Ich Klopfte an die Holztür und wartete. ,,Herein", war dahinter zu hören und ich öffnete die Tür möglichst langsam.
Der Raum dahinter war blau gestrichen. Am Schreibtisch saß eine Frau mit schwarzen schulterlangen Haaren, die mich übertrieben anlächelte.
,,Hallo Maximilian", begrüßte sie mich und deutete auf den Stuhl vor ihr.
Am liebsten hätte ich die Tür zugeschlagen und wäre einfach weggegangen. Aber ich blieb, ließ mich auf den Stuhl sinken und schaute auf den braunen Teppich unter mir.
,,Ich bin Frau Ohle und deine Psychologin. Wir haben dreimal in der Woche eine Sitzung. Wenn es sonst Probleme gibt, finde ich sicher auch sonst Zeit für dich", sagte sie freundlich.
Sie tippte etwas auf der Tastatur. Wusste ich alles schon.
,,Ich will dich heute erstmal nur kennenlernen, nicht über deinen Grund reden wieso du hier bist", erzählte sie munter weiter.
Ich wollte das sie aufhörte.
Zu reden.
Zu tippen.
Zu lügen.
,,Würdest du bitte deine Kapuze abnehmen?", fragte sie mich.
Aber ich rührte mich nicht. Sah nur weiterhin auf den Teppich. Er war wirklich hässlich. Aber passte zu diesem Ort hässlich.
Ich hob den Kopf und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Blendete Frau Ohles Stimme aus.
Ein Schrank mit Mappen.
Ein Fenster hinter ihr.
Ein Bild von ihr mit einem kleinen Kind auf dem Schoß.
Eine Mappe mit meinem Namen.
Ein Monitor.
Ablegeortner.
Eine Schere.
Klebeband.
Eine Lam- mein Blick ging zurück zu der Schere. Sie war nicht scharf. Aber irgendwie hatte sie etwas. Kurz starrte ich darauf, dann blickte ich ungewollt in das Gesicht meiner Psychologin.
Sie musterte mich interessiert. Und sofort hoffte ich das sie meinen Blick zu ihrer Schere nicht wahrgenommen hatte. Was hielt mich auch daran? Sie war sowieso nicht scharf...
,,Da du mir nicht zuhörst", began sie, immernoch viel zu freundlich, ,,Könntest du vielleicht diesen Bogen ausfüllen?"
Sie griff in die Mappe mit meinem Namen und hielt mir dann ein Blatt mit Stift hin. Ich nahm es und legte es vor mir auf den Tisch.
Mein Name stand oben in der Ecke. Es waren Fragen.
"Wie geht es dir?" Ich nahm den Stift. "Gut."
"Wie alt bist du?" "17."
"Wie war dein erster Tag?" "Gut"
"Hast du Freunde gefunden?" "Ja"
"Was findest du gut daran hier zu sein?" "Mir gehts besser."
"Was findest du nicht gut daran, hier zu sein?" "Nichts"
"Das möchte ich noch loswerden:" "Nichts"
Ich legte den Stift zur Seite, besah mir meine Antworten und gab Frau Ohle den Zettel zurück.
War eh alles gelogen. Aber war mir egal. So ging die Zeit schneller rum und ich konnte wieder allein sein.
Die Psychologin las meine Antworten, nickte mir zu und steckte das Blatt zurück in meine Mappe.
,,Warum willst du denn nicht mit mir über dich reden? Dir wird es danach besser gehen. Nicht heute. Aber mit der Zeit wird es besser. Du bist hier damit dir geholfen wird", redete sie weiter.
Ich hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Schon wieder die alten Lügengeschichten.
Dir wird es besser gehen. Das braucht Zeit. Ich hatte nunmal keine Zeit. Sonst wäre ich doch nicht hier. Und überhaupt sollte ich garnicht hier sein!
Ich schwieg.
,,Es gibt viele Jungen mit deinen Problemen-", fing sie an.
Ich schaltete ab. Ich war ein Problem. Mehr nicht. Nein. Eigentlich hatte ich auch ein Problem. Aber nur eins. Und das war einzig und allein, das ich hier war. Hätte alles geklappt, wäre ich nicht hier. Hätte alles geklappt, wäre ich kein Problem mehr. Hätte alles geklappt, wäre dieses Gespräch nie passiert.
Ich biss mir auf die Lippen bis es schmerzte. Frau Ohle redete immernoch. Von Gesprächen. Therapie. Psychiatrie. Psychologen. Tests. Diagnosen.
,,- ich werde dich in den nächsten Wochen beobachten, wir werden verschiedene Tests machen und dann bekommst du eine Diagnose. Damit können wir dann arbeiten", beendete sie ihren Monolog. Diagnose.
Wieso wollten Psychologen immer Diagnosen? Wieso reichte es nicht, dass man hier war?
Ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare und krallte meine Finger hinein. Ich wollte das alles nicht. Ich wollte das sie aufhörte zu reden, aufhörte sich mit mir zu befassen... einfach alles soll aufhören.
Schließlich stand ich auf.
,,Kann ich gehen?", fragte ich halb flüsternd.
,,Maximilian, wir-", fing sie schon wieder an.
,,Darf ich gehen?", schrie ich halb. Frau Ohle sah mich erschrocken an, notierte sich etwas.
Ich wollte ihr den scheiß Stift aus der Hand nehmen. Meine scheiß Mappe. Alles.
,,Wir sehen uns dann übermorgen", sagte sie ruhig, aber bestimmt. Ich drehte mich um und verließ den Raum mit dem braunen Teppich.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...