Weiß.
Das einzige was ich wahrnahm war grelles Licht und Stimmen weit fort. Mein Kopf schmerzte und bei jedem Atemzug glaubte ich einen schweren Stein auf der Brust zu haben.
Alles wirkte taub und nicht real. Ich blinzelte. Versuchte ein Bild zu gewinnen. Aber meine Augen waren schwer.
Egal wie sehr ich es auch versuchte, ich konnte sie nicht offen halten. Ich kniff sie zusammen und stöhnte.
Was war los?
Meine Arme und Beine waren genauso schwer. Ich nahm all meine Kraft zusammen und richtete mich auf. Noch nie war mir so eine kleine Bewegung so schwer gefallen. Irgendwo war ein Piepen zu hören. Immer wieder. Oder war es etwas anderes?
Ich bis mir auf die Lippen und versuchte immernoch meine Augen zu öffnen. Weiß. Da war nur weiß.Ich schreckte aus dem Schlaf und sprang aus dem Bett. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und ich glaubte es würde zerspringen. Ich war schweißgebadet.
Hektisch streifte ich meinen Hoodie ab und warf ihn auf den Boden. Dann taumelte ich zwei Schitte vor und stieß gegen den Schrank. Verzweifelt versuchte ich mich daran festzukrallen. Aber ich fiel nur auf den Boden und stieß scharf die Luft aus.
Mein Atem war unregelmäßig. Ich glaubte keine Luft mehr zu bekommen und gleichzeitig konnte ich nichts tun.
Du lebst!
Ich rang nach Atem und spürte Tränen die mir die Wange herunterliefen. Heiße Tränen. Mit einer Hand wischte ich sie weg, mit der anderen stieß ich mich irgendwie hoch.
Du hast versagt! Ich stieß mit dem Kopf gegen die Wand, taumelte zurück. Verzweifelt sah ich mich in dem dunklen Raum und und griff mir an die Brust.
Du warst du schwach!
Ich wollte weg, weg von den Gedanken. Weg von dem Traum. Aber ich wusste nicht wohin. Wie entfloh man seinen Gedanken?
,,Hilfe...", flüsterte ich und ließ mich wieder zu Boden sinken. Immer wieder wiederholte ich die Worte. Ich lebte!
Verdammt Mexify, du lebst!
Ich schlug mit der Hand gegen meinen Kopf. Meine Brust war so eng, dass ich glaubte sie würde mich erdrücken.
,,Hilfe!", schrie ich schließlich und hörte meinen Schrei gellend durch den Raum hallen.
,,Fuck, Mexi!", ich versuchte aufzustehen, irgendwie runterzukommen, aber meine Hände glitten weg.Die Tür wurde aufgerissen und eine Pflegerin kam herein. Sie sagte etwas und kniete sich vor mich. Aber ich verstand sie nicht. Meine Gedanken waren zu laut.
Du hast es nicht geschafft zu sterben! Nicht mal das hast du geschafft! Du bist aufgewacht! In dem scheiß Krankenhaus! Und jetzt bist du in der Psychiatrie. Hast du super gemacht.
Ich hörte mich weinen. Aber ich konnte nichts tun.
Im nächsten Moment drückte man mir ein Becher in die Hand. Ich sah auf meine Hand und nahm jetzt erst wahr wie sehr ich zitterte.
,,Trink das-", glaubte ich zu hören und setzte den Becher an. Ein bitterer Geschmack.
Im nächsten Moment rückte ich zurück bis ich eine Wand hinter mir spürte. Ich schmiss den Becher weg und starrte zitternd zu der Pflegerin die mich genau beobachtete. Ich schluchzte.
Es hatte nicht geklappt... ich lebte.Es dauerte eine ganze Weile, bis mein Herzschlag sich endlich beruhigte und der Druck auf meinem Brustkorb verschwand.
Langsam wurde mein Atem ruhiger und ich zitterte immer weniger. Aber die Tränen rannen immer noch über mein Gesicht.
Fuck...
,,Du hattest eine Panikattacke, Mexify", sagt die Pflegerin mit ruhiger Stimme, ,,Hast du sowas öfter?"
Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die verdammten Tränen weg. Mit einiger Mühe stand ich schließlich auf und konzentrierte mich auf meinen Atem.
,,Willst du drüber reden?", fragte sie besorgt.
,,Nein", flüsterte ich schwach und fuhr mir durch meine schweißverklebten Haare.
,,Dann geh am besten duschen", meinte sie. Ich nickte einfach und folgte ihr auf den Flur.
,,Soll ich warten, falls was ist?", fragte die Pflegerin, aber ich schüttelte nur den Kopf und betrat die Tür zu einem der Bäder.
Natürlich konnte man hier nicht abschließen. Ich hörte stattdessen, wie vor der Tür ein Schild umgedreht wurde. Dann entfernten sich Schritte.
Ohne mich zu entkleiden, betrat ich die Dusche und ließ das kalte Wasser über mein T-Shirt laufen. Noch immer sah ich das Bild des Traumes vor mir. Ich erinnerte mich an jedes Detail.
Weil du es erlebt hast.
Ich ließ mich erneut an der Wand herunter und setzte mich, weil ich Angst hatte, die Panik könnte zurückkommen. Ich schluchzte auf und biss mir in den Oberarm um keinen Laut von mir zu geben.
Alles nur, weil ich aufgewacht war, statt zu sterben.
Ich kniff die Augen zu und stützte meinen Kopf auf die Arme.
Ich war aufgewacht. Aufgewacht in diesem scheiß Krankenhaus, das mich verzweifelt am Leben gehalten hatte, während mein Körper sich dagegen gewehrt hatte.
Bei jedem Schluchzen erschütterte mein ganzer Körper. Ich nahm nicht wahr, wie kalt das Wasser war. Konnte nur sehen, wie ich aufwachte statt Tod zu sein.
Wieso hat es nicht geklappt? Wieso musste ich aufwachen? Auch wenn sie schmerzten, ließ ich die Erinnerungen zu.Nach einer Weile stand ich auf und schaltete das Wasser ab.
Tropfen liefen von meiner Kleidung auf den Boden.
Wasser. Kein Blut.
Ich sah zu, wie sie in Bächen die Fliesen entlangrannen. Vielleicht hätte ich mir lieber die Pulsadern aufschneiden sollen.
Mein Blick fiel auf meine Unterarme. Aber sofort wandte ich den Blick ab.
Meine Methode war sicherer gewesen, als das.
Pulsadern mochten ein Weg sein, aber der Tod war so ziemlich schwer zu erreichen. Meine Methode war sicher gewesen. Und doch war ich hier.
Ich stellte mir vor, wie die Tropfen Blut waren, sah zu wie sie immer wieder zu Boden fielen. Es hatte eine solche Ruhe an sich, dass ich den Blick nicht abwenden konnte.
Ein paar Schnitte, tiefe Schnitte.
Ein paar Tropfen Blut, viel Blut.
Vielleicht hätte ich diesen Weg wählen sollen. Aber dafür war es zu spät. Ich hatte meinen Versuch gehabt und er war schief gegangen. Und einen weiteren würde es wohl erstmal nicht geben. Auch wenn ich wusste, dass ich es versuchen würde.
Dieser Ort mochte dafür gemacht sein, mich am Sterben zu hindern, aber es gab viele Wege. Und sicher auch einen der hier drinnen funktionierte.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...