,,Mexify, gib schon her!", Felix beugte sich über den Tisch zu mir und streckte seine Hand nach mir aus.
,,Äh, nö", lachte ich und rückte mit meinem Stuhl zurück, sodass es ihm unmöglich war an die Schokolade in meiner Hand zu kommen. Grinsend wedelte ich damit.
,,Streck dich, Felix", lachte Rewi, der die Reste seiner Suppe zusammenkratzte und das Geschehen grinsend beobachtete.
,,Mach die Giraffe", lachte auch Julien und griff nach Felix Ärmel um ihn über den Tisch zu ziehen.
,,Du bist zu klein", stellte Rezo lachend fest und winkelte die Beine auf dem Stuhl an.
,,Zwerg", fügte ich hinzu und wedelte erneut mit der Schokolade vor Felix herum.
,,Na warte", Felix riss sich grinsend von Julien los und stand von seinem Stuhl auf.
,,Oh fuck", bemerkte ich und stand ebenfalls auf.
,,Ey, bleib wo du bist!", Felix rannte um Rezo herum und schnitt mir damit den Weg ab. Suchend sah ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber da war Felix auch schon bei mir und ich taumelte mit ihm auf meinen Stuhl zurück.
Geschickt entwedete er mir die Schokolade und stellte sich triumphiernd vor mich. Jetzt wedelte er mit der Schokolade vor mir herum.
,,Das ist meine", betonte er und atmete tief durch.
,,Okay hast gewonnen", lachte ich und klopfte ihm auf die Schulter, bevor ich meinen Stuhl wieder zum Tisch zurückschob.
,,Schade, Mexi", tröstete mich Julien und brach ein Stück von seiner Schokolade ab, ,,Als Trostpreis." Dankbar nahm ich das Stück entgegen und schob es mir in den Mund.
,,Tja, war einfach besser", Felix setzte sich ebenfalls und öffnete seine Packung.
,,Mexi hat seine ja auch schon gegessen", bemerkte Rewi und deutete auf das leere Papier vor mir.
,,Die war ja auch winzig", rechtfertigte ich mich und kaute auf Juliens Stück herum.
,,Und wir haben dich gezwungen", Rezo zwinkerte mir zu und stützte seine Arme auf seinen angewinkelten Knien ab.
,,Ein bisschen", neckte Julien mich stieß mich mit der Schulter an.
,,Vielleicht", kommentierte ich trocken und zuckte mit den Schultern, auch wenn ich mir ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
Der Nachmittag war unspektakulär gewesen. Wir waren im Gemeinschaftsraum gewesen und hatten Uno gespielt. Danach waren wir zum Abendessen gegangen und hier alberten wir seit Beginn herum. Und es tat gut. Es tat verdammt gut. So gut wie gerade, hatte ich mich lange nicht gefühlt.
Gerade machte es Sinn zu lachen. Es machte Sinn sich dem hinzugeben, was die anderen taten. Es machte Sinn zu leben.
Mein Blick glitt zum Mülleimer am anderen Ende des Raumes. Vielleicht trixte meine Psyche mich gerade auch einfach nur aus. Denn es würde der Moment kommen an dem ich es bereite die Klinge weggeschmissen zu haben, das wusste ich. Wenn nicht heute, dann morgen. Oder übermorgen. Egal wann, der Moment würde kommen.
Und das wusste ich. Es war gut das zu wissen, denn so genoss ich Momente wie diese mehr.
Morgen würde es anders sein. Morgen war Therapie. Morgen hatten auch die anderen Therapie.
Aber gerade zählte das morgen nicht. Es zählte dieser Moment, in dem wir alle Felix zusahen, wie er seine Schokolade aß. Wir ihm einfach zusahen und uns alle darüber freuten.
Sogar bei mir hatten sie sich gefreut, dass ich aß. Und ich verstand sie. Felix zu sehen, wie er die Schokolade einfach so leerte, ohne darüber nachzudenken, hatte eine gewisse hoffnungsvolle Note. Für den Moment.
,,Gleich ist Gesprächrunde, habe ich gehört?", fragte Rewi in die Runde und wandte seinen Blick damit von Felix ab.
,,Aber klar doch", Julien nickte. Mein Lächeln schwand. Gesprächsabend. Eigentlich wollte ich gerade nicht über irgendein Thema nachdenken. Ich wollte hier sitzen und mit ihnen lachen.
,,Nicht?", fragte Rewi sofort und musterte mich.
Sofort schüttelte ich den Kopf:,,Doch, doch, alles gut." Du lebst jetzt im hier und jetzt. Du kannst dich nicht immer verstecken.
,,Du schaust so", bemerkte Rewi.
,,Nein, wirklich alles gut", ich lächelte wieder, ,,Aber heute sucht ihr ein Thema aus."
,,Okay", Rewi nickte und sah zu den anderen. Diese nickten ebenfalls.
,,Aber erst esse ich auf", bestimmte Felix und griff wieder in seine Schokolade.
,,Klar", Rezo nickte lächelnd und beobachtete ihn dabei.
Irgendeine Pflegerin hatte Geburtstag und hatte sie uns vorm Abendessen gegeben. Und bis auf Felix und mich hatten alle sie auch sofort angefangen zu essen. Bei mir hatten sie mich jedoch schnell überredet bekommen und Felix hatte ich durch meine Wegnahme und die Androhung, sie selbst zu essen, auch umgestimmt. Und das war ein schönes Gefühl.
Normalerweise war vorallem Rezo derjenige, der uns zu Dingen überredete, aber jetzt gerade hatte ich es geschafft Felix umzustimmen. Irgendwie machte mich das ein bisschen stolz.
Seit wann so positiv? Ich hatte wirklich keine Antwort auf die Frage.
Es ist kein Dauerzustand.
Ich weiß.
Wenn ich eines sicher wusste, dann das. Aber gerade verdängte ich den Gedanken. Der Moment würde früh genug kommen.
,,Wir können", Felix schmiss sein leeres Papier auf seinen Teller und stand auf.
,,Endlich", neckte Julien und erhob sich ebenfalls.
,,Heute gehen wir aber zu uns", Rezo erhob sich schwerfällig und streckte seine Arme.
,,Ay, ay, Opi", lachte Julien und stieß Rezo in die Seite, der sofort auswich. Rewi und ich standen ebenfalls auf und gingen zu den Anderen.
,,Mir nach", Julien übernahm die Führung aus dem Speiseraum heraus und den Flur entlang. Felix und Rewi begannen ein Gespräch über den Geschmack der Schokoladen und Rezo reihte sich neben mir ein.
,,Das war mega gelöst mit Felix", raunte er und ging dicht neben mir. Ich sah zu ihm auf und er warf mir ein Lächeln zu.
,,Was meinst du?", fragte ich verwirrt nach. Ich verstand nicht.
,,Na, dass du ihn dazu gebracht hast, die Schokolade zu essen", erläuterte Rezo und nickte zu Felix, der einige Schritte vor uns ging.
,,Achso, ja", stotterte ich, ,,Ihr habt mich auch gezwungen."
,,Gezwungen", äffte Rezo nach, ,,Motiviert."
,,Motiviert?", wiederholte ich und zog eine Augenbraue hoch, ,,Das war Zwang."
,,Perspektivwechsel, Mexi", Rezo überholte mich und schloss zu Julien auf. Kurz vor diesem drehte er sich nochmal zu mir um:,,Persprektivwechsel, Mexi." Dann zwinkerte er mir zu und ging dann neben Julien weiter. Ich sah ihm verwirrt dabei zu.
Perspektivwechsel? Meinte er damit seine Position in unserer gehenden Reihe oder mein Denken?
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...