich geschnitten hatte war so verklebt, dass ich einen zweifelnden Blick auf die Stulpen warf.
Wenn sie auch den Schnitt verstecken konnten, wäre das wirklich ein Wunder.
Mein rechter Arm sah nicht allzu schlimm aus. Solche Schnitte kannte ich seit Jahren. Oberflächlich, schmerzlos, bildeten manchmal nichtmal Narben.
Wieder seufzte ich und began mir das weiße Netz über den Arm zu ziehen. Es brannte nichtmal als der Stoff über die Schnitte streifte. Ich hielt den Arm gegen das Licht und musterte ihn genauer. Man sah nichts.
Für solche Schnitte waren sie wirklich genial, keine Frage, aber mein anderer Arm sah leider deutlich schlimmer aus. Mit einem unguten Gefühl in der Brust zog ich die andere Netzstulpe über meinen linken Arm und betrachtete das Ergebnis. Zwar hatte ich mit schlimmeren gerechnet, aber besonders den tiefen Schnitt erkannte man deutlich. Selbst wenn ich meinen Arm irgendwie so wenig wie möglich zeigen könnte, würde man sehen, was ich mir zugefügt hatte.
Fuck. Jetzt hatte ich wirklich ein Problem. Ich streifte mir die Stulpen wieder ab und warf sie einfach durchs Zimmer.
Wieso war ich so verdammt dumm?
Ich fuhr mir wieder durch die Haare und biss mir auf die Lippe. Was nun?
Ich ging zum Schrank zurück und begutachtete meine Klamotten. Viel Auswahl hatte ich nicht. Ohne Netzstulpen blieb mir nur die Wahl eines Pullovers. Oder ich suchte mir eine Ausrede um nicht mitmachen zu müssen. Aber zum einen hatte ich dafür keine Zeit mehr und zum anderen würden mir die Anderen das niemals glauben.
Auf gut Glück griff ich nach dem weißen Hoodie, der ganz unten lag. Es war einer der wenigen die ich bisher nicht getragen hatte. Ich streifte ihn mir über und sah an mir herunter. Er war zwar enger geschnitten als meine anderen Hoodies, aber schwitzen würde ich wohl trotzdem.
,,Bist du jetzt aber selber Schuld, dummer Mexi", murmelte ich und sammelte die beiden Netzstulpen vom Boden auf. Die Idee war ziemlich schlecht, aber eine andere Möglichkeit hatte ich leider nicht. Schnell legte ich sie in den Schrank zurück, schloss die Schranktür und ging zur Tür.
Immerhin hatte ich ein Einzelzimmer. Da war es jedem egal, was ich mir antat und wie ich aussah. Allerdings war es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis man mir einen neuen Mitbewohner geben würde. Aber daran wollte ich gerade nicht denken.
Ich öffnete die Tür und trat auf den Flur.
,,Hi", begrüßte mich Felix sofort. Er kam gerade aus seinem Zimmer, Rewi folgte ihm.
,,Wir wollten dich grad abholen", lachte Rewi und musterte meinen Hoodie.
Auch Felix warf mir einen misstrauischen Blick zu:,,Hoodie?" Na toll. Ja Mexify, wieso trägst du einen Hoodie?
,,Hab keine Netzstulpen mehr", log ich und sah auf den Boden. Vermutlich war es eine meiner schlechtesten Lügen.
,,Ach stimmt, die neuen kommen erst morgen", hörte ich Rewi in dem Moment sagen, ,,Hat Mark doch erzählt."
Verwirrt sah ich zu ihm. Aber dann fiel es mir wieder ein: Er wusste von meinen Schnitten. Irgendwie hatte ich das schon fast vergessen.
,,Äh...ja, genau", stammelte ich und warf ihm einen dankbaren Blick zu.
,,Oh wie mies", Felix zuckte mit den Schultern und zupfte an seinen Netzstulpen herum.
,,Sind ja auch hässlich", winkte Rewi ab und ging an mir vorbei den Flur entlang.
,,Nur weil du keine tragen musst!", beschwerte sich Felix und folgte ihm. Ich ließ meine Schultern sinken und folgte ihnen ebenfalls. Immerhin hatte ich jemanden, der meine Lüge deckte. Und Rewi glaubte Felix vermutlich alles.
Wir gingen am Zimmer von Rezo und Julien vorbei und bogen in Richtung des Pflegerzimmers ab.
,,Tja, ich war halt schlauer", entgegnete Rewi und tippte auf Felix Arme, ,,Ohne Narben lebt es sich halt besser."
,,Ey, deine Familie bestand auch nicht aus Psychos", verteidigte sich Felix, aber er lachte. Meine auch nicht. Trotzdem hatte ich Narben. Und sogar Schnitte.
,,Das eine führt nicht zum anderen", murmelte Rewi mit belegterer Stimme. Offenbar wollte er das Thema nicht weiter besprechen. War vermutlich auch besser so. Gerade wollte ich wirklich nicht an meine Narben oder die von Felix denken.
,,Ihr seid die letzten", begrüßte und Julien, als wir vom Pflegerzimmer hielten. Ich musterte die anderen Patienten um mich herum. Tatsächlich schienen wirklich alle da zu sein.
,,Im Hoodie?", lachte Julien, als er mich sah und musterte mich kritisch, ,,Du wirst sterben."
,,Hab keine andere Möglichkeit", antwortete ich selbstsicherer als zuvor, ,,Gibt keine Netzstulpen mehr."
,,Ehm, die kann man mehrfach nutzen", erklärte Julien langsam, ,,Dachte das weißt du?" Er zog eine Augenbraue hoch. Na gut, spiel den Dummen.
,,Echt?", ich tat überrascht und zwang mich zu einem Lächeln, ,,Oh fuck..."
,,Naja, jetzt weißt dus", Julien drehte sich um.
Ich seufzte. Langsam reichte die Frage mir. Ich wollte sie nicht schon wieder anlügen, wo der gestrige Tag so gut gelaufen war.
,,Alle vollzählig?", hörte ich Mark rufen und richtete meinen Blick auf ihn. Er stand in der Tür zum Pflegerzimmer und ließ seinen Blick suchend über unsere Köpfe gleiten.
,,Ja", Rezo hielt seinen Daumen nach oben. Er stand ganz vorne an der Stationstür und hielt ein Klemmbrett in der Hand.
,,Was hat Rezo denn vor?", fragte ich Rewi und musste mir ein Grinsen verkneifen. Es sah irgendwie dämlich aus. Fehlte nur noch eine Trillerpfeife und er könnte als Sportlehrer durchgehen.
,,Ach der", Julien drehte sich zu uns um und winkte ab, ,,Mark hats ihm gegeben für die Anwesenheitskontrolle. Und seitdem hat ers nicht wieder abgegeben. Hält sich jetzt für wichtig."
Ich grinste Julien entgegen:,,Dämlich."
,,Wie du", konterte Julien und grinste ebenfalls.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...