Ich folgte Julien und Rezo zu den Bänken unter dem Pavillion und setzte mich dann an den Rand der einen Bank. Die beiden anderen setzten sich neben mich. Dann schwiegen wir.
Ich ließ meinen Blick über die weiße Fassade der Klinik schweifen. Der Innenhof war nicht besonders schön. Ein kleiner Baum, dessen Äste trostlos herabhingen, leeren Blumenkübel und einige Hecken. Es gab drei Zugänge zum Innenhof. Einen von Station 3, einen von 4 und einen weiteren der irgendwo anders hinführte.
Ansonsten waren immer wieder Fenster, die meist mit getrübtem Glas ersetzt worden waren. Vermutlich weil dahinter Therapierräume waren. Nur zum Treppenhaus zu Station 3 und zu Station 4 waren normale Glasscheiben, durch die man zumindest etwas ins Gebäude sehen konnte.
,,Ach, ihr seid auch da", Taddls tiefe Stimme ließ mich meine Beobachtungen unterbrechen. Er kam mit Luna und Simon zu uns geschlendert.
,,T", Rezo stand auf und umarmte ihn sofort, ,,Was geht?"
,,Nichts", Taddl erwiderte die Umarmung und gab auch Julien eine. Ich blieb sitzen und musterte sie dabei.
Meine letzte Begegnung mit Taddl schoss mir wieder durch den Kopf und ich biss mir auf die Lippen. Das hatte ich schon ganz vergessen.
Taddl sah zu mir und lächelte erstaunlicherweise:,,Mexify, hi." Er ging auf mich zu und streckte die Hand aus. Etwas verwirrt schüttelte ich sie.
,,Alles okay", flüsterte Taddl und vergewisserte sich kurz das die Anderen das nicht hörten. Ich nickte nur perplex.
Dann griff Taddl in seine Jacke und hielt mir eine Zigarette hin. Sofort griff ich danach. Wie ein hungriges Tier, dem man nach Ewigkeiten ein Stück Fleisch hinhielt. Aber gerade brauchte ich genau das. Taddl steckte sie an und ich nahm sofort einen tiefen Zug. Fast zeitgleich spürte ich, wie sich meine Anspannung langsam legte.
Taddl grinste und setzte sich dann gegenüber von uns neben Luna und Simon. Die beiden nickten mir nur kurz zu, was ich jedoch nicht erwiderte. Ich hatte nichts gegen sie, aber ich kannte beide nunmal kaum.
,,Morgen bin ich weg", war das erste was Simon sagte. Er sah in die Runde und sofort klatschten Rezo und Julien kurz.
,,Wie cool", kommentierte Julien und lächelte. Er schien sich wirklich für Simon zu freuen.
Dieser strahlte übers ganze Gesicht:,,Ich komm euch natürlich besuchen."
Luna winkte ab:,,Darfst du nicht." Sie strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht:,,Aber wir werden dich trotzdem vermissen."
,,Besser is es", lachte Simon.
,,Sind drei Monate echt schon rum?", fragte Rezo und lehnte sich gegen die Bank.
,,Mexify ist seit einer Woche hier", Taddl nahm einen Zug seiner Zigarette und deutete dann auf mich, ,,Die Zeit verfliegt."
War es wirklich schon eine Woche her? War eine weitere Woche rum, die ich nicht hier sein sollte?
Ich zog an der Zigarette und unterdrückte ein Husten. Rezo hatte schon Recht. Zigaretten waren widerlich. Und zugleich taten sie so unglaublich gut. Wie eine Klinge...
,,Wo ist Felix eigentlich?", fragte Taddl, ,,Sollte er nicht schon bei euch sein?"
Julien nickte:,,Gestern gekommen, ja. Aber er ist absolut nicht stabil." In seiner Stimme schwang jetzt etwas Traurigkeit mit.
,,Wieso das?", fragte Simon.
,,Er isst nicht, Rewi soll noch nicht kommen und er ist ziemlich down", antwortete Rezo.
,,Wer ist das nicht", murmelte Luna.
,,Also wirklich down", ergänzte Rezo sofort und sah kurz zu unserer Station, als würde Felix zu uns kommen, wenn er über ihn redete. Kurz schwiegen alle.
,,Da kenne ich noch jemanden", sagte Taddl und stand auf. Er ging zu Rezo und schob ihm dann die Ärmel hoch. Die weißen Pflaster am linken Unterarm kamen zum Vorschein.
,,Du solltest den scheiß lassen Rezo", sagte er mit fester Stimme.
Rezo kniff die Augen zusammen und schob die Ärmel wieder über seine Arme:,,Geht dich nichts an Taddl."
,,Doch, Rezo. Sonst bringts dich wieder auf 2", er drehte sich um und setzte sich wieder.
Rezo seufzte:,,Sicher nicht." Aber so ganz überzeugt klang er irgendwie nicht. Seine gute Laune war auf jeden Fall jetzt weg.
,,Wo hast du die jetzt schon wieder her eigentlich?", fragte Taddl und musterte Rezo genau. Dieser sah zu Julien, dann zu mir.
,,Ist doch egal", sagte er dann, ,,Muss nicht jeder wissen, Taddl."
Der Blick den er ihm zuwarf sagte noch mehr. Sie sprachen von den Klingen, keine Frage. Und darüber wie man an welche kam. Ich sah von Rezo zu Taddl, aber den Gefallen es mir zu verraten tat keiner der beiden.
,,Lass den scheiß einfach", beendete Taddl das Thema und fügte noch ein ,,Bitte" hinzu.
Ich zog an der Zigarette und warf sie dann in den Mülleimer neben der Bank. Zu gern hätte ich gewusst, wie Rezo an die Klinge gekommen war. Und es nagte erneut an mir, dass ich keine hatte. Aber irgendwie kam man ja anscheinend an welche.
Felix Worte fielen mir wieder ein. Natürlich. Taddl kam an die Zigaretten, weil er auf Station 4 war. Er hatte Ausgang. Oder Ardy, oder Luna, oder eben Simon. Aber einer von ihnen hatte die Möglichkeit welche zu kaufen. Wo auch immer. Aber da mussten auch die Klingen herkommen. Und wenn Rezo an Klingen kam, konnte ich das doch auch irgendwie.
,,Kümmert euch mal um Felix", Luna stand auf und winkte zum Abschied, ,,Hab Therapie." Dann ging sie zurück zu Station 4.
,,Ich muss auch mal packen", sagte Simon und stand ebenfalls auf, ,,Ihr verabschiedet euch aber nochmal, oder?"
Sofort nickte Rezo und setzte ein lächeln auf:,,Natürlich. Wann fährst du denn?"
Simon zuckte mit den Schultern:,,Nach dem Mittagessen denke ich."
,,Wir kommen", Julien grinste. Immerhin ihm hatte es noch nicht ganz die Laune verdorben.
,,Super", Simon sah zu Taddl, ,,Bleibst du noch?"
Aber dieser schüttelte den Kopf und stand ebenfalls auf. ,,Dann bis morgen", dabei sah er nochmal zu Rezo, drehte sich um und folgte Luna mit Simon.
,,Auf auf, zurück in die Hölle", Julien sah zu Rezo und mir, aber als ich gerade aufstehen wollte, stellte sich Rezo vor mich. Ich sah verwirrt zu ihm hoch, aber sein Blick war nichtssagend.
,,Erst will ich noch von Mexify wissen, wieso er uns angelogen hat", sagte er mit einer gewissen Kühle in der Stimme.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...