-40-

840 71 21
                                    

Ich schloss die Tür hinter mir und atmete tief durch. Mein Kopf schien noch immer zwischen all den Fragen zu hängen und einen klaren Gedanken konnte ich auch nicht fassen.
Ich hatte nicht alle Fragen beantwortet. Irgendwann hatte mein Kopf einfach abgeschaltet.
Kurz schob sich schwarz vor mein Blickfeld, aber ich lehnte mich noch rechtzeitig an die Wand und atmete tief durch. Was war nur los mit mir? Eigentlich konnte ich mich sehr gut konzentrieren wenn ich wollte. Aber gerade fiel es mir unendlich schwer.
,,Mexi", ich drehte meinen Kopf zur Seite und blickte in die blauen Augen von Rezo. Sorge lag darin. Aber gerade als ich etwas sagen wollte gaben meine Beine nach und ich sank zu Boden.
,,Hey, hey", ein Arm verlangsamte meinen Aufprall und ein anderer zog mich hoch, ,,Mach mal langsam." Ich drehte den Kopf und begegnete Juliens Gesicht.
,,Alles okay?", fragte er. Ich nickte, aber so ganz sicher war ich mir da nicht.
,,Ich hole dir ein Glas Wasser", Rezo stand auf und ging weg. Meine Sicht verschwamm wieder und ich setzte mich mühsam an die Wand.
,,Gehts?", Julien setzte sich neben mich und ich ließ meinen Körper gegen seinen gedrückt. So kippte ich immerhin nicht zur Seite.
,,Danke", murmelte ich schwach und fasste mir an den Kopf, ,,Hab nur Kopfschmerzen."
,,Du trinkst zu wenig", stellte Rezo fest und kniete sich neben mich. Er hielt mir einen der Becher aus dem Speiseraum hin. Aber meine Hände griffen ins Leere und ich ließ meinen Arm kraftlos sinken. Gerade fühlte ich mich wie eine Marionette ohne seinen Spieler. Nur eine dumme Puppe ohne eigenen Willen.
,,Ich helf dir", Rezo setzte den Becher an meinem Mund an und ich trank ein paar Schlücke.
,,Besser?", fragte Rezo sofort und musterte mich wieder. Ich nickte. Das Wasser tat erstaunlich gut und ließ meinen Kopf etwas klarer denken. Aber die Schmerzen verschwanden nicht.
,,Ich hab Kopfschmerzen", wiederholte ich.
,,Ich hol einen Pfleger, warte hier", Rezo stellte den Becher ab und ging erneut weg. Julien hob seinen Arm und hielt seine Hand gegen meine Stirn. Ich schlug sie ihm reflexartig weg.
,,Ist schon gut", Julien hob beschwichtigend die Hände, ,,Ich wollte nur sehen ob du Fieber hast."
,,Okay", sagte ich stumpf und griff erneut nach dem Becher. Hektisch trank ich ihn leer und schloss dann kurz die Augen.
,,Ruhig atmen", Julien nahm mir den Becher ab und stellte ihn neben sich.
,,Klar", murmelte ich und sah zur Seite. Schritte hallten durch den Flur. Ich erkannte Julien mit Mark im Schlepptau.
,,Hallo Maximilian", er kniete sich vor mich und musterte mich genau wie Rezo zuvor.
,,Mexify", stellte ich geistesgegenwärtig klar. Mark hob eine Augenbraue, bevor er nickte:,,Gut Mexify. Was ist passiert?"
,,Ich hab Kopfschmerzen", sagte ich zum dritten mal.
,,Er hatte Therapie", erzählte Julien und zeigte auf die Tür hinter mir. Mark stand auf und klopfte an. Frau Ohle rief ihn herein und die Tür schloss sich hinter ihm.
,,Mark hilft dir", Rezo stand auf und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand, während ich versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sich die Tür wieder öffnete und Mark und Frau Ohle den Raum verließen. Frau Ohle musterte mich ebenfalls. Hört doch mal alle auf zu glotzen! Aber ich sprach meinen Gedanken nicht aus.
,,Ich könnte mir vorstellen, dass sein Gehirn von seinem Suizidversuch Schaden genommen hat. Vielleicht ist dadurch seine Konzentration beeinträchtigt", hörte ich Frau Ohle sagen, ,,Ich setzte mich gleich mit dem Krankenhaus in Verbindung." Sie ging wieder in den Raum zurück und Mark ging in die Hocke.
,,Du bekommst Ibuprofen gegen die Schmerzen", sagte er und stand dann auf, ,,Schaffst du es bis zum Pflegerzimmer?" Ich nickte und stemmte mich hoch.
,,Wir helfen dir", Rezo zog mich am rechten Arm hoch und Julien am Linken. Dann stützten sie mich von beiden Seiten und wir gingen langsam den Flur entlang. Immer noch schien mein Kopf blockiert zu sein und bei jedem Schritt glaubte ich gleich ins Nichts zu fallen.
,,Hier", Mark kam uns entgegen und hielt mir zwei Tabletten und meine Wasserflasche entgegen.
,,Danke", brummte ich, nahm die Tabletten und spühlte sie schnell hinunter. Sie schmeckten nicht so bitter wie die anderen Tabletten, aber der Geschmack blieb trotzdem.
,,Wir bringen ihn aufs Zimmer", bot Rezo sofort an. Mark überlegte kurz, bevor er Rezo meine Wasserflasche hinhielt:,,Gut. Aber ruft mich, wenn ihr etwas braucht."
Er drehte sich um:,,Und er muss mehr Trinken."
,,Klar, wir zwingen ihn schon", lachte Rezo, bevor er sich umdrehte und wir wieder den Flur entlanggingen.
,,Ich kann da auch allein hingehen", sagte ich und stolperte dabei fast.
Rezo zog mich am Arm zurück:,,Mit Sicherheit nicht." Ich schnaubte, drückte die beiden aber nicht weg, als wir zu meinem Zimmer liefen.
Vor meiner Zimmertür ließ Julien von mir ab und öffnete diese, bevor Rezo und ich ihm hinein folgten.
,,Setz dich aufs Bett", Rezo ließ ebenfalls von mir ab und ich sackte dankbar auf mein Bett.
,,Trinken", forderte der blauhaarige mich sofort auf und hielt mir meine Wasserflasche hin.
,,Gleich", wich ich aus und schmiss sie neben mich aufs Bett. Rezo wollte etwas einlenken, doch er stockte bevor er langsam nickte:,,Okay..."
Julien und er setzten sich auf die beiden Stühle und beobachteten mich, während ich weiterhin versuchte meine Gedanken zu sortieren.
,,War die Therapie so schlimm?", fragte Julien.
Ich schüttelte den Kopf:,,Waren Computertests."
,,Ach diese dummen Diagnosetests?", fragte er genervt. Ich nickte. Langsam wurden die Kopfschmerzen weniger.
,,Haben die im Krankenhaus nicht festgestellt, dass du Schäden davongetragen haben könntest?", fragte Rezo schließlich und stand auf. Er schien wütend und ging im Zimmer auf und ab, ,,Ich mein die können dir sowas dann doch nicht zumuten!"
Ich zuckte mit den Schultern:,,Keine Ahnung. Ich erinnere mich nicht an vieles von dort." Meine Stimme versagte zum Schluss fast. Es war die Wahrheit, aber ich wollte darüber gerade nicht sprechen. Und meine Gedanken waren zu verschwommen um mich an einem festzuhalten.
,,Dumme Leute!", Rezo setzte sich genervt wieder und starrte mich dann an, bevor sein Blick wiecher wurde.
,,Tut mir Leid", entschuldigte er sich dann und lächelte, ,,Ist ein Thema für ein anderes mal." Ich nickte und schloss wieder die Augen.

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt