Ich schob meine Spielfigur drei Felder vor und gab den Würfel an Rewi weiter.
,,Pass auf Julien, jetzt hau ich dich raus", grinste er und ließ den Würfel über den Tisch Rollen. Eine eins.
,,Du bist noch weit weg", lachte Julien und nahm selbst den Würfel, ,,Bei einer fünf bin ich im Ziel."
,,Abwarten", murmelte Felix und schob seine vier roten Spielfiguren auf den Startfeldern hin und her, ,,Am Ende gewinne eh ich."
Julien würfelte eine zwei und schlug frustriert auf den Tisch:,,Mist!" Rewi grinste erfreut.
Felix griff nach dem Würfel. Eine vier. Noch ein Wurf. Eine drei. Noch ein Wurf. Wieder eine drei.
,,Ach man", brummte er und gab mir zerknirscht der Würfel. Während Felix noch alle Figuren im "Haus" hatte, hatte ich bereits eine im Ziel und zwei andere auf dem Feld. Dabei tat ich nichts anderes als den Würfel mehr oder weniger interessiert zu würfeln und meine grünen Figuren über das Brett zu ziehen.
Ich würfelte. Eine fünf.
,,Wieso bist du so gut in den Spiel?", fragte Rewi als ich meine Figur vorschob.
,,Ist reines Glück", antwortete ich gleichgültig. War ja auch so. Man würfelte und hoffte das Beste.
Rewi würfelte und schrie erfreut auf:,,Da ist die vier!" Er nahm seine blaue Figur und schmiss damit die von Julien.
Dieser stöhnte genervt auf:,,Ich war fast im Ziel..."
,,Nächstes mal", munterte Rezo ihn auf, der das Spiel verfolgte, ,,Aber ich muss jetzt los." Er stand von der Bank auf und streckte sich.
,,Viel Spaß", verabschiedete sich Rewi und winkte überschwenglich.
,,Grüß mir die Therapheutin", Felix grinste.
,,Mach ich", Rezo erwiderte es und verließ dann den Gemeinschaftsraum.
,,Der Arme", murmelte Julien und sah ihm nach.
,,Müssen wir alle durch", Rewi zuckte mit den Schultern und gab den Würfel an ihn weiter. Julien griff danach und würfelte. Eine sechs.
,,Du Lucker", seufzte Felix und warf einen Blick auf seine Figuren. Julien grinste und zog eine seiner gelben Figuren aus dem "Haus". Dann würfelte er erneut und zog seine Figur zwei Felder vor.
,,Ich hab nachher auch Therapie", Felix würfelte eine fünf.
,,Ich hab morgen", brummte Rewi, ,,Ich muss sogar zu Station 2 laufen deswegen. Die wollen mir keinen neuen Therapheuten geben."
,,Wie nervig", Felix würfelte noch eine drei und eine vier, bevor er mir den Würfel gab.
,,Ich hab auch morgen", sagte ich und würfelte eine sechs. Ich zog meine letzte Figur aufs Feld und würfelte eine weitere sechs.
,,Nicht dein Ernst", Felix ließ den Kopf auf den Tisch sinken.
Ich lächelte kurz und klopfte ihm auf die Schulter:,,Du kommst auch gleich raus." Ich zog eine meiner Figuren und würfelte erneut. Eine eins.
,,Möge das Glück stets mit euch sein oder so", ich gab den Würfel an Rewi.
,,Mit mir doch immer", spornte er sich selbst an und würfelte eine fünf.
,,Ey!", beschwerte sich Julien, als Rewi seine zweite Figur schmiss.
,,Da ist die Rache für unser letztes Spiel", grinste Rewi und rollte den Würfel zu ihm rüber. Julien würfelte eine sechs.
,,Wie?!", fragte Felix verzweifelt und vergrub das Gesicht in den Händen.
,,Mit Können", antwortete Julien triumphierend und würfelte eine weitere zwei.
,,Nein!", rief Rewi, als Julien seine Figur vom Feld kickte und auflachte.
,,Jetzt komme ich", Felix nahm den Würfel und würfelte. Drei fünfen.
,,So knapp", brummte er und gab mir den Würfel.
,,Eine fünf ist nicht knapp", lachte Rewi auf.
,,Spielst du für mich weiter?", fragte ich Felix und wies auf meine Figuren. Verwirrt richteten sich alle Blicke auf mich.
,,Wieso das denn?", fragte Felix.
Ich holte tief Luft und sammelte allen Mut:,,Ich sage Taddl ab, dass Rezo nicht kommt."
,,Rezo meinte doch, das das niemand muss", stellte Julien klar.
,,Genau", pflichtete Rewi ihm bei und musterte mich misstrauisch.
,,Ich muss ihm noch sein Feuerzeug zurückgeben", log ich und hielt die Luft an. Die Lüge war schlecht.
,,Wieso hast du das denn?", fragte Felix verwirrt.
,,Habs mir gestern angesehen, aber vergessen zurückzugeben", log ich weiter.
,,Dann kommen wir mit", entschied Julien und wollte schon aufstehen, aber ich war schneller:,,Ich beeil mich. Spielt einfach weiter. Felix kann für mich würfeln."
,,Ich hab aber kein Glück", konterte Felix.
,,Passt schon", sagte ich und stand auf.
,,Dann beeil dich", gab Julien es auf und setzte sich wieder.
,,Mach ich", ich seufzte erleichtert und merkte erst da wie sehr mein Herz in meiner Brust schlug.
Ich drehte mich um und lief zum Flur. Kurz sah ich mich um, aber Rezo schien wirklich schon bei seiner Therapie zu sein. Also machte ich mich in Richtung des Pflegerzimmers auf.
Davor angekommen klopfte ich an die Tür und wartete.
,,Ja bitte", Frau Pfeiffer öffnete mir und musterte mich.
,,Ich würde gerne nach draußen", sagte ich und setzte ein Lächeln auf.
,,Allein?", sie zog eine Augenbraue hoch.
,,Ich brauch grad frische Luft", fügte ich schnell hinzu.
,,Hm", murmelte sie und ging zu einem Plan, der neben dem Computer hing. Mit klopfendem Herzen wartete ich.
,,Du hast deine Medikamente heute noch nicht genommen", sagte sie schließlich, ,,Danach darfst du raus. Aber nur für zwanzig Munter, klar?"
Ich nickte sofort. Frau Pfeiffer griff nach dem kleinen Becher mit den Medikamenten und gab ihn mir mit einer neuen Wasserflasche.
,,Da steht mein Name noch nicht drauf", sagte ich, ,,Meine alte ist noch in meinem Zimmer."
,,Stimmt", sie drehte sich nach einem Stift um. Ich ließ die Tabletten in meiner Hoodietasche verschwinden und tat so als würde ich sie mir in den Mund schütten, als sie sich mit einem Stift zu mir umdrehte. Schnell schraubte ich die Flasche auf und trank einen Schluck. Dann kniff ich kurz die Augen zusammen.
,,Müssen nicht schmecken", die Pflegerin lächelte entschuldigend. Ich nickte nur und gab ihr die Flasche zurück. Sie schrieb schnell meinen Namen auf das Etikett, bevor sie auf den Schalter der Tür drückte.
,,Denk dran: Zwanzig Minuten", erinnerte sie mich. Ich nickte wieder und trat dann ins Treppenhaus.
Erst jetzt beruhigte sich mein Herzschlag wieder ein wenig als ich die Treppe hinunterging. So viel wie heute hatte ich schon lange nicht mehr gelogen. Wenn ich will, kann ich wohl doch lügen.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...