Ich fühlte wie sich eine gläserne Klinge in mein Herz bohrte und splitterte. Tausende Scherben, die das Licht brachen und sich tief in mein Fleisch schnitten. So tief, dass kein Faden, keine Zeit und kein Pflaster sie je wieder flicken könnte.
Jede einzelne versenkte sich wie ein eine Kugel in mir und ließ Wellen von unmöglich tragbaren Schmerzen durch mich fließen. Sie raubten mir den Atem und rissen mein Herz in Fetzen. Als hätten die Scherben es so sehr zerstört, dass nicht und niemand es je mehr zusammensetzen konnte.
Klirrend zerschnitt die Klinge alles was je gefühlt und geatmet hatte. Zerschnitt jede Erinnerung, riss ein Loch in meinen Körper und zerstörte mein gesamtes Ich.
Ich nahm Rewis Worte wahr, doch mein Kopf wollte sie nicht verstehen. Er wollte, dass Rewi nur eine Einbildung war. Wollte aufwachen und neben Rezo aufwachen. Seinen Herzschlag fühlen, seinen beruhigenden Worten lauschen und sich in dessen kaputten Seele wiederfinden. Das ist jetzt vorbei, Mexify. Er ist tot.
,,Gib mir eine Klinge Rewi", es waren die einzigen Worte, die ich fassen konnte, während ich den Jungen anstarrte.
In Rewis Augen bildeten sich Tränen und er schüttelte nur den Kopf:,,Nein, Mexify..." Er biss sich auf die Lippen und schüttelte immer wieder den Kopf. Sein Gesicht began zu zittern und man sah ihm an, wie schwer er ihm fiel gegen die Tränen anzukämpfen, die sich immer mehr in seinen braunen Augen sammelten.
,,Gib mir eine scheiß Klinge", forderte ich und erkannte meine Stimme kaum wieder. Sie war so tonlos als wäre bereits alles Leben aus ihr gewichen.
,,Nein...", wiederholte Rewi und presste die Lippen aufeinander, ,,Hörst du eigentlich, was du das sagst?" Er starrte verzweifelt zurück.
,,Gib mir eine scheiß Klinge Rewi!", schrie ich in dem Moment und schlug auf die Matratze unter mir. Meine Worte gellten in meinen Ohren und ich sah wie Rewi den Blick abwandte und zusammenzuckte.
Im selben Moment wurde die Tür geöffnet und zwei Pflegerinnen betraten den Raum. Eine von ihnen war Frau Jaske, die andere kannte ich nicht. Auch wenn sie versuchten es zu verbergen, sogar ihre Augen waren von einem traurigen Schattem belegt.
,,Komm mit, Sebastian", sagte Frau Jaske und griff nach Rewis Schulter. Fast erwartete ich, dass er sich wehren würde, doch stattdessen liefen nur zwei Tränen über dessen Wange und er wandte sich ab.
,,Rewi!", schrie ich ihm nach, ,,Wenn wir wirklich Freunde sind, dann gib mir eine verdammte Klinge!" Verzweifelt versuchte ich mich von den Gurten zu lösen und um mich zu schlagen.
,,Ruhig, Maximilian", die andere Pflegerin trat vorsichtig zu mir, ,,Was passiert ist,-" Doch ich hörte ihr nicht zu. Wie besessen zerrte ich an den verdammten Gurten und versuchte mich zu befreien. Gleichzeitig sah ich zur Tür, hinter der Rewi verschwunden war. Verräter!
Ich versuchte mich gegen die Fußleiste zu drücken, doch es gelang mir nicht. Wütend schlug ich auf die Matratze ein.
,,Maximilian, jetzt beruhige dich", die Pflegerin senkte ihre Stimme, ,,Lass uns ruhig und vernünftig reden." Ich wollte sie anschrein. Sie schlagen. Ihr die gottverdammte Klinge übers Gesicht ziehen. Aber nichts von all dem war möglich. Stattdessen war ich an dieses scheiß Bett gefesselt und konnte nichts tun. Und Rezo? Der scheiß Junge war tot. Tot. Tot. Tot!
,,Maximilian, wir-", hob die Pflegerin wieder an, doch dieses mal schrie ich sie wirklich an:,,Er ist tot! Und das ist Ihre Schuld!"
Erst jetzt spürte ich wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Scheiß Tränen! Ich wollte sie wegwischen, doch meine Hände konnten nicht.
,,Sie haben ihn sterben lassen!", ich starrte der Pflegerin hasserfüllt in die blauen Augen, ,,Er ist Ihretwegen tot!" Wieder riss ich an den Gurten.
,,Es-", wollte sie wieder anheben, doch ich ignorierte sie und schlug mit aller Kraft auf die Matratze.
,,Er ist tot!", wiederholte ich und spürte wie heiße Tränen über mein Gesicht liefen, ,,Er ist tot!" Die Pflegerin seufzte schwer und drehte sich zur Tür zurück. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer und schloss die Tür.
Voller Hass riss ich noch einmal an den Gurten, dann ließ ich mich erschöpft auf das Bett zurückfallen und starrte schwer atmend an die Decke über mir. Er ist tot!
Ich wollte wieder schreien. Die Wut, den Hass, die Traurigkeit, einfach alles wollte ich rausschreien. Aber mein Hals schmerzte so sehr, dass jeder Atemzug eine einzige Qual war.
Rezo ist tot! Tränen liefen über mein Gesicht und tropften auf die Matratze. Er darf nicht tot sein!
Ich biss mir so doll ich konnte auf die Lippen, bis der Schmerz den in meinem Hals übertraf. Es konnte nicht sein. Rezo war nicht tot!
Ich versuchte mich ur Tür zu drehen, doch es gelang mir nicht. Immer mehr Tränen flossen über mein Gesicht. Ich schüttelte den Kopf. Nein, Rezo war nicht tot!
Verzweifelt fixierte ich einen Punkt an der Decke. Rezo war es gut gegangen, er hatte Fortschritte gemacht, wir waren Freunde gewesen, er würde nie einfach so gehen! Er war ein ehrlicher Freund gewesen, er hätte was gesagt! Er hätte es mir gesagt! Oder?
Ich musste ungewollt schluchtzen und hasste mich sofort dafür. Schwach!
Aber es änderte nichts daran, dass die Tränen weiterhin über mein Gesicht liefen. Es war nicht wahr. Rezo konnte nicht einfach so tot sein. Er konnte sich nicht einfach so das Leben genommen haben. Dafür war er doch in dieser scheiß Klinik!
Wütend schlug ich kraftlos auf die Matratze und biss mir erneut auf die Lippen um ein weiteres Schluchzen zu verhindern. Es ist nicht wahr, Mexify. Bitte wach endlich auf!
Es konnte nur einer dieser verfickten Albträume sein. Einer von denen wo man scheißgebadet aufwachte und danach einige Minuten brauchte um zu begreifen, dass er nicht wahr war. Einer von denen, die das Herz rasen ließen und einem die Angst in den Kopf brannte.
Ich schloss kurz die Augen. Bitte wach auf!
Doch die Decke blieb weiß. Mein Atem ging immernoch unregelmäßig. Die Gurte an meinen Armen und Beinen blieben. Die Tränen flossen weiterhin über mein Gesicht. Mein Herz war immernoch zerschnitten.
Und Rezo immernoch tot.
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...