Psychiatrie - Mexify

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,,Gehts wieder?", Rezo setzte sich neben mich aufs Bett und ich sah zu ihm hoch.
Die beiden hatten etwa eine halbe Stunde in meinem Zimmer gesessen und sich über die Dummheit der Ärzte im Krankenhaus unterhalten während ich mich irgendwann hingelegt hatte.
Am liebsten hätte ich geschlafen, aber irgendwas hatte mich daran gehindert. Immerhin hatte ich keine Kopfschmerzen mehr und mein Kopf war auch deutlich klarer als vorhin.
Ich setzte mich auf und nickte:,,Ja. Danke."
Rezo lächelte und hielt mir meine Wasserflasche hin:,,Trink was und dann kommst du mit."
,,Wohin?", fragte ich verwirrt.
,,Wir gehen mit Rewi und Felix zum Pavillon. Taddl und Ardy wollen auch kommen um Rewi wiederzusehen", erklärte Julien und erhob sich von seinem Stuhl, ,,Du solltest mitkommen."
Unsicher trank ich ein paar Schlücke.
,,Ich bin müde", sagte ich und schmiss die Flasche ans Fußende.
,,Frische Luft macht wach", Rezo streckte mir die Hand entgegen. Kurz überlegte ich weiter zu argumentieren, aber dann nahm ich seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen:,,Du bist grauenhaft."
Ich lächelte und er erwiderte es:,,Julien ist viel schlimmer."
,,Bin ich gar nicht", Julien öffnete die Tür und wir gingen auf den Flur.
,,Kannst du wieder alleine laufen?", fragte Rezo und drehte sich zu mir um.
,,Ja, mir gehts besser", antwortete ich sofort und folgte den beiden.
Schon als wir zum Flur zum Pflegerzimmer abbogen, hörte man Rewis Lachen. Felix, Mark und er standen vor den Pflegerzimmer und unterhielten sich sehr ausgelassen.
,,...stagram kennen Sie gar nicht?", hörte ich Rewi verwirrt fragen als wir näher kamen.
,,Ich bin wohl eher die Facebook oder SchülerVZ Generation, Sebastian. Instagram und sowas, da würde ich ja nur Jugendlichen begegnen. Und die habe ich hier doch genug", Mark klopfte Rewi auf die Schulter.
,,Das stimmt wohl", Rewi grinste und drehte sich dann zu uns um.
,,Da seid ihr ja endlich", er verschränkte die Arme, ,,Wir haben sogar gewartet."
,,Sehr nett", Rezo lächelte und wandte sich dann an Mark:,,Wir würden gerne alle raus." Er zeigte auf Julien und mich.
,,Das habe ich mir doch fast gedacht", Mark drehte sich um und ging in den Raum, ,,Ich habe euch sogar schon alle eingetragen."
,,Wen wunderts", stellte Felix fest, ,,Julien und Rezo sind fast wie zusammengewachsen."
,,Ihr seid hier die Siamesischen Zwillinge", konterte Julien und schüttelte grinsend den Kopf.
,,Gehts dir denn besser, Mexify?", Mark sah an Rezo vorbei zu mir. Ich erwiderte seinen Blick erstaunt. Er hatte mich Mexify genannt.
Ich nickte sofort:,,Ja."
Fast hätte ich sogar gelächelt. Es tat erstaunlich gut so genannt zu werden. Mexify war mein Name. Er hatte nichts mit dem Jungen zu tun, dessen Leben so grausam gewesen war, dass er sich das Leben hatte nehmen wollen. Es war der Name mit dem mein nächster Versuch gelingen würde.
Mexify war an dem Tag geboren an dem ich im Krankenhaus aufgewacht war. Und er würde sterben, wenn er seinen ersten Versuch tätigen würde. Zum ersten mal wanderten meine Gedanken zu Rewi und Rezo. Hatten sie deswegen diese Namen? Hatten sie auch eine neue Person erschaffen nach einem misslungenen Versuch?
,,Auf gehts", unterbrach Felix meine Gedanken als das leise Klicken der Tür anzeigte, dass sie offen war. Wir folgten ihm ins Treppenhaus.
,,Viel Spaß ihr fünf", verabschiedete uns Mark, bevor sich die Stationstür hinter mir schloss.
,,Wer zuerst am Pavillon ist", rief Rewi und stürmte los zur Treppe.
,,Frühstart", rief Rezo und folgte ihm. Auch Felix und Julien folgten den beiden. Unschlüssig sah ich ihnen nach. Doch dann siegte mein Adrenalin und ich folgte ihnen.
Knapp nach Julien verließ ich das Gebäude und rannte hinaus an die kühle Luft. Es tat gut die frische Luft einzuatmen. Kombiniert mit meinen schnellen Schritten rief es ein Gefühl von Freiheit hervor. Nur ganz klein, aber es war neu. Und es musste das Gefühl von Freiheit sein. Denn das kannte ich nicht. Ich überholte Julien.
,,Ey, wie machst du das?", fragte er gehetzt hinter mir.
,,Keine Ahnung", antwortete ich wahrheitsgemäß. Vor mir erreichte Rewi den Pavillon und Rezo kam knapp nach ihm an.
,,Gewonnen!", Rewi drehte sich euphorisch im Kreis.
,,Frühstart", wiederholte Rezo außer Atem.
,,Dritter", Felix erreichte den Pavillon und setzte sich sofort.
,,Vierter", sagte ich kurz drauf und stoppte. Mein Herz schlug gegen meine Brust und mein Atem war hektisch. Aber es war anders als bei der Panikattacke. Das Herz schlug nicht aus Angst, sondern um das Gefühl von Freiheit zu erhalten.
,,Fünfter", Julien setzte sich sofort neben Felix. Wir alle rangen nach Luft und setzten uns dann außer Atem auf die Bänke.
,,Hatte unsere Sprints hierher fast vergessen", Rezo fuhr sich durch die Haare.
,,Sie wurden uns auch verboten", Rewi zuckte mit den Schultern.
,,Aber das ist so lange her, das hab ich... vergessen", er grinste und zwinkerte Rezo zu.
,,Jaja, vergessen. Verstehe", Rezo rang immernoch nach Luft.
,,Bei Mark können wir die machen", stellte Julien klar, ,,Der ist da nicht so spießig."
,,Mark ist cool", Felix sah zu Rewi.
,,Ja, das stimmt. Aber viele wie ihn gibts hier nicht", dieser verzog das Gesicht.
In dem Moment kamen Schritte näher. ,,Na, wenn das nicht unser verloren gegangenes Megafon ist", Taddls tiefe Stimme erkannte ich sofort.
,,T", Rewi stand auf und umarmte ihn sofort, ,,Gott, ist das ewig her."
,,Freut mich dich zu sehen", Taddl lächelte und musterte Rewi von oben bis unten.
,,War die Hölle auch gut zu dir?", fragte er.
,,Man hat mich ganz okay behandelt", Rewi zuckte mit den Schultern.
,,Wo ist Ardy? Und wo ist Lu?", fragte er und sah hinter Taddl.
,,Das wirst du nicht glauben", Taddl strahlte noch mehr und er sah in die Runde, ,,Seid ihr bereit für eine mega Nachricht?"
,,Immer doch", Felix sah neugierig zu Taddl.
,,Die beiden sind jetzt zusammen", platze es aus Taddl heraus, ,,Die haben gerade eine Besprechung, weil die Stationsleiterin das gar nicht gut findet."
,,Nein!", Julien lachte los, ,,Wie geil."
,,Die passen auch echt super zusammen", kommentierte Rezo.
,,Überrascht mich nicht", Felix und Rewi sahen einander an.
,,Mich auch nicht", fügte Rewi hinzu, ,,Haben Felix und ich doch schon seit Ewigkeiten vermutet."