Ich ließ mich auf Rezos Bett nieder und rückte zur Wand zurück. Felix und Julien ließen sich auf dessen Bett nieder. Rewi stand einen Moment unschlüssig im Raum, bevor Felix neben sich klopfte und er zu ihm aufs Bett sprang. Rezo musterte uns alle kurz, bevor er das Licht ausschaltete und im Dunkeln zu seinem Bett lief.
Trotz der Tatsache, dass dich seine Silhoutte in der Dunkelheit abzeichnete, zuckte ich zusammen, als er sich neben mir niederließ und so nah an mich heranrückte, dass ich seine Schulter sn meiner spürte.
,,Du packst das", flüsterte er so leise, dass die anderen es unmöglich hören konnten. Ich nickte, auch wenn er das nicht sehen konnte. Irgendwie war ich ihm trotz meiner Lügen dankbar, dass er jetzt da war.
Die letzte Stund hatte ich versucht mir Worte zurechtzulegen um zu erklären, was sie alles nicht wussten. Aber immernoch hatte ich nur lose Worte, die keinen Sinn zu ergeben schienen. Wie verlorenene Puzzelteile eines längst vergessenen Puzzles, dessen Motiv man nichteinmal mehr erahnen konnte.
,,Wie viele Klingen hattest du?", fragte Rewi in dem Moment auch schon in die Dunkelheit. Noch vor ein paar Minuten hatte er sich auf dem Weg zu unserem Zimmer mit Julien übers Surfen unterhalten. Aber der strahlende Unterton war bei dieser Frage fast gänzlich verschwunden. Es klang viel ernster, irgendwie schon fast verletzt.
Trotz der Schwärze spürte ich ihre Blicke auf mir und atmete tief durch.
Lüg sie an. Aber ich ich schob den Gedanken beiseite. Ich hatte genug von den Lügen.
,,Zwei", antwortete ich und versuchte meine Stimme möglichst fest klingen zu lassen. Neben mir spürte ich wie Rezo seinen Kopf zu mir drehte.
,,Ich weiß nur von einer", sprach Rewi seinen Gedanken aus.
,,Eine habe ich weggeschmissen und eine Rezo", ich versuchte meine Stimme noch aufrichtiger klingen zu lassen, als sonst. Es war nicht gelogen, aber ich hatte Angst, dass sie es mir nicht glaubten.
,,Und wie oft hast du dir was getan?", Felix Stimme war so leise, dass ich einen Moment brauchte um ihn zu verstehen.
,,Keine Ahnung", ich zuckte mit den Schultern, ,,Ehrlich nicht."
,,Wieso hast du uns nichts erzählt?", fragte Julien jetzt und rückte aud seinem Bett ein Stück zur Seite. Ich schwieg einen Moment.
Ja, wieso hast du nichts gesagt? Die Frage war kompliziert, denn so wirklich wusste ich es ja selber nicht.
,,Ich denke das ist nichts, was man einfach so erzählt", schätzte ich zögernd, ,,Zumindest ich nicht."
,,Ich glaube keiner von uns würde das", unterstützte Rezo mich zu meiner Verwunderung. Ich warf ihm einen kurzen dankbaren Blick zu.
,,Und die Klingen waren von Luca?", hakte Rewi nach. Ich nickte. Für einen Moment herrschte Stille, bis ich ein schnelles "Ja" hinzufügte.
,,Dieser Hurensohn", grummelte Felix, ,,Hoffentlich bringen die den endlich auf 2."
,,Machen die eh nicht", murmelte Rewi, ,,Die wissen ja nichts von dem was er tut."
,,Dann sollte das denen mal wer sagen!", rief Felix lauter.
,,Wer denn?", fragte Rezo.
,,Keine Ahnung, wir zur Not", Felix zuckte mit den Schultern.
,,Damit wir deswegen Probleme bekommen? Die sehen Mexis Arme und das wars mit ihm. Dann kommt er auf 2 und Luca bekommt eine Ausgangssperre. Aber dann ist niemandem geholfen", mischte sich Rewi ein. Felix schwieg.
,,Luca soll sich einfach verpissen", Felix verschränkte die Arme.
,,Der hat nen Verdacht auf eine dissoziale Störung soweit ich weiß", murmelte Julien nachdenklich, ,,Der wird hier noch eine Weile bleiben, wenn nicht sogar auf 3 wechseln, wenn er seine Diagnose endlich hat."
,,Das der so lange diagnoselos ist", Felix schüttelte den Kopf und lachte, ,,Krank ist der."
,,Sind wir alle", seufzte Julien, ,,Solange ich ihn nicht sehen muss und er aufhört Klingen zu verticken soll er bleiben."
,,Tut er aber nicht", brummte Felix genervt, ,,Er vertickt jetzt sogar an Mexify."
,,Ich hab keine mehr", protestierte ich.
,,Ja, schon gut", Felix hob die Hände. Ich schloss für einen Moment die Augen.
Ich habe keine mehr. Wieso regte es mich so auf, dass Felix das so gesagt hatte, als würde ich noch welche haben? Als ich meine Augen wieder öffnete legte Rezo seinen Arm um mich und zog mich an sich ran. Dankbar ließ ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken und seufzte.
Ich hatte keine Klingen mehr. Es würden keine Schnitte folgen. Und ich würde versuchen zu leben. Ohne Geheimnisse. Aber so wirklich glaubte ich mir das alles nicht. Viel mehr hatte ich das Gefühl, dass mein Leben fast schon im Suizid enden musste.
Wieder schloss ich die Augen. Plötzlich fühlte ich mich unendlich müde. Der Tag hatte mir mehr Kraft geraubt, als ich bemerkt hatte. Zum ersten mal seit langem hatte ich das Gefühl einfach einzuschlafen zu können.
,,Versprichst du uns, dass du keine Klingen mehr hast?", fragte Julien nach einer Weile.
Sofort hob ich den Kopf:,,Ja, versprochen."
,,Und das du dir keine neuen mehr holst?", fragte Felix.
Ich nickte:,,Versprochen."
,,Du kannst jederzeit zu uns kommen", Rewis Stimme klang so bestimmt, dass sie den traurigen Unterton überspielte, ,,Wir sind ein Team, klar?"
,,Klar", ich musste ungewollt lächeln, ,,Danke."
,,Komm, lass dich mal umarmen", Felix stand vom Bett auf und ging vorsichtig durch die Dunkelheit zu Rezos Bett. Ich stand ebenfalls auf und spürte wie Felix mich an sich zog. Von ihm hätte ich das wohl am wenigsten gedacht. Aber es tat irgendwie gut, dass gerade er das tat.
,,Mach keine Dummheiten", flüsterte er und lächelte.
,,Mache ich nicht", flüsterte ich und genoss kurz Felix so nahe zu sein. Dennoch spürte man deutlich wir knochig seine Arme waren und das der Stoff seines Hoodies sehr gut versteckte, wie mager er eigentlich war. Er wirkte geradezu zerbrschlich.
Als er sich von mir löste, schlossen sich Rewis Arme um mich. Erstaunt erwiderte ich sie. Ich hatte nichtmal bemerkt, dass er aufgestanden und hinter Felix getreten war.
,,Schön, dich zu kennen, Mexi", er klopfte mir auf den Rücken unf trat zurück, damit Julien mich umarmen konnte.
,,Ey, Mexi. Wir sind Freunde und Freunde helfen einander, ja?", fragte er lächelnd.
,,Ja", ich erwiderte es.
Du bist nicht allein, Mexi. Und für einen winzigen Moment glaubte ich es sogar.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...