Ich öffnete die Augen und blinzelte gegen das helle Licht, dass mir entgegenschlug. Instinktiv drehte ich meinen Kopf und setzte mich auf. Müde musterte ich die Umgebung um mich herum.
Ich brauchte einen Moment um zu realisieren, dass dies nicht mein altes Zimmer war. Vielmehr lag ich auf einer Matratze am Boden in Julien und Rezos Zimmer.
,,Gut geschlafen?", fragte in dem Moment eine Stimme neben mir und ich drehte den Kopf in deren Richtung. Rezo saß auf seinem Bett an die Wand gelehnt und musterte mich lächelnd.
,,Geht so", antwortete ich verschlafen und versuchte richtig wach zu werden. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Ich war müde gewesen, hatte mir Tabletten geholt und war ins Zimmer gegangen um zu schlafen.
,,Wie spät ist es?", fragte ich und gähnte.
,,Sport beginnt gleich. Bist fast perfekt wachgeworden", antwortete Rezo und stand vom Bett auf, ,,Du solltest dich umziehen." Er nickte zum Schrank und ging zur Tür.
Ich warf einen kurzen Blick zum Schrank, dann stand ich auf und musterte Rezo, der sich an die Tür lehnte und mich beobachtete. Immernoch etwas müde ging ich zum Schrank, öffnete diesen und musterte meine Auswahl. Viel hatte ich nicht.
Deswegen griff ich mir ein graues T-Shirt und die schwarze Sporthose. Schnell zog ich mir diese über und befreite mich von meinem Hoodie. Sofort schossen mir die Pflaster an meinen Armen ins Auge und ich hielt einen Moment inne.
Irgendwie hatte ich sie fast vergessen. Genauso wie die Schnitte darunter. Aber jetzt waren all die verdrängten Erinnerungen an die letzten Tage wieder da. Wie betäubt starrte ich auf meine Arme. Das habe ich mir angetan...
Noch vor zwei Tagen war ich bereit gewesen deswegen zu gehen. Sie waren der Grund weswegen alles so esklaiert war. Sie waren der Grund, dass-
,,Alles okay?", ich hatte Rezo nicht bemerkt, der plötzlich neben mir stand und meinem Blick fogte. Ich antwortete nicht, starrte nur weiterhin auf die Pflaster. Rezo überlegte einen Moment, dann ging er an mir vorbei zum Schrank und griff in eines der oberen Regale.
,,Hier", er hielt mir etwas vors Gesicht, aber ich nahm es kaum wahr.
Noch vor zwei Tagen hatte ich eine Klinge gehabt. Hatte mich vor drei Tagen damit geritzt. Wissend, dass es keinen Sinn. Dennoch habe ich es getan...
Erst als Rezo mir einen leichten Stoß vor die Brust gab, sah ich wieder zu ihm.
,,Zieh das an", Rezo hielt mir einen schwarzen Stoff entgegen und musterte mich eindringlich. Abwesend griff ich danach und zog mir diesen über. Verwirrt musterte ich das langärmlige Sportshirt mit dem leichten Stoff, den ich jetzt trug. Er verdeckte die Pflaster und ließ nichtmal erahnen, dass ich sie überhaupt hatte.
,,Steht dir", bemerkte Rezo und lächelte.
,,Woher hast du das?", fragte ich und musterte mich. Es war ein ziemlich hochwertiges luftdurchlässiges Langarmtrainingsshirt. Eher eines von der Sorte, dass durchtrainierte Läufer im Winter trugen.
,,Haben die Pfleger mir damals zum Geburtstag geschenkt", erklärte Rezo, ,,War eher so gedacht, dass man meine frischerer Schnitte dadurch nicht sieht, aber ich mags auch so." Er lächelte, auch wenn man ihm ansah, dass er kurz mit sich rang um seine Maske nicht zu verlieren.
,,Tut mir Leid", murmelte ich, ,,Muss gewesen sein."
,,Mitleid macht nichts ungeschehen, Mexi", Rezo ging zurück zur Tür und wartete dort erneut. Ich weiß.
Irgendwie kam ich mir dumm vor. Natürlich wussten wir beide das. Es war sinnlos zu sagen, denn es änderte am Ende gar nichts.
Schnell ging ich zu meinen Schuhen, schlüpfte hinein und trat dann zu Rezo. Dieser lächelte wieder und öffnete die Tür. Ich folgte ihm den Gang zum Pflegerzimmer entlang und musterte immer wieder, ob man die Pflaster auch ja nicht durch den Stoff sah.
,,Was ist wenn die Pfleger das checken?", fiel mir plötzlich ein und ich blieb stehen.
Rezo tat es mir gleich und drehte sich zu mir um:,,Denke nicht. Wir sagen einfach, du hattest kein eigenes mehr. Kannst ja auf deine Wäsche verweisen, die wir übrigens noch im Waschraum hängt." Nicht ganz überzeugt schloss ich zu Rezo auf.
,,Und was wenn doch?", fragte ich unsicher.
,,Mexi, die checken gar nichts", versicherte Rezo, ,,Du hast Felix, Rewi, Ju und mich auf deiner Seite." Aber auch das überzeugte mich nicht ganz. Allerdings waren wir schon fast beim Pflegerzimmer und umdrehen konnte ich sowieso nicht mehr.
Als wir zu den anderen stießen, verließ Mark gerade zum durchzählen den Raum. Innerlich machte ich mich bereit Rezos Ausrede vorzutragen, doch er lächelte mich nur kurz an, dann wandte er sich einem Mädchen zu, welches eine Frage gestellt hatte.
,,Siehst du", grinste Rezo und ging an mir vorbei zu Rewi, der an die Wand gelehnt neben Felix stand und diesem gerade etwas erzählte. Ich folgte ihm.
,,-therapie ist halt sinnlos", erzählte Rewi gerade und gestikulierte mit seinen Händen dazu.
,,Find ich auch", Felix nickte und sah dann erfreut zu Rezo, ,,Da seid ihr ja."
,,Klar", Rezo nickte grinsend.
,,Cooles Shirt", kommentierte Rewi und warf einen kurzen Blick zu Rezo.
,,Kenn ich irgendwoher", bemerkte auch Felix und zwinkerte mir zu.
,,Ist sicherer so", bemerkte Rezo, ,,Ist einfacher wenn die Pflaster erstmal draufbleiben."
,,Das stimmt", Rewi nickte und musterte mich.
,,Heilen Wunden, heilt die Seele", Felix stieß sich von der Wand ab und grinste, ,,Predigt mein Therapeut zumindest immer."
,,Das ist ja mal ein richtig dummer Spruch", schmunzelte Rewi und stieß Felix lachend in die Seite.
,,Hab nicht behauptet er wäre gut", lachte Felix.
,,Klingt wie meine Therapeutin", bemerkte auch Rezo und rollte mit den Augen.
,,Ey, deine ist immerhin hübsch", Felix warf Rezo einen neidischen Blick zu.
,,Geht das wieder los", Rewi grinste und verkniff sich ein Lachen.
,,Kannst ja um einen Wechsel beten", lachte auch Rezo, ,,Dann bin ich die los. Egal wie hübsch die auch ist, besser als der Rest ist sie auch nicht."
,,Lasst Felix doch wenigstens mit Vorfreude zur Therapie gehen", Julien trat zu uns und grinste, ,,Vielleicht wird das ja was mit den beiden."
,,Die ist mindestens dreizig", stellte Rezo klar, ,,Das wird gar nichts."
,,Richtig", Felix nickte, ,,Unser Oberpsycho hier reicht ihr bestimmt." Er grinste neckisch zu Rezo und dieser winkte lachend ab, was auch mich kurz lächeln ließ.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...