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Ich hatte immernoch den rauchigen Geschmack der Zigarette im Mund, als ich einen Schluck des Wassers nahm, den ich am liebsten direkt ausgespuckt hätte. Nur die Tatsache, dass die anderen mich dann sicher komisch angeschaut hätten, zwang mich es herunterzuschlucken und angewidert das Gesicht zu verziehen.
Mein Blick wanderte aus dem Fenster, aber den Pavillion konnte man nicht sehen. Er war hinter den Bäumen des Innenhofes verborgen. Rezo war immernoch draußen, auch wenn wir bereits eine halbe Stunde im Speiseraum saßen und warteten.
Eigentlich hatte Felix vorgeschlagen noch eine Runde Schach zu spielen, doch Patrick spielte gerade mit einem anderen Patienten, Manuel hieß er meinte ich mich zu erinnern. Deswegen hatten wir uns an unseren Tisch im Speiseraum gesetzt und redeten über irgendwelche sinnlosen Themen.
Mein Blick fiel auf die Uhr über der Tür. Jetzt waren es schon einundreißig Minuten.
,,Rezo und Taddl reden manchmal länger", Julien schien meinen Blick bemerkt zu haben, ,,Ist so nen Ding zwischen den beiden." Nachdenklich musterte ich Julien. Wusste er, dass Rezo seine Klingen über Taddl bekam?
Manchmal war ich mir da nicht so sicher. Zum eine musste er sich die Frage selbst schon gestellt haben, aber zum anderen schien er gerade nicht besorgt darüber zu sein, dass beide redeten. Aber woher denkst du dann, dass er Klingen bekommt?
Es würde mich nicht wundern, wenn er es nicht wusste. Rezo war immernoch schwer für mich zu durchschauen und wenn er wollte, konnte er Julien mit Sicherheit leicht anlügen.
,,Bald gibts schon Mittag", Rewi nickte zur Essensausgabe, hinter deren Fenster gerade eine Frau ein Tablett durch die Küche trug.
,,Hab auch wieder Hunger", freute sich Julien und stand auf. Er ging zu einer Pinnwand neben der Tür an der mit Tesafilm mehrere Zettel befestigt waren.
Er überflog einige davon und tippte dann auf einen:,,Aha, heute gibts Lasagne." Grinsend drehte er sich wieder um und kam auf uns zu.
,,Damit kann ich leben", freute Rewi sich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
,,Bei Lasagne bin sogar ich dabei", bestätigte Felix und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
,,Klingt okay", murmelte ich. Tatsächlich war Lasagne eines der wenigen Gerichte zu denen ich mich zwingen konnte, aber der Gedanke an das was Rezo und Taddl besprachen verdrängte die geringe Vorfreude.
Gab es irgendeine sinnvolle Erklärung die nicht mit mir oder Klingen zu tun hatte? Machte ich mir wieder einmal zu viele Gedanken?
Julien sezte sich wieder neben mir auf den Stuhl und lehnte sich zurück:,,Wenn Rezo nicht bald kommt, bekommt er wieder nen Ausgangsverbot."
,,Selbst Schuld", Rewi zuckte mit den Schultern, ,,Wenn er sich mit Taddl verquatscht ist das nicht meine Sache."
,,Seit wann so pessimistisch?", fragte Julien gelangweilt.
Rewi zuckte wieder mit den Schultern:,,Keine Ahnung."
Ich sah wieder auf die Uhr. Fünfundreißig Minuten.
,,Ab wann bekommt man ne Ausgangssperre?", fragte ich beiläufig und sah von einem zum Anderen.
,,Wir sollen maximal eine Stunde raus, glaube alles darüber", mutmaßte Julien, ,,Aber genau weiß ichs nicht."
,,Auf 2 hätte eine Sekunde gereicht", lachte Felix leise und lehnte sich ebenfalls zurück, ,,So verschieden sind die Welten hier."
,,4 hat dafür auch nicht mehr", konterte Rewi.
,,Ja, aber die dürfen auch in die Stadt. Wir haben nur den Innenhof", hielt Felix sofort dagegen, ,,Man, was ich für einen Ausflug durch die Stadt geben würde. Einfach mal raus."
,,Naja dein letzter Ausflug hat dich eben nicht nur in die Stadt geführt", schmunzelte Julien und warf Felix einen neckenden Blick zu.
,,Ey", dieser grinste, ,,Ich hätte mir auch ne Packung Klingen im Dm holen und es auf der Toilette beenden können." Da sind wir also wieder bim eigentlichen Thema...
Rewi warf Felix einen tadelnden Seitenblick zu:,,Hättest du das gemacht, dann-"
,,Hab ich ja nicht", Felix hob beschwichtigend die Hände.
,,Kontrolliere die eure Einkäufe da nicht?", die Frage war mir einfach so in den Kopf geschossen und ich hatte sie ungewollt ausgesprochen.
,,So halb", erklärte Felix, ,,Die schauen kurz drüber, aber da kannste eigentlich alles durchkriegen."
Rewi nickte:,,Zigaretten jucken die da eh nicht. Und Klingen hätten die auch nie gefunden."
Ein neuer Gedanke kam mir in den Kopf. Woher denkt ihr eigentlich, dass ich meine Klingen habe? Ich sah zwischen ihnen hin und her. Denkt ihr, ich hätte sie direkt bei meiner Ankunft mitgebracht?
Gerade als ich wirklich überlegte die Frage zu stellen, betrat Rezo den Raum.
,,Rezo", winkte Julien übertrieben und grinste.
,,Ah da seid ihr", er lächelte und rückte seinen Stuhl zurück, ,,Sorry hat länger gedauert."
,,Worum gings?", fragte Felix interessiert, als Rezo sich setzte. Jetzt lagen alle Augen auf ihm. Ja, worum gings?
,,Ach, ging nur um Ardys und Lus Beziehung. Was ich davon halte und so", winkte er ab, ,,War nicht so spannend."
,,Nicht wirklich", bestätigte Rewi und klang fast ein wenig enttäuscht. Ich atmete erleichtert aus. Also doch keine Klingen oder ich. Oder log er?
Ich versuchte ein Anzeichen einer Lüge in Rezos Gesicht zu erkennen, doch wenn er log, tat er das ohne einen einzigen Hinweis zu geben.
,,Wir müssen noch unsere Wäsche abhängen", Rezo warf mir einen kurzen Blick zu, ,,Die sollte trocken sein. Das sollten wir vorm Mittagessen noch machen." Stimmt die Wäsche.
Rezo und ich hatten gestern Nachmittag noch eine Waschmaschine mit unseren Hoodies angestellt, die ich beim letzten Waschgang vergessen hatte. Rezo lächelte. Aber sofort zuckte ich innerlich zusammen. Hatte er doch gelogen? Aber sein Gesicht war immernoch ohne irgendein Anzeichen.
Also nickte ich langsam:,,Okay." Unsicher stand ich auf.
,,Viel Spaß", grinste Julien, ,,Wäsche abhängen und falten ist echt das letzte."
,,Muss auch getan werden", Rezo zuckte mit den Schultern und verließ den Raum vor mir. Ich folgte ihm zögernd. Hängen wir Wäsche ab oder reden wir?
Aber Rezo machte keine Anzeichen ein Gespräch zu beginnen. Stattdessen ging er gut gelaunt zum Waschraum und öffnete die Tür. Ich folgte ihm und betrat den kleinen Raum. Auf einer der Wäscheständer hingen unsere Hoodies.
In dem Moment schloss Rezo die Tür hinter mir und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen. Ich drehte mich verwirrt zu ihm an und begegnete seinem Blick. Es lagen Enttäuschung, eine Spur Wut und Verwirrung darin.
,,Wir müssen glaube ich mal reden, Mexify, nicht wahr?", er zog eine Aufenbraue hoch und musterte mich eindringlich.

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt