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,,Hey", begrüßte uns Rezo lautstark und betrat vor Julien das Zimmer.
,,Rezo, Ju", Rewi setzte sich schwerfällig auf und grinste, ,,Wie war Therapie?"
,,Keine große Sache", winkte Rezo ab, ,,Nur paar Fragebögen und neue Medis." Ich setzte mich ebenfalls auf und streckte mich.
,,Habt ihr gepennt?", lachte Julien und schloss die Zimmertür.
Sofort schüttelte ich den Kopf:,,Ihr kamt ja nicht."
,,Tja", Rezo warf sich neben mir auf sein Bett, ,,Kann ja schlecht die Therapie selbst beenden."
,,Solltest es mal versuchen", lachte Rewi, während Julien sich neben ihm aufs Bett schmiss.
,,Bloß nicht", konterte Rezo, ,,Dann drehen die mir noch mehr Medis an."
,,Wieso wirst du denn wieder umgestellt?", fragte Felix und hob eine Augenbraue.
,,Die setzen jetzt einige ab", erzählte Rezo, ,,Meinen ich wäre stabiler und so." Ich musterte ihn. Er lächelte bei den Worten.
Bist du wirklich stabiler?
Irgendwie wollte ich ihm glauben, aber je länger ich hier war, desto mehr glaubte ich hinter Rezos Maske zu kommen. Sie war gut, keine Frage, vermutlich die beste Maske, die ich je gesehen hatte. Aber auch er nahm sie manchmal ab.
,,Ist das eine gute Idee?", sprach auch Rewi meine Gedanken aus. Er musterte Rezo skeptisch.
Dieser erwiderte den Blick jedoch nur:,,Ich kann nicht mein Leben lang mit Medis vollgepumpt werden, Rewi." Er schüttelte den Kopf.
,,Ja, schon klar", seufzte Rewi nur, obwohl man ihm ansah, dass er noch mehr sagen wollte, was er jedoch für sich behielt.
,,Wie war deine Therapie?", Rezo drehte den Kopf zu mir und musterte mich interessiert.
,,War okay", log ich und zuckte möglichst gleichgültig mit den Schultern, ,,Besser als letztes mal." Ich versuchte es mit einem Lächeln, was mir allerdings nur so halb gelang.
,,Das wird wieder", versuchte Rezo mich aufzumuntern.
,,Auf jeden Fall", nickte auch Julien und stand auf. Mit zwei Schritten war ein bei Rezos Bett und setzte sich neben mich.
Im Schneidersitz musterte er mich grinsend:,,Aber dafür musst du mal deine Kapuze abnehmen."
,,Oh ja, bitte", Felix stand ebenfalls auf und folgte Julien. Dieser rückte ein Stück und Felix zwänkte sich zwischen ihn und die Wand.
,,Ey, lasst mich nicht allein", lachte Rewi und sprang ebenfalls auf. Er quetschte sich sogleich neben Rezo und jetzt musterten alle mich interessiert.
,,Ey, was soll das?", fragte ich verwirrt und musste lachen.
,,Wir haben beschlossen, dass wir öfter deine Haare sehen wollen", sagte Rewi und alle nickten einstimmig.
,,Wieso?", fragte ich verwirrt.
,,Man, weil wir deine Haare mögen, Mexi", lachte Rezo und fasste mir an die Kapuze. Mit einem Ruck zog er sie mir vom Kopf und wuschelte durch meine brauenen Haare.
,,Ey", ich stieß lachend seine Hände weg und rutschte bis zur Wand zurück. Gerade als ich mir die Kapuze wieder überziehen wollte, griff auch Julien danach und hinderte mich daran.
,,Du hast so schöne Haare", stellte er klar, ,,Und du versteckst sie!"
,,Die sind nicht schön", maulte ich, ließ aber meine Hände sinken. Julien war ohne Zweifel stärker.
Unsicher senkte ich den Kopf. Ohne Kapuze fühlte ich mich unwohl. Beobachtet, schutzlos, angreifbar. Ihre Blicke bohrten sich durch meine Haut und da sie alle um mich herum saßen war es auch unmöglich einfach aufzustehen. Also ertragen.
Ich atmete tief durch und hob wieder den Kopf. Unwohl musterte ich die Anderen. Alle lächelten.
,,So schlimm?", fragte Felix und began zu grinsen.
,,Schon", bestätigte ich, konnte mir ein nervöses Lachen aber nicht verkneifen.
Wovor hatte ich Angst? Sie würden mich nicht schlagen. Mich nicht auslachen. Sich nicht über mich lustig machen. Aber dieses bekemmende Gefühl in meiner Brust blieb.
Wann hatte ich zuletzt so lange ohne Kapuze vor Menschen gesessen? Es war ziemlich lange her. Wieder wuschelte Rezo mir durch die Haare und ließ sie durch seine Finger gleiten.
,,Ich weiß gar nicht, was du daran nicht magst", er lächelte mir zu, ,,Wirklich Mexi, die sind mega." Das Thema hatten wir schon. Ich mochte mein mattes braun nicht.
,,Weiß nicht", murmelte ich und biss mir auf die Lippen.
,,Ey, jetzt nimm Komplimente an, du Spast", lachte Rezo und warf sich auf mich. Das unerwartete Gewicht auf mir ließ mich gegen Julien prallen, der sich auf Felix Schoß flüchtete.
,,Ey, was soll das?", lachte ich und versuchte Rezo abzuwehren, aber er setzte sich auf meinen Bauch und fixierte nur grinsend meine Handgelenke.
,,Wehr dich doch, solange das nicht klappt, bleibt die Kapuze auf", neckte er.
,,Das ist nicht fair", beschwerte ich mich lachend und schlug in seine Richtung.
,,Gruppenkampf", rief Rewi und warf sich über Rezo und mich zu Julien und Felix rüber. Julien holte erstickt Luft, als Rewi auf ihn fiel.
,,Runter ihr Sandsäcke", lachte auch Felix und versuchte irgendwie beide loszuwerden.
Rezo sah lachend zur Seite, wodurch ich meine Chance nutzte und mich zur Seite warf. Damit kippte auch Rezo von mir. Neben mir konnte sich auch Felix befreien und griff nach Juliens Arm um sich auf diesen zu werfen.
Zwar war das Bett wirklich klein, aber irgendwie hatten wir gerade mehr Platz als davor, da wir alle wie ein bunter Haufen übereinanderlagen. Ich griff nach meiner Kapuze um sie mir überzuziehen, aber genau in dem Moment griff Rezo auch nach meinem Handgelenk.
Vermutlich verschätzten wir uns beide.
Meine Hand griff durch einen seitlichen Stoß von Julien ins Leere und Rezo erfasste im Eifer meinen Unterarm und hielt diesen fest.
1 Zentimeter...
Ein wenig zu viel Kraft...
Ein wenig zu viel Freude...
Ein wenig zu viel Leben...
Ein wenig zu viel Hoffnung...
Aber definitiv zu viel Pech.
Ich hörte mich erstickte aufschreien und sog scharf die Luft ein. Der Schmerz, der durch meinen Arm schoss traf mich zu unerwartet und brannte so sehr auf meiner Haut, dass ich nicht anders konnte.
Meine Hand wollte nach Rezos Hand greifen und sie wegschlagen.
Mein Kopf wollte aufstehen und rennen.
Aber Rezos stützte blitzschnell sein Knie auf mir ab und zog sofort meinen Ärmel herunter.
Und vermutlich blieb die Welt in diesem Moment zum ersten mal seit all den Jahren ihrer Existenz wirklich stehen...

Psychiatrie - MexifyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt