Ich lehnte mich an die Wand neben der Tür zum Therapieraum und schloss seufzend die Augen. Eigrntlich sollte jetzt doch alles gut sein. Ich hatte einen Plan um hier rauszukommen, würde all das hinter mir lassen und nie zurück kommen. Aber auch wenn er mir einen Funken Hoffnung gab, schien dieser unter einer unbekannten Last zu ersticken.
Ich ließ meinen Blick durch den Flur wandern, aber er war leer. Wonach suchst du? Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. Es war klar wonnach ich suchte. Nach wem ich suchte.
Erneut spürte ich wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, aber ich schüttelte nur den Kopf. Weinen war sinnlos. Es war schwach und brachte mich nicht weiter.
Ich sollte glücklich sein, endlich sterben zu können. Aber wieso bin ich es nicht?
In dem Moment bog Frau Ohle in den Flur ein und ging überrascht auf mich zu. In ihrer rechten Hand hielt sie meinen blauen Ordner, in der anderen den Schlüssel mit dem sich die Tür neben mir aufschloss.
,,Maximilian, unsere Situng ist doch erst um zwölf", merkte sie an und sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk, ,,Es ist gerade mal zwanzig vor." Ich seufzte. Das sie mich eigentlich Mexify nennen wollte, schien sie sowieso schon wieder vergessen zu haben. Dann atmete ich tief durch und löste mich von der Wand.
,,Ich hatte nichts zu tun", antwortete ich wahrheitsgemäß und lächelte. Frau Ohle musterte mich nachdenklich, dann hielt sie mir die Tür auf und winkte mich herein. Schnell drückte ich mich an ihr vorbei in den kleinen Raum und musterte ihn. Er war wie immer. Der Schreibtisch, die beiden Stühle, die Regale und der hässliche Teppich auf dem Boden. Durch das Fenster sah ich auf die karge Welt außerhalb dieses Ortes.
Tragisch und traurig zugleich, dass ich sie vermutlich nie wieder sehen würde. Ich konnte sie nur durch eine Glasscheibe betrachten und mir wünschen einfach normal in ihr zu leben, wie all die anderen Menschen es taten. Wie ein Tier im Zoo konnte ich durch eine Glasscheibe in die echte Welt blicken. Eine Welt in die ich gehörte, statt hier zu sitzen und irgendwie auf ein Wunder zu hoffen.
,,Setz dich", Frau Ohle schloss die Tür und ging an mir vorbei zu ihrem Platz hinter dem Schreibtisch. Sie startete den Computer und legte meinen Ordner ab.
Langsam ging ich zum Stuhl gegenüber von ihr und setzte mich. Wozu hast du gelebt?
Die Frage schoss so plötzlich durch meinen Kopf, dass ich blinzeln musste. Ja, wozu lebte ich? Nachdenklich sah ich auf meine Hände und sah kurz auf meine Ärmel. Hatte ich gelebt um mich kaputt zu machen?
,,Geht es dir denn gut?", fragte Frau Ohle und tippte etwas in ihre Tastatur ein.
,,Ja", antwortete ich wenig überzeugt. Mein Kopf war immernoch bei der Frage. Der Frage, für die ich keine vernünftige Antwort fand.
Andere lebten um Kinder zu haben und ihre Familie fortbestehen zu lassen. Andere lebten um ihre Träume zu erfüllen. Andere erschufen eine Firma und veränderten vielleicht die Welt. Und was tat ich?
Ich ritzte mich, rauchte und ließ mich mobben, bis ich versucht hatte mir das Leben zu nehmen. Danach kam ich in eine Psychiatrie und versuchte es wieder. Konnte das wirklich der Sinn meines Lebens sein?
Wozu hast du gelebt?
Ich hatte keine Ahnung. Mein Leben war wirklich sinnlos gewesen, wenn man mal drüber nachdachte. Ich hatte kein Leben positiv beeinflusst oder irgendwann etwas sinnvolles getan, dass man mir anrechnen könnte. Ich hatte gelebt um mein Leben am Ende selbst zu beenden. Um es zu beenden, weil ich keinen Sinn hatte um weiter zu leben.
Vielleicht hatte ich einen Sinn. Einen sinnlosen Sinn. Für einen kurzen Augenblick nur, aber dieser war mir sinnvoll in all der sinnlosen Leere erschienen. Und der war Rezo.
Bei Rezo war es wie mit einem Spiegel. Man sah hinein und betrachtete sich selbst. Etwas verzerrt, aber doch eine perfekte Abbildung seiner selbst. Und wie bei einem Spiegel war es sinnlos gewesen zu glauben, dass man die Person im Spiegel behalten würde. Denn wenn man sich wegdrehte, verschwand sie.
,,Was hast du heute so gemacht?", Frau Ohle tippte immernoch auf ihrer Tastatur herum.
,,War draußen", murmelte ich abweisend und ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Ein Bild einer Katze an einem der Schränke war neu. Eine grüne Katze mit pinken Schnurhaaren. Ziemlich krackelig und unproportional gemalt.
,,Haben Sie Kinder?", fragte ich und zeigte auf das Bild. Frau Ohle folgte meinem Blick und nickte lächelnd.
,,Eine Tochter, ja", sie strahlte bei den Worten.
,,Wie alt ist sie?", fragte ich weiter.
,,Vier", antwortete Frau Ohle und wandte sich wieder ihrer Tastatur zu.
Vier. Ich lächelte kurz. Sie würde noch ihr ganzes Leben vor sich haben. Toben, lachen und Freunde finden. Ihr Leben war noch nicht kaputt. Ein unschuldiges Kind, dass nichts von der Grausamkeit und Tücke der Welt ahnte. Unbeschwert lief sie durchs Leben und genoss jeden Tag.
Traurig wandte ich den Blick von dem Bild ab. Ich wollte nicht wieder an meine Kindheit erinnert werden. Dafür schmerzten die Erinnerungen zu sehr. Und ich wollte nicht schon wieder weinen. Besonders nicht wieder vor Frau Ohle.
,,Willst du mal Kinder?", lächekte Frau Ohle, sah aber nicht von ihrem Bildschirm auf.
Fast hätte ich gelacht. Ich sterbe morgen, wenn alles gut geht.
,,Nein", ich schüttelte den Kopf.
,,Wieso nicht?", fragte Frau Ohle weiter.
Weil ich nicht geliebt werden kann, dem Kind nicht geben könnte was es braucht und ich kein suizidaler Vater sein will...
Aber ich schluckte die Antwort hinunter. Würde ich gesund sein, hätte ein langes Leben vor mir und wäre psychisch stabil hätte ich sicher gern Kinder gehabt. Hätte ihnen die Welt gezeigt, wie meine Eltern es getan hatten und hätte es nie im Stich gelassen.
Ich hätte alles für sie getan...
Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, aber ich wischte sie schnell weg. Das mein Leben kaputt war, war meine Schuld. Deswegen zu weinen war einfach nur traurig.
Im nächsten Leben vielleicht...---
Hey. Da ich noch bis Montag Urlaub habe und merke, dass die Kapitel darunter leiden, dass ich am Handy schreibe, wird es bis Montag nur noch ein Kapitel geben und dann ab Montag wenn alles klappt wieder mit dem 2-Tages-Rhytmus weitergehen. Hoffe das ist okay, weil ich weiß, dass einige sich sehr auf neue Kapitel freuen :)
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...