Ich versuchte den Gesprächen zwischen den Anderen zu lauschen, aber es fiel mir schwer.
Zum einen interessierte es mich nicht wirklich wie Ardys und Lunas Beziehung lief und zum Anderen musterte ich immer wieder die Tür zu Station 4 in der Angst, sie könnte sich öffnen und Luca herauskommen.
,,Zigarette?", fragte Taddl, als mein Blick wieder zur Tür wanderte.
,,Was?", verwirrt drehte ich mich zu ihm um und musterte die Zigarette in seiner Hand, die er mir entgegenstreckte. Er selbst hatte bereits eine in der anderen Hand, deren Rauch sich in der Luft verlor.
Eigentlich hatte ich überlegt es zu lassen, jetzt wo ich bei Julien und Rezo im Zimmer schlief. Aber ich griff dennoch dankbar danach und ließ sie mir von Taddl anstecken. Gierig zog ich daran und atmete langsam den Rauch in die kalte Luft aus.
Sofort hatte ich das Gefühl, dass wenigstens ein Teil meiner Anspannung von mir abfiel. Gleichzeitig legte sich der bittere Geschmack auf meine Zunge und ich unterdrückte ein Husten. Zufrieden wandte Taddl sich wieder dem Gespräch der Anderen zu, während ich die Zigarette in meiner Hand musterte.
Wieso rauchte ich eigentlich?
Ich hatte keine Ahnung wieso ich wirklich damit angefangen hatte. An meiner Schule hatten nicht wenige Schüler geraucht und es war nicht schwer gewesen an Zigaretten zu kommen. Die ersten Züge waren widerlich gewesen, aber ich hatte mich irgendwie durchgerungen und mich mit der Zeit immer mehr zwischen dem rauchigen Geschmack und Gestank verloren.
Es hatte einfach gepasst. Nach einem scheiß Tag war ich nach Hause gegangen, hatte mir eine frische Klinge aus einer Packung geholt, mich geritzt und danach rauchend am Fenster meine Schnitte betrachtet. Und es hatte nicht wenige solcher Tage gegeben.
Wieder zog ich an der Zigarette und beobachtete Felix, der gerade ebenfalls zum Pavillion kam. In der Hand hielt er immernoch mehrere bunte Blätter, die er neben Rezo auf die Bank legte und sich daneben niederließ.
,,Was hast du denn damit vor?", fragte Ardy grinsend und deutete auf die Blätter.
,,Keine Ahnung", Felix zuckte mit den Schultern und musterte die Blätter neben sich, ,,Fand ich einfach schön."
,,Verstehe", man hörte unschwer heraus, dass Ardy es nicht verstand.
,,Habt ihr Besuch bekommen das Wochenende?", fragte Rewi und wechselte mit einem Seitenblick auf Felix das Thema.
,,Ne, meine Mutter war letzte Woche da", Taddl blies den Rauch seiner Zigarette in die Luft, ,,Brauchte dieses Wochenende einfach mal Ruhe."
,,Besuch?", fragte ich neugierig und zog an meiner Zigarette.
,,Ja auf 4 darf man am Wochenende Besuch bekommen", erklärte Luna und lächelte, ,,Ist zwar mit vielen Auflagen verbunden, aber gibt viele wo Eltern oder Freunde kommen."
Überrascht wechselte ich einen Blick mit Rezo und dieser nickte:,,4 ist offen, da läuft vieles anders."
,,Wusste ich gar nicht", ich zog erneut an der Zigarette und musterte die Anderen nachdenklich. Mir waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Stationen zwar bewusst, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Allerdings beneidete ich sie keineswegs darum. Wenn meine Eltern jedes Wochenende zu Besuch kommen würden, hätte ich mir die Klinge mit Sicherheit direkt über die Haut gezogen.
,,Wissen eure Eltern das mit euch eigentlich?", fragte Julien und sah jetzt interessiert zu Ardy und Luna.
Ardy nickte:,,Ja, wir haben es ihnen schon erzählt und die sind auch recht positiv eingestellt."
,,Find ich gut", freute sich Julien, ,,Wieso soll man sich hier nicht auch lieben dürfen?"
,,Es ist immernoch ne Klapse", mische sich Felix ein, ,,Da ist so ziemlich nichts erlaubt."
,,Glaube bei uns wärs auch anders", lachte Rewi.
,,Glaube ich auch", Luna nickte, ,,Bei Ardy und mir steht auch die Überlegung zum Wechsel in eine Tagesklinik im Raum seit letzter Woche. Die Pfleger meinten, dass wir beide auf einem guten Weg sind."
,,Das ist ja mega", Julien strahlte, ,,Und das sagt ihr erst jetzt?"
,,Es steht noch nicht fest", Ardy lächelte verlegen, ,,Aber es ist nicht unwarscheinlich."
,,Da will der mich echt verlassen", scherzte Taddl und wuschelte Ardy durch die roten Haare.
,,Ich will gar nichts", lachte Ardy und stieß Taddls Hand weg, ,,Aber ich kanm ja nicht ewig hier hocken."
,,Oh doch", lachte Taddl und grinste.
Ich zog wieder an der Zigarette. Es freute mich zu sehen wie die beiden sich neckten. Und das es für Ardy und Luna so gut aussah, dass sie vielleicht bald hier weg konnten. Anders als ich.
,,Wir müssen gleich wieder rein", Julien stand auf und streckte sich.
Ardy ließ von Taddl ab und nickte:,,Ja, wir wollten auch nur kurz raus."
,,Wir haben gleich Gruppentherapie", erklärte Luna.
,,Oh wie mies", fand Rewi und verzog das Gesicht, während er aufstand, ,,Dann viel Spaß."
,,Danke", Ardy stand ebenfalls auf, ,,Wird bestimmg super."
Taddl drückte seine Zigarette an der Bank aus und erhob sich:,,So wie immer." Dann warf er den Rest in den Mülleimer. Ich tat es ihm gleich und stand ebenfalls auf.
,,Dann sehen wir uns bald wieder", Rewi hob die Hand und ging in Richtung unserer Stationstür.
,,Tschau", Luna und Ardy gingen bereits nebeneinander zur Tür von Station 4.
,,Bis dann", Felix folgte Rewi.
,,Tschüssi", Julien lächelte und ich schloss mich ihm an. Gerade als Rezo ebenfalls gehen wollte, hielt Taddl ihn am Arm fest.
,,Können wir noch kurz reden, Rezo?", fragte er nach einem kurzen Zögern.
Rezo hob verwirrt eine Augenbraue, nickte aber:,,Klar."
Er warf Julien einen kurzen Blick zu:,,Ich komme nach."
Julien zuckte mit den Schultern:,,Wie du meinst." Ich drehte mich kurz zu Rezo und Taddl um, die ein Stück in die andere Richtung gingen.
Was wollte Taddl von Rezo? Mir schossen unzählige Gedanken durch den Kopf, als beide sich ein Stück entfernten. Klingen, Luca, unser letztes Treffen...
Was, wenn Taddl irgendwas gesehen hatte von Luca und mir? Rezo wusste nicht, woher ich die Klinge hatte und er wusste auch nichts von Luca und mir. Und er sollte es auch nicht wissen.
,,Kommst du?", rief Rewi mir zu. Er hielt die Tür auf, durch die die anderen drei gerade ins Innere gingen.
,,Äh, klar", ich nickte und ging weiter. Aber das ungute Gefühl verschwand nicht.
Was will Taddl von Rezo?
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...