Ich spürte wie der Schweiß mir über die Stirn lief, als ich heftig atmend auf Julien vor mir zurannte. Noch ein paar Meter, ein paar schnelle Schritte, dann übergab ich ihm den Ring aus meiner Hand und verlangsamte meinen Schritt.
Sofort drehte ich mich um und sah Julien zu, wie er mit dem gelben Ring in der Hand auf auf das ca. ein Meter große Vier-Gewinnt-Gestell zurannte.
Mein Herz schlug heftig in meiner Brust und mein Atem jagte ihm nach. Aber es war anders als bei einer Panikattacke. Mein Herz schlug vor Adrenalin und Anstrengung, nicht aus Angst. Und es war ein gutes Gefühl das zu fühlen.
Keine Beklemmung, nur Spaß und den Willen mein Bestes zu geben.
Mein Bestes. Wow, dass ich das mal denken konnte.
Es hatte angefangen, als ich mich meinem Team an der Startlinie aufgestellt hatte. Mit dem ersten Läufer aus unserem Team, der zum Vier-Gewinnt-Gestell gelaufen und den ersten Ring mitgenommen hatte. Felix hatte ihn übernommen und hatte ihn im Gestell versenkt, um mit einem neuen Ring zurückzukommen. Ein Staffellauf mit den Ziel das Vier-Gewinnt zu gewinnen.
Ich war bereits zweimal gelaufen und jedes mal hatte mein Team meinen Namen gerufen. Ein sonderbares Gefühl.
Ich kannte Menschen, die meinen Namen riefen. Ich kannte sogar Menschen die ihn flüsterten, weil sie dachten, dass ich sie nicht hören konnte. Aber egal wie, sie hatten immer im negativen über mich geredet. Mich angeschaut, manchmal gekichert, manchmal einen abfälligen Blick geschenkt.
In jedem Fall war mein Name etwas schlechtes gewesen. Zumindest der Name Maximilian.
Bei Mexify war das anders. Hier riefen sie diesen Namen, weil sie wollten, dass ich mein Bestes gab. Vielleicht lag es nicht am Namen, aber es bestätigte mich einmal mehr darin, dass mein Spitzname eine gute Wahl gewesen war.
Ich richtete meinen Blick wieder auf das Geschehen. Gerade rannte Felix mit einem gelben Ring zum Gestell und warf ihn ein. Jetzt hatten wir schon zwei in einer Reihe, während die grünen Ringe des anderen Teams viel chaotischer im Gestell lagen. Mit etwas Glück und Schnelligkeit könnten wir in den nächsten vier Zügen gewinnen.
,,Wir könnten gewinnen", stellte ich fest, als ich mich vor Julien einreihte.
,,Ja es sieht ganz gut aus", Julien nickte und fuhr sich durch die Haare. Auch sein Gesicht war rot vor Anstrengung.
Nicht dieser Staffellauf war so anstrengend gewesen, aber zuvor hatten wir erneut eine Runde Fußball gespielt. Und ich hatte mir wirklich Mühe gegeben. Zwar hatten wir 3:2 verloren, aber irgendwie war es unserem Team egal gewesen. Wir hatten uns trotzdem gut verstanden und immer wieder gelacht.
Ein schönes Gefühl. Einfach zu lachen, ohne darüber nachdenken zu müssen, was in ein paar Stunden sein würde. In ein paar Tagen, Wochen oder Monaten. Es hatte das hier und jetzt gezählt. Wie jetzt auch.
Rewi streckte seinen Arm aus und griff nach dem Ring, den ihm der Junge vor uns in die Hand drückte.
,,Los!", feuerte ich Rewi an und hörte, wie mein Team mit einstimmte. Ich drehte mich für einen Moment um und musterte die Jugendlichen hinter mir.
Ich kannte nicht alle beim Namen, aber gerade war es egal. Wir waren ein Team, egal was uns belastete oder wie verschieden wir waren. Und genau das war so schön.
,,Aufpassen, Mexify", riss mich Felix aus meinen Gedanken und deutete nach vorne. Gerade noch rechtzeitig drehte ich mich zu Rewi um, der mir den gelben Ring in die Hand drückte. Ich war dran.
Ohne nachzudenken rannte ich los und fixierte das bunte Gestell vor mir. Neben mir hörte ich ebenfalls Schritte. Antonia, das braunhaarige Mädchen, rannte ebenfalls mit einem grünen Ring in der Hand zum Gestell.
Ich sah wieder nach vorne. Es gab ein Feld, dass wir beide haben wollten. Das grüne Team, weil es unseren Sieg verhinder würde und unser Team um genau das durchzusetzen.
Also liegt es an mir.
Ich spannte meine Muskeln an und mobilisierte alle meine Kräfte. Gerade so schaffte ich es vor Antonia ans Gestell und schmiss meinen Ring in die richtige Reihe.
,,Fuck", keuchte sie und stellte sich nachdenklich vor das Gestell um eine andere Reihe ausfindig zu machen.
Ich jedoch griff nach einem neuen gelben Ring und rannte zurück. Dabei spürte ich, wie sich mir ein Grinsen aufs Gesicht schlich. Wir würden gewinnen.
Mit einem letzten Schritt, übergab ich Julien den Ring und stoppte kurz vor der Hallenwand.
Sofort spürte ich einen Arm, der sich um meine Schulter legte:,,Das war mega! Wir gewinnen!" Felix begann wie ein kleines Kind zu springen und streckte die Arme in die Luft.
Auch Rezo kam zu mir und grinste:,,Cooler Sprint."
,,Danke", ich versuchte meinen Atem ruhig zu halten, aber mein Körper brauchte die Luft und mein Herz schlug erneut hektisch in meiner Brust.
In dem Moment rannte Julien an mir vorbei und ließ sich von der Wand stoppen.
,,Wuhu!", rief er und schlug einmal theatralisch gegen die Wand, ,,Makelloser Sieg!"
Er drehte sich zum anderen Team, das zu klatschen began. Rezo, der das Team anführte, ging auf Julien zu und klopfte ihm auf die Schulter:,,Fairer Sieg."
Mir nickte er kurz zu:,,Nicht schlecht, Mexi."
,,Danke, ebenso", ich nickte lächelnd.
Erst jetzt spürte ich die Hitze, die sich unter meinem Hoodie staute, aber ich unterdrückte den Impuls ihn einfach auszuziehen. Das musste warten, auch wenn es nur schwer erträglich war. Du hast schon ganz andere Dinge ertragen.
,,Wow, du bist echt schnell", Antonia kam schwer atmend zu mir und streckte mir ihre Hand entgegen, ,,Meinen Glückwunsch."
,,Danke", wiederholte ich zum dritten aml und schüttelte ihne Hand, ,,Du aber auch. War knapp."
,,Das stimmt", sie nickte und lächelte, ,,Das nächste mal schlag ich dich." Damit drehte sie sich um und schlug bei Rezo ein, der seine Teamkollegen abklatschte.
Ich musterte sie eine Weile. Wieso waren alle hier so nett? Wir beide hatten nie ein Wort miteinander gewechselt, aber sie war mir mit einer positiven Einstellung und Respekt begegnet. Wieso waren nicht alle Menschen so? Muss man erst psychisch krank werden um Menschen zu finden, die einen so behandeln, wie man behandelt werden will?-----
Was ist euer Ziel im Leben?
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...