,,Es ist nicht Rezo...", ich zuckte zusammen und drehte mich zu der Stimme um. Julien betrat den Raum und musterte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. Er blieb stehen und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Mit einer Hand deutete er auf die Bilder in meiner Hand:,,Es ist Felix." Verständnislos sah ich von den Bildern zu Julien und wieder zurück.
,,Das eine Bild am Strand ist nur wenige Tage vor den anderen entstanden. Irnoie des Schicksals nicht?"
Er lächelte traurig. Seine Stimme klang so tonlos, dass ich sie ohne sein Gesicht dazu kaum wiedererkannt hätte. Als hätte sie ihren Klang für immer verloren.
Julien ging langsam zu seinem Bett und ließ sich seufzend darauf nieder:,,Rezo sollte sie für Felix aufbewahren, weil er den Anblick nicht mehr ertragen konnte. Was sein Vater ihm angetan hat und so. Die Polizei hat die Bilder seinem Psychologen zur Verfügung gestellt, damit sie damit arbeiten können. Aber es hat Felix kaputt gemacht sie zu sehen und deswegen hat Rezo sie verwahrt. Und auch damit Rewi sie nicht sieht." Ich betrachtete die Bilder erneut und runzelte die Stirn.
Aber je länger ich sie ansah, desto weniger Ähnlichkeit hatten sie mit Felix. Er hatte sich sehr verändert. Nur die Haarfarbe schien gleich geblieben zu sein.
Vorsichtig legte ich die Fotos in den Karton zurück und musterte Julien genauer.
Auch er hatte sich verändert. Seine Augen wirkten farbloser und über seinem Gesicht schien ein dunkler Schatten zu liegen.
,,Was hast du mit deinen Haaren gemacht?", fragte er, stand auf und trat zu mir.
Nachdenklich musterte er meine neue Frisur.
,,Abgeschnitten", antwortete ich matt und fuhr mir instiktiv über die kurzen Haare.
,,Siehst nichtmal so scheiße damit aus", kommentierte Julien nach kurzer Betrachtung. Aber immernoch hatten seine Worte jede Bedeutung verloren. Sie wirkten verloren.
Ich wollte etwas sagen, aber mir fiel nichts passendes ein. Wir hatten uns über einen Monat nicht gesehen und obwohl ich ihm am liebsten meine tiefsten Gedanken anvertraut hätte, schwieg ich. Julien griff nach dem Karton und ging damit zu Rezos Schrank zurück.
,,Ich hätte nicht gedacht, dass du nochmal kommst", er kniete sich nieder, ,,Ehrlich gesagt, dachte ich, dass du dich schon längst umgebracht hast oder verlegt wurdest." Auch diese Worte wirkten kalt und abweisend. Was ist aus dem humorvollen und lebensfrohen Julien geworden?
,,Aber wie ich sehe", er stellte den Karton zurück an seinen Platz, ,,Lebst du noch."
Er stand wieder auf und musterte mich:,,Mehr oder weniger." Ich spürte einen kurzen Stich in der Brust bei den Worten. Wie sehr musste Rezos Tod auch ihn getroffen haben?
,,Aber das Leben muss weitergehen, nicht?", Julien versuchte es mit einem Lächeln, als hätte er meine Gedanken gelesen.
,,Du hast dich verändert", bemerkte ich leise und sah ihm dabei zu, wie er sich wieder auf seinem Bett niederließ.
Julien zuckte mit den Schultern:,,Mag sein. Vielleicht liegt es daran, dass sich mein bester Freund vor einigen Wochen das Leben genommen hat. Vielleicht wird man da ein wenig anders, wenn die Pfleger einen mit Medikamenten vollpumpen."
,,Tut mir Leid", brachte ich hervor und musterte den Schwarzhaarigen.
Dieser seufzte und fuhr sich durch das glatte Haar:,,Sorry Mexi, ich meine vieles nicht so." Ich nickte nur.
Julien so zu sehen tat weh. Und zu wissen, dass es nichts gab um ihm zu helfen nur noch mehr.
,,Wie gehts Felix?", man sah ihm an, dass es ihn große Mühe kostete das zu fragen.
,,Gut denke ich", murmelte ich und versuchte mir nicht vorzustellen was dieser gerade tat. Juliens Blick schien mich zu durchhbohren, doch er fragte nicht weiter nach. Stattdessen holte er tief Luft und stand erneut auf.
,,Du hast mir echt gefehlt", zu meiner Verwunderung zog Julien mich in eine Umarmung und ich erwiderte sie sofort.
,,Du mir auch", vermutlich waren es die ehrlichsten Worte seit langem. Ja, Julien hatte mir wirklich gefehlt.
,,Es tut so gut dich zu sehen, ehrlich", Julien löste sich aus der Umarmung, ,,Ich hatte wirklich Angst nach Rezo auch dich zu verlieren."
,,Ich bin noch hier", ich zwang mich zu einem Lächeln und Julien erwiderte es.
,,Mark meinte, sie verlegen dich, stimmt das?", fragte er und musterte mich. Ich nickte zögernd.
,,Verstehe", in Juliens Augen trat eine gewisse Traurigkeit, auch wenn er alles versuchte um sie zu verbergen.
,,Dann sollte ich dir das hier wohl noch geben", er drehte sich um und hob seine Matratze an. Mit einem gezielten Griff packte er etwas und zog seine Hand wieder hevor. Dann hielt er mir den weißen Umschlag entgegen. Unverständlich betrachtete ich ihn.
,,Ich hab so sehr gehofft dich nochmal zu sehen, deswegen habe ich ihn aufbewahrt. So wie er es gewollt hätte", erklärte er und erneut legte sich ein Schatten über seine Augen.
,,Was aufbewahrt?", fragte ich und griff zögernd nach dem Umschlag.
,,Rezos Abschiedsbrief", presste Julien mühsam hervor. Abschiedsbrief. Sofort spürte ich wie mein Herzschlag sich beschleunigte.
,,Was steht da drin?", fragte ich vorsichtig und schloss meine Hand fester um das Papier. Wollte ich wirklich wissen, was er geschrieben hatte?
Zu meiner Verwunderung zuckte Julien mit den Schultern:,,Ich weiß es nicht. Es steht dein Name auf der Rückseite und ich habe ihn nicht geöffnet. Er ist für dich bestimmt, Mexi." Man hörte den Schmerz aus seiner Stimme heraus. Wieso für mich?
Ich betrachtete das weiß Papier. Wieso sollte Rezo mir einen Abschiedsbrief schreiben?
,,Und deiner, ich meine-", stotterte ich, doch Julien schüttelte den Kopf:,,Es gibt nur diesen einen."
,,Du hättest ihn lesen können", sagte ich schnell, doch Julien schüttelte den Kopf.
,,Als ich dich vor dem Badezimmer gesehen habe und die Pfleger kamen, wusste ich was passiert ist. Ich bin ins Zimmer gestürmt, habe den Brief auf seinen Klamotten gefunden und unter meinem Hoodie versteckt. Ich wusste, dass keiner der Pfleger ihn finden durfte, sonst hätten sie ihn gelesen. Und Rezo hat ihn dir gewidmet, niemandem sonst. Ich möchte ihn gar nicht lesen", er zwang sich zu einem Lächeln. Erneut betrachtete ich das Papier. Eine leichte Erhebung stach hervor, doch ich wandte den Blick ab.
,,Wie hat er sich umgebracht?", fragte ich schnell, während ich die weiße Wand musterte.
Ich hatte lange überlegt, ob ich die Antwort wissen wollte. Ob ich wirklich wissen wollte, wie Rezo sich das Leben genommen hatte. Aber ich musste es einfach wissen.
Julien seufzte und man merkte ihm an wie schwer es ihm fiel zu antworten:,,Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten..." Seine Stimme war so leise, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen.
Ich nickte knapp. Also hatte ich mit meiner Vermutung Recht gehabt.
,,Woher hatte er die Klinge?", fragte ich matt und schloss die Augen. Angst überkam mich. Die Angst zu hören, dass es meine Klinge war. Die Angst davor, dass ich Schuld sein könnte.
,,Es war eine seiner Klingen. Eine von denen die er vor Monaten von Luca gekauft hat", antwortete Julien, ,,Er hat seinen Versuch schon viel zu lange geplant gehabt."
Julien wandte den Blick ab, aber ich hatte dennoch seine glasigen Augen bemerkt. Nicht meine Klinge. Der Gedanke ließ mich aufatmen, auch wenn es nichts an der Grausamkeit änderte.
,,Hier", Julien griff in die Tasche seines Hoodies und hielt mir ein weiteres Foto entgegen, ,,Rewi und ich hatten es die letzten Wochen auf der Fensterbank stehen, aber wir sind uns einig, dass du es mitnehmen sollst."
,,Ich?", fragte ich verwirrt und griff nach dem Bild. Es zeigte Rezo, wie er lächelnd und lässig vor eine graffitibesprühten Wand kniete.
,,Es war sein Lieblingsbild", erklärte Julien, ,,Eines der wenigen auf denen er sich betrachten konnte ohne Selbstzweifel." Unbewusst musste ich lächeln und strich über das Fotopapier. Rezo.
Er schien so unfassbar lebensfroh auf diesem Bild zu sein, dass ich den Drang hatte ebenfalls zu lächeln, auch wenn sich gleichzeitig tiefe Traurigkeit über mich legte.
Er war fort. Jetzt war es nur noch ein Bild, dass ich selbst betrachten konnte um mich an sein Gesicht zu erinnern...
,,Danke", ich blinzelte dankbar zu Julien. Dieser lächelte kurz.
Ich ließ das Foto und den Brief sinken und betrachtete Julien, der seinen Blick nachdenklich durch das Zimmer schweifen ließ.
Er war mir wirklich wichtig geworden. Neben Rezo hatte ich vermutlich den besten Bezug zu ihm gehabt. Der lebensfrohe Junge hatte mich so oft zum Lachen gebracht, dass ich nicht einmal mehr hatte mitzählen können.
Du wirst mir sehr fehlen Julien...----
Hallo, wie ihr sicherlich bemerkt habt, nähert das Buch sich langsam dem Ende zu. Doch damit findet diese Geschichte noch kein endgültiges Ende.
Wie einige vielleicht schon geahnt haben, war es schon länger geplant dieses Buch zu veröffentlichen. Doch das ist natürlich nicht so einfach wie es klingt. Bis ein Buch überhaupt von einem Verlag akzeptiert wird, ist es ein weiter Weg, der zum Scheitern verurteilt ist. Ein Buch zu veröffentlichen ist also fast unmöglich. Aber ich möchte es dennoch versuchen.
Da dieses Buch keine Chance hat als Fanfinction veröffentlicht zu werden, wird sie Abwandlungen bezüglich der Namen haben und ich möchte einige Kapitel überarbeiten.
Doch zuallererst brauche ich eine Einschätzung von euch: Welches Kapitel würdet ihr als Expose bei Verlägen einreichen und warum? Ich lasse mich gerne von eurer Wahl inspirieren.
Für mich ist es ein großer Schritt am Ende des Buches sagen zu können, dass es bereit ist diesen langen und steinigen Weg anzutreten. Viele haben mein Buch hier so gelobt, dass ich auch Menschen außerhalb von Wattpad die Möglichkeit geben möchte sich in diesem Buch zu verlieren oder aber auch zu finden. Ich selbst kenne kein Buch, dass so tief in die Gedanken einer Person mit z.B. Depressionen eintaucht und keines, dass nicht wenigstens ein Blatt vor den Mund nimmt um es zu verharmlosen. Falls ihr dennoch eines kennt, freue ich mich sehr davon zu hören.
Ich würde mich unfassbar über Unterstützung freuen, egal wo und wie. Vielleicht hat jemand Erfahrungen oder noch Ideen.
Ich werde alles daran setzen dieses Buch zu veröffentlichen und möchte deswegen einmal Danke für den gsnzen Support sagen <3
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...