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,,Wir sind fertig oder?", Felix betrachtete unser Lebkuchenhaus mit einem kritischen Blick und legte die Zuckertüte auf den Tisch.
,,Ich denke", Rewi nickte und ließ sich ächzend auf seinen Stuhl fallen.
,,Hat was", bestätigte auch Rezo. Ich nickte ebenfalls und begutachtete unser Werk. Die Konstruktion hielt nach wie vor und durch die bunten Gummibärchen sah man die schiefen Wände nicht mehr ganz so sehr.
,,Krass, dass wir das geschafft haben", Julien griff in die fast leere Haribo Tüte und beförderte zwei Gummibärchen in seinen Mund.
,,Du hast fast nichts gemacht außer uns die Tüte wegzufressen", lachte Rezo und entriss ihm die Tüte um selbst hineinzugreifen.
,,Das ist doch wirklich schön geworden", Herr Weschmann trat zu uns und rückte seine Brille zurecht um einen genaueren Blick auf das Lebkuchenhaus zu werfen.
,,Ja, wir sind selbst überrascht", bestätigte Rewi und griff ebenfalls in die Haribotüte.
,,Seid ihr dann bereit für den finalen Schliff", erwartungsvoll rieb Herr Weschmann sich die Hände.
,,Äh, was?", fragte Felix verwirrt nach.
,,Na, die Bewohner für das Haus", klärte dieser ihn auf, ,,Die fehlen doch noch." Er deutete auf den kleineren Karton neben dem größeren mit den Lebkuchenteilen.
,,Ah stimmt", erinnerte sich Julien und stand auf.
,,Jeder aber nur eine Figur", erinnerte Herr Weschmann und ging dann zum nächsten Tisch. Ich stand ebenfalls auf und folgte den anderen interessiert zu dem Karton. Felix griff ihn sich und öffnete ihn.
,,Wow", staunte er und sah mit offenem Mund hinein, ,,Das ist ja eine ganze Sammlung."
Neugierig warf ich einen Blick in den Karton. Sein Inhalt bestand aus unzähligen kleinen Figuren. Die meisten waren Tier aus Plastik, andere waren Menschen oder Fantasiewesen. Sie erinnerten mich ein bisschen an die Plastikfiguren, die ich als Kind immer aus Überraschungseiern bekommen hatte.
,,Für was soll man sich da denn entscheiden?", fragte Felix nachdenklich und wühlte ein wenig in dem Karton herum.
,,Guck mal Julien", Rezo griff hinein und holte einen kleinen roten Drachen hervor.
,,Den brauch ich", Julien griff sofort danach und begutachtete Rezos Fund, ,,Der zieht ein."
,,Der lässt das Haus nur einkrachen", schmunzelte Rewi, ,,Lass den lieber nicht einziehen."
,,Genau", grinste Felix, ,,Der muss draußen schlafen."
,,Von mir aus", Julien zuckte mit den Schultern und umschloss seinen Drachen mit der Hand, ,,Er kommt trotzdem mit." Jetzt griff Felix in die Box unf zog einen Panda hervor, der ein wenig kleiner als die Drachenfigur war.
,,Hey", neugierig musterte Rewi dessen Fund, ,,Der passt ja perfekt zu dir."
,,Kleiner Panda", erinnerte ich mich murmelnd. So hatte Rewi Felix einmal genannt.
,,Gibts auch einen Dachs?", Rewi began in die Figuren zu suchen, wurde jedoch nicht fündig.
,,Nimm doch das Nilpferd", Rezo zog die genannte Figur hervor und hielt sie grinsend vor Rewis Gesicht.
,,Ne", Julien legte es zurück zu den Figuren.
,,Ist ja fast das gleiche", kicherte Felix.
,,Oder nimm das Kamel", ich griff dieses und hielt es in die Luft.
,,Ich will kein Kamel", wieder schüttelte Rewi den Kopf.
,,Du machst es uns aber auch schwer", nachdenklich wühlte Rezo durch die Box. Dann hellte sich sein Gesicht auf und er holte eine der Figuren aus der Box.
,,Die Eiskönigin?", fragte Rewi lachend und griff danach.
,,Oh ja", schmunzelte ich und griff nach einer anderen Figur, die ich Rezo hinhielt, ,,Und die brauchst du."
,,Olaf", Rezo lächelte und nahm sie mir ab, ,,Wieso das denn?"
,,Du magst Umarmungen", Rewi drehte seine Elsa Figur nachdenklich in der Hand, ,,Das passt doch."
,,Gut, nehme ich Olaf", lachte Rezo leise.
,,Dann nehme ich Elsa", beschloss Rewi grinsend, ,,Im Herzen bin ich nämlich eine Prinzessin."
,,Du meinst, weil du eingesperrt im Turm auf Rettung wartest?", fragte Felix.
,,In etwa", Rewi lachte, ,,Fehlt nur noch ein Prinz, der mich küsst."
,,Immer gerne", Julien grinste und beugte sich neckend zu Rewi.
,,Ne stop", Rewi zuckte zurück, ,,Ich bleibe lieber ungeküsst."
,,Wie du meinst", Julien zuckte mit den Schultern.
,,Ey Mexi", Rezo griff in die Box und hielt mir eine Figur entgegen. Interessiert griff ich danach und musterte sie. Es war ein grüner Brachiosaurus.
,,Ein Dino", freute sich Felix, ,,Wie perfekt."
,,Der niedlich", ich musste lächeln, ,,Den nehm ich gern." Ich schloss meine Hand darum.
,,Super, dann sollten wir unseren bunten Haufen einziehen lassen", Rewi schloss die Box und wir folgten ihm zu unserem Lebkuchenhaus zurück.
,,Also Elsa kommt ins Haus", beschloss er nach kurzer Überlegung und stellte seine Figur in die Eingangstür, sodass sie nach draußen sah.
,,Dann kommt Olaf grad zu Besuch", grinste Rezo und stellte Olaf vor die Haustür.
,,Zusammen mit seinem Dinokumpel", ich stellte meine Dinofigur daneben.
,,Oh ja", freute sich Felix und stellte seinen Panda daneben, ,,Und seinem Pandakumpel."
,,Und mein Drache wohnt auf dem Dach", Julien drückte seinen Drachen gegen eine der Dachschrägen.
,,Wenn das hält", etwas unsicher beobachtete Rezo ihn dabei.
,,Klar", Julien ließ los und seine Figur hielt.
,,Er sieht ein bisschen suizidal aus", Rewi legte den Kopf schief und musterte ihn.
,,Quatsch", winkte Julien ab. Tatsächlich sah sein Drache wirklich ein wenig so aus als hätte er vor gleich herabzuspringen. Aber vielleicht dachten auch nur wir so.
Ich musterte unser fertiges Haus und spürte wie eine Welle der Zufriedenheit mich überkam. Die Figuren wirkten unbeschwert in dem bunten Lebkuchenhaus. Genauso wie ihre Erbauer.
Die letzten Stunden hatte ich keinen Gedanken an den Aufenthalt hier verloren. Ich war nur ein Junge gewesen, der mit seinen Freunden ein Lebkuchenhaus gebaut hatte. Wir hatten gelacht, uns übereinander lustig gemacht und Gummibärchen gegessen. Es war als wären wir nie hier gewesen.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Wir sind nur Freunde, die leben. Und gleichzeitig war es ein trauriger Gedanke.
Wie lange würden wir am Ende wirklich Freunde bleiben? Was war wenn Rezo oder ich uns wieder etwas antaten? Wenn Juliens Vergangenheit ihn einholte? Wenn Felix einen weiteren Suizidversuch unternahm? Wenn Rewi sich wieder nicht im Griff hatte?
Wir mochten gerade Freunde sein, doch diese Freundschaft war nicht von Dauer. Es war eine Freundschaft auf Zeit. Und unsere Zeit war begrenzt.
Ich wünschte wir würden für immer Freunde bleiben... Aber dieser Wunsch war sinnlos. Leider.

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt