,,Ey, das glaubt ihr mir nicht!", Rewi knallte seinen Teller so laut auf den Tisch, dass nicht nur ich vor Schreck zusammenzuckte. Felix ließ sogar seine Gabel fallen und sah mit großen Augen zu seinem Zimmernachbarn.
,,Was glauben wir nicht?", fragte Julien nach einen kurzen Moment der Stille nach.
,,Herr Maurer hat die Ergebnisse meiner Charakteranalyse doch wirklich an meine Eltern weitergeleitet!", sagte er so laut, dass sich Patrick am Ende des Speiseraumes neugierig umdrehte.
,,Machen die das nicht immer?", fragte Rezo leicht verwirrt nach und gabelte eine Kartoffel auf.
,,Nein!", Rewis Stimme überschlug sich geradezu, ,,Die bekommen nur das Gesamtergebnis bei der Familientherpie gesagt und gut ists." Er ließ sich auf den Stuhl fallen und griff genervt nach dem Besteck.
,,Und was ist daran so schlimm?", fragte ich vorsichtig.
Rewi griff nach seiner Gabel und gestikulierte damit herum:,,Es geht die überhaupt nichts an, wieso ich Dinge tue und wieso nicht! Wenn ich sage, dass ich Verlustängste habe, denken die wieder es würde um sie gehen! Das es dabei um meine Freunde und besonders Felix geht, das übersehen die komplett!" Genervt schnaufte er und holte tief Luft.
,,Ey ganz ruhig, Rewi", versuchte Felix ihn zu beruhigen, ,,Frau Pfeiffer schaut schon." Mit einem unauffälligen Nicken machte er Rewi auf die Pflegerin aufmerksam, die gerade den Raum verlassen wollte, sich jedoch jetzt aufmerksam zu Rewi umsah.
Rewi verdrehte die Augen:,,Soll sie doch!" Doch dann atmete er ernut tief durch und zog eine Grimasse. Offenbar fiel es ihm gerade wirklich schwer seine Wut zu kontrollieren.
,,Rewi", versuchte es Felix weiterhin und legte ihm die Hand auf die Schulter, ,,Die haben dich sowieso schon auf dem Kicker nach dem letzten mal. Bitte gib denen nicht noch einen Grund dich auf 2 zu stecken." Er warf einen kurzen besorgten Blick zu der Pflegerin, die Rewi nicht aus den Augen ließ.
,,Mich fuckt es aber so verfickt nochmal ab!", flüsterte Rewi mit zitternder Stimme, ,,Ich hab keinen Bock noch länger hier zu bleiben und wenn meine Eltern meine Ergebnisse bekommen, lassen die mich weiter hier drin." Er schlug so plötzlich auf den Tisch, dass ich wieder zusammenzuckte.
,,Rewi, bitte", flehte Felix und sah besorgt zu Frau Pfeiffer, welche sich jetzt zu uns umgedreht hatte. Rewi biss sich auf die Lippen und zitterte.
Ich spürte wie ich den Drang hatte zu gehen. Einfach aufzustehen und den Raum zu verlassen. Aber nicht, weil Rewi mir Angst machte.
Vielleicht hätte er das noch vor einigen Wochen, doch ich vertraute Rewi. Viel mehr wollte ich nicht erleben, wie die Pfleger eingreifen mussten. Ich wollte keinen Rewi, der auf 2 landete und einen Felix der aufhörte zu essen, nur um bei seinem besten Freund zu sein. Und nur wieder, weil die scheiß Psychologen so unfassbar dumm sind.
Ich spürte meine eigene Wut aufflammen. Wieso machten sie das eigentlich? Statt uns zu helfen, verschlimmerten sie es mit allem was sie taten nur noch mehr. Wollten sie uns überhaupt helfen oder waren wir nur eine billige Einnahmequelle, bis wir uns endlich umbringen durften?
Besorgt sah ich wieder zu Rewi. Man sah es ihm an, wie sehr er mit sich rang. Wie er versuchte irgendwie seine Wut unter Kontrolle zu halten und auf das zu hören, was Felix ihm gesagt hatte. Doch es gelang ihm nicht. Felix sah hilfesuchend von einem zum Anderen.
,,Rewi", Rezo stand auf und kniete sich auf die andere Seite von Rewi, ,,Du musst das jetzt packen. Wenn du nicht hier sein willst, dann ganz sicher nicht auf 2. Und wenn du es nicht für dich tun willst, tu es für Felix und uns. Wir brauchen dich hier." Ich sah hoffnungsvoll zu Rewi, welcher immernoch heftig zitterte. Doch zu meiner Verwunderung schienen Rezos Worte irgendwo Gehör bei ihm zu finden.
,,Rewi, komm schon", versuchte es Rezo weiter, ,,Wir haben gleich Kunstangebot und du hast noch eine Überraschung heute Abend. Du kannst dich im Griff haben, dass wissen wir alle. Versuch es bitte." Mit einem mulmigen Gefühl riskierte ich einen Blick zu Frau Pfeiffer, die uns nicht aus den Augen ließ. Rewi kniff die Augen zusammen und holte tief Luft.
,,Ich weiß nicht, wie ich es kontrollieren soll", seine Stimme zitterte.
,,Tief durchatmen, Rewi", sagte Rezo mit ruhiger und bestimmter Stimme, dann atmtete er selbst tief ein.
,,Und ausatmen", er atmete tief aus und beobachtete, wie Rewi es ihm nachmachte.
,,Tief Luft holen. Lass den Sauerstoff durch deinen Körper strömen", Rezo holte erneut tief Luft und atmete hörbar aus. Rewi tat es ihm gleich und passte seine Atmung der von Rezo an. Erstaunt beobachtete ich beide dabei.
Rezo war so auf Rewi fixiert, dass er die Außenwelt kaum wahrzunehmen schien. Und auch Rewi schien nur noch Rezo wahrzunehmen.
Julien und Felix wechselten einen anerkennenden Blick und Julien lehnte sich zu mir:,,Hätte nicht gedacht, dass Rezo das schafft."
Ich nickte, immernoch überrascht:,,Ich auch nicht." Mit jedem Atemzug verschwand Rewis Zittern und er began wieder nach seinem Rhytmus zu atmen.
,,Sehr gut Rewi", Rezo lächelte und stand auf.
,,Danke, Rezo", Rewi atmete tief durch und schüttelte sich. Rezo nickte kurz und ging zu seinem Platz zurück. Felix musterte Rewi immernoch besorgt.
,,Alles gut Lix", Rewi schenkte ihm ein kurzes Lächeln, auch wenn es noch sehr gezwungen aussah. Ich riskierte einen Blick zu Frau Pfeiffer, welche sich nachdenklich umdrehte und den Raum verließ.
,,Glück gehabt", atmete Julien auf und griff wieder nach seiner Gabel.
,,Wie hast du das gemacht?", Felix drehte sich zu Rezo, ,,Aus der Phase hab ich ihn noch nie rausbekommen."
Rezo zuckte gleichgültig mit den Schultern:,,Keine Ahnung. War eine spontane Idee."
,,Du bist ein Naturtalent", Felix kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, ,,Ich mein, selbst die Pfleger haben Rewi da nie runtergefahren bekommen."
,,Er ist kein Computer, Felix", mischte sich Julien lachend ein.
,,Nein, wie hast du das geschafft?", jetzt sah Rewi nachdenklich zu Rezo. Er atmete immernoch schwerer, aber man sah ihm an, dass er langsam wieder ganz der Alte wurde.
,,Ich kanns einfach", Rezo lächelte kurz, ,,Und jetzt iss weiter. Gleich ist Kunsttherapie."
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...