,,War trotzdem ein schönes Spiel", Felix holte zu mir auf und legte mir den Arm auf die Schulter.
Ich sah zu ihm und nickte:,,Das stimmt." Er hatte gewonnen. Hatte mich zwar nicht gewundert, aber Felix schien es ehrlich zu freuen. Also lächelte ich.
,,Jetzt hast du uns alle mal geschlagen", Rezo drehte sich im Gehen zu uns beiden um und zeigte Felix einen Daumen nach oben.
,,Müsst ihr halt mal besser werden", Felix grinste.
,,Du bist länger hier als ich, in ein paar Wochen schlag ich dich", neckte ich ihn und stieß ihm in die Seite.
,,Bin gespannt", entgegnete er und wir betraten den Speiseraum. Ich folgte Rezo und Julien zur Essensausgabe und musterte die Auswahl.
Neben dem bekannten Brot gab es aus irgendwelchen Gründen Pfannkuchen. Nicht wirklich mein Fall. Doch als ich gerade nach einem der Brote greifen wollte, drückte Julien mir schon einen Teller mit Pfannkuchen in die Hand.
,,Der wird aufgegessen", sagte er mit Nachdruck und sah mich fordernd an. Innerlich verdrehte ich die Augen. Ich bin kein Kleinkind, das essen muss, was die Eltern einen auf den Teller tun.
Doch ich zwang mich zu einem lächeln und ging an ihm vorbei zu unserem Tisch. Dort ließ ich mich auch meinem Stuhl nieder und seufzte. Das Lächeln war fort.
Mein Blick fiel auf den Pfannkuchen auf dem Teller vor mir. Er war wirklich nicht groß, doch allein bei dem Gedanke daran ihn zu essen wurde mir schlecht. Oder war das nur der Hunger?
Wann hatte ich eigentlich das letzte mal wirklich etwas gegessen? Ich überlegte einen Moment, doch der genaue Tag fiel mir nicht ein. Vermutlich vor einer Woche, als alles noch halbwegs okay gewesen war.
Julien setzte sich neben mich und stellte seinen Pfannkuchen vor sich ab. Felix und Rewi setzten sich kurz darauf uns gegenüber und zuletzt kam Rezo mit einem Salat zu uns.
,,Die sehen gut aus", Rewi hob mit seinem Messer seinen Pfannkuchen ein wenig an und begutachtete diesen.
,,Ansonsten wäre es ja auch Knastkost", warf Felix ein und musterte unschlüssig seinen Pfannkuchen.
,,Knastkost", äffte Julien ihn nach, ,,Felix, Häftlinge bekommen schon seit Jahren richtiges Essen."
,,Bei Wasser und Brot würden die hier ja auch nur Suizidale haben", Felix trennte ein Stück Pfannkuchen ab und kaute darauf herum.
,,Warum so negativ?", Rewi kaute ebenfalls auf seinem herum und sah interessiert zu Felix. Dieser zuckte mit den Schultern und schwieg.
,,Anderes Thema", mischte sich Rezo ein, ,,Gehen wir morgen mal wieder raus? Morgen soll die Sonne scheinen." Felix setzte zu einer schnippischen Antwort an, entsann sich dann jedoch eines besseren und schwieg.
Stattdessen griff Rewi das Thema auf:,,Gerne. Haben Taddl und Ardy gefühlt eine Ewigkeit nicht gesehen."
Eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust darauf. Das letzte mal hatte Luca mir eine Klinge gegeben, dessen Versprechen ich noch nicht eingelöst hatte. Und jetzt hatte ich die Klinge nichtmal mehr. Auf eine erneute Begegnung mit Luca konnte ich wirklich verzichten. Allerdings würde es wohl früher oder später dazu kommen.
Zerknirscht gabelte ich ein Stück Pfannkuchen auf und musterte es. Zucker pur. Dennoch schob ich es mir in den Mund und schluckte es runter. Sie schmeckten sogar erstaunlich gut. Aber der Gedanke morgen zum Pavillion zu gehen hinterließ einen bitteren Beigeschmack.
,,Und nachher müssen wir wieder Gesprächsabend machen", Julien sah in die Runde, ,,Das ist echt längst überfällig."
,,Stimmt", Felix nickte. Ungewollt biss ich mir auf die Lippen. Nicht das auch noch.
,,Vielleicht kannst du dann bisschen was zur letzten Woche erzählen?", schon sah Rewi fragend in meine Richtung.
,,Hm", murmelte ich unweigerlich.
,,Ach komm schon", Felix sah neugierig zu mir.
,,Musst du nicht", sagte Rezo bestimmt. Ich sah auf den Pfannkuchen und spürte ihre Blicke auf mir. Wollte ich wirklich erzählen, was ich getan hätte, wenn Rezo nicht ins Zimmer gekommen wäre?
Ein Teil von mir wollte das. Ehrlich mit ihnen sein. Denn wenigstens das war ich ihnen schuldig. Doch es fühlte sich einfach falsch an. Nicht jetzt.
,,In ein paar Tagen, ja?", ich sah verlegen in die Runde, beosnders auf Felix.. ,,Klar", Julien kaute auf seinem Pfannkuchen herum und nickte. Auch Felix nickte zögernd. Dankbar lächelte ich.
,,Aber dann iss wenigstens den halben Pfannkuchen", fügte er mit vollem Mund hinzu, ,,Eine Hand wäscht die andere." Ich verzog das Gesicht.
Ehrlichkeit oder Pfannkuchen? Fast hätte ich gelacht, so absurd war es. Wie kam man in so eine Situation? Schließlich gab ich jedoch nach und nickte.
,,Sehr schön", lobte Julien und sah mich auffordernd an. Also schnitt ich den Pfannkuchen in der Mitte durch und legte eines davon auf Juliens Teller, welcher erfreut begann dieses zu essen.
,,Du auch", hörte ich Rewi sagen und beobachtete wie er Felix Pfannkuchen ebenfalls in der MItte trennte und das eine Stück auf seinen Teller zog.
,,Ey", Felix sah ihm genervt dabei zu, ,,So läuft das nicht."
,,Doch", bestimmte Rewi, ,,So läuft das jetzt."
,,Ne", Felix verschränkte trotzig die Arme und musterte angewidert die Pfannkuchenhälfte.
,,Ich kann auch zu den Pflegern gehen", Rewi nickte zur Tür.
,,Wehe!", Felix warf ihm einen vernichtenden Blick zu und griff nach der Gabel. Rewi grinste zufrieden.
Etwas unsicher schnitt ich erneut ein Stück vom Pfannkuchen ab und aß es. Der süßliche Geschmack war ungewohnt. Es kam mir vor als würde er viel intensiver als je zuvor schmecken.
,,Haben wir denn ein Thema für später?", fragte Julien und stellte seinen leeren Teller unter Rezos Salat.
,,Wir künnten uns ja dieses Erzähl-Mal-Was aus dem Gemeinschaftsraum holen, das hab ich vorhin da gesehen", schlug Rezo vor, ,,Das haben Julien und ich vor ner halben Ewigkeit mal gespielt. Waren ganz interessante Fragen bei."
,,Ist das ein Spiel?", fragte Rewi interessiert.
,,Keine Ahnung", Rezo zuckte mit den Schultern, ,,Sind irgendwie viele Fragen, also nicht so wirklich."
,,Können es ja ausprobieren", murmelte Felix, der elendig seinen Pfannkuchen aß und nach jedem Stück angewidert das Gesicht verzog.
,,Schau nicht so", lachte Rewi, als Felix ihn dabei ansah, ,,Das ist gutes Essen."
,,Ich hasse Essen", konterte Felix.
,,Manchmal muss man tun, was man hasst", Rewi zuckte mit den Schultern. Leider...
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...