,,Ich möchte auch noch über eine andere Sache sprechen, bevor Sie sich entscheiden", Frau Meier nickte meinen Eltern zu, ,,Während Maximilians Verlegung sind uns frischere Schnittwunden an beiden Unterarmen aufgefallen, die er sich hier bei uns zugefügt haben muss."
,,Ritzt du dich etwa schon wieder?", fragte mein Vater sofort und sah herausfordernd in meine Richtung.
,,Maximilian", meine Mutter sah verzweifelt zu mir, ,,Wir haben doch besprochen, dass du damit aufhörst..." Schade, dass es nichts gebracht hat. Aber ich schwieg und hielt den Blick meines Vaters stand.
,,Da er bereits vor seinem Aufenthalt selbstverletzendes Verhalten gezeigt hat, würden wir ihn ungern jetzt schon in die Tagesklinik entlassen", fügte Frau Meier hinzu.
,,Du hast dich wieder geritzt? Hier drinnen?", wiederholte mein Vater wütend die Frage und schüttelte immer wieder den Kopf.
,,Ja", antwortete ich tonlos und legte meine Arme auf den Tisch. Dann zog ich mir die Ärmel des Hoodies zu den Ellenbogen und erwiderte den Blick meines Vater.
Meine Mutter presste sich die Hand auf den Mund als sie die frischen Narben sah und wandte sich hilfesuchend an die Psychologin.
,,Ich dachte er wird hier überwacht und das sie es im Griff haben", ihre Stimme zitterte.
,,Unser Sohn ist ein Idiot", mein Vater verschränkte die Arme vor der Brust. Idiot. Richtig... nicht mehr und nicht weniger...
,,Wir versuchen alles mögliche um die Jugendlichen hier vor sich selber zu schützen", versicherte Frau Meier meiner Mutter, ,,Aber wir können sie hier nicht immer einsperren."
,,Täte Max aber gut", grummelte mein Vater und warf mir einen hasserfüllten Blick zu.
Ich bin immernoch dein Sohn. Derselbe, dem du einst die Welt gezeigt hast und für den du ein Vorbild warst. Der Gedanke tat weh. Seit ich meine Gedanken nicht mehr im Griff hatte war ich nicht mehr sein Sohn.
Ich nahm meine Arme vom Tisch und verschränkte sie ebenfalls vor der Brust.
,,Ich würde nun gerne noch ein Gespräch mit unserem leitenden Psychiather Herrn Thäler führen", Frau Meier stand auf und nickte meinen Eltern zu, ,,Dann können Sie sich dort entscheiden, wie es mit ihrem Sohn weitergehen soll." Sie warf mir einen kurzen entschuldigenden Blick zu.
Ich verstand. Auch ihr war klar, dass dieses Gespräch nichts mehr brachte. Immerhin etwas.
Ohne zu zögern erhoben sich auch meine Eltern und gingen wortlos an mir vorbwi zur Tür.
,,Ich komme in etwa zehn Minuten zurück", die Psychologin wandte sich noch einmal zu mir um, ehe sie den Raum verließ, ,,Warte bitte hier Maximilan." Dann schloss sich die Tür hinter ihr.
Ich starrte vor mir auf den Tisch und wischte mir über das Gesicht. Doch die Tränen waren längst getrocknet. Dennoch schmerzten meine Augen bei jedem Wimpernschlag und ich seufzte.
Jetzt war ich allein im Raum. Gelangweilt trommelte ich mit meinen Fingern auf das Holz und sah mich im Raum um.
In den Regalen standen unzählige Bücher über Psychologie und psychische Krankheiten aller Art, Meditationsbücher und welche über Entspannung. Für einen Moment überflog ich die vielen Bände, dann wandte ich meinen Blick wieder ab. Sie interessierten mich nicht. Kein Buch dieser Welt konnte beschreiben was in meinem Kopf vor sich ging und keines würde helfen es zu beenden.
In meinem Kopf tobt ein Sturm, der kein Ende nimmt. Ich stand auf und ging zum Fenster.
Von hier aus konnte man bis zu dem Gebäudekomplex von Station drei sehen. Das weiße Gebäude wirkte viel friedlicher von hier.
Nicht wie eines, in dem sich ein Junge vor knapp einem Monat das Leben genommen hatte. Nichts dort deutete auf einen Ort der Traurigkeit hin.
Vermutlich hatten sie Rezos Platz schon lange durch einen neuen Patienten ersetzt und seine Patientenakten vernichtet. In ihren Köpfen war er nur einer von vielen psychisch Kranken gewesen und am Ende war sein Tod nur eine andere Form der Entlassung gewesen. Als wenn sich irgendjemand noch dafür interessierte, wer er gewesen war.
Ich seufzte und musterte den grauen Himmel. Die dunklen Wolken kündigten erneut Regen an und das Blau des Himmels war verschwunden. Wie passend.
Ich drehte mich um und lehnte mich gegen die Fensterbank. Hier zu warten war sinnlos. Was versuchten sie überhaupt noch zu retten?
Weder ein längerer Aufenthalt hier noch eine Tagesklinik würde etwas daran ändern, dass ich verloren hatte. Die Depressionen hatten gesiegt. Rezos Tod hatte sie so sehr angefacht, dass sie wie eine undurchdringbare Wand in meinem Kopf hingen und pausenlos Gedanken durch ihn hindurch trieben. Wozu die Mühe?
In dem Moment öffnete sich die Tür mir gegenüber und ich zuckte zusammen. Frau Meier betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Dann musterte sie mich kurz:,,Deine Eltern sind noch kurz bei Herrn Thäler um ihre Entscheidung zu besprechen." Ich nickte nur und schwieg.
,,Da wir noch etwas Zeit haben, möchte ich noch etwas kurzes mit dir besprechen", sie lächelte milde und blätterte in der Mappe, die immernoch auf dem Tisch lag. Dann holte sie ein gefaltetes Blatt Papier hervor.
,,Bevor du gehst muss ich dich bitten diesen Zettel zu unterschreiben", sie schob ihn zusammen mit einem Kugelschreiber zu mir herüber.
Ich griff danach und faltete es auseinander. Es war ein kurzer Text.
,,Wir bitten all unsere Patienten diesen Zettel zu unterschreiben. Er dient deinen und unserer Sicherheit", erklärte die Psychologin. Ich nickte wortlos.
Ich kannte den Text, der darauf stand. Einen ähnlichen hatte ich bei meinem Krankenhausaufenthalt nach meinem Versuch unterschreiben müssen. Eine kurze Erklärung, dass ich mir nicht das Leben nehmen würde.
Ein einfaches und doch so komplexes Versprechen, dass man einfach mit einer kurzen Unterschrift bestätigen sollte.
Ohne zu zögern griff ich nach dem Kugelschreiber und überflog die Zeilen. Dann setzte ich den Stift an.
Es würde nicht das erste mal sein, dass ich lügen würde.
Ich weiß, dass ich dir versprochen habe nicht mehr zu lügen Rezo... doch nun bist du weg und damit alle, denen ich dieses Versprechen gegeben habe. Also bitte vergib mir, dass ich noch ein letztes mal lügen muss...
Ich kritzelte meine Unterschrift auf das Papier, dann schob ich den Zettel zurück zu der Psychologin.
Wenigstens lügen kann ich...---
Hey, eine Frage an alle: Wattpad sagt mir, dass ich bereits 191 Kapitel veröffentlicht hätte, obeohl es nur 188 sind, wodurch es 3 Kapitel zu viel sind. Da ich laut Wattpad die maximale Kapitelanzahl erreicht habe, komme ich so nicht auf die 200 Kapitel. Ideen wie man den Fehler beheben kann?
DU LIEST GERADE
Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...