Ich stellte den Teller mit dem Brot vor mir auf den Tisch und setzte mich.
,,Ist das ein Brot?", neckte Julien und setzte sich neben mir auf den Stuhl.
,,Sogar mit Käse", fügte Rezo lächelnd hinzu und stellte seinen Teller ebenfalls vor sich auf dem Tisch ab.
,,Wie war deine erste Nacht in unserem Reich?", fragte Julien und biss in sein Brot.
,,Ganz gut", ich betrachtet das Brot mit der Käsescheibe.
Julien hatte noch geschlafen, als Rezo und ich zurückgekommen waren. Erst die Pfleger hatten ihn geweckt. Dann waren wir gemeinsam zum Frühstück gegangen.
Mein Magen knurrte leise bei dem Anblick des Brotes. Aber irgendwie wollte ich nicht essen. Viel lieber würde ich die letzten Tage überdenken und mir darüber klar werden, ob mein Entschluss vorerst zu bleiben richtig war.
,,Du hast gesagt heute isst du", ermutigte Rezo mich und biss in sein Brötchen. Missmutig griff ich nach dem Brot und biss hinein. Aber nur ihm zuliebe.
,,Mexi!", ich spürte wie sich zwei Arme um meine Schultern legten und ein Kopf erschien neben meinem Gesicht, ,,Du lebst ja noch." Ich drehte meinen Kopf und sah in das lächelnde Gesicht von Felix. Ja, noch.
Aber ich schob den Gedanken beiseite und stand auf. Dann umarmte ich Felix kurz richtig, auch wenn ich überfordert mit seiner Reaktion war.
,,Dir geht es besser", freute sich dieser und trat einen Schritt zurück um mich zu mustern. Ich nickte. Ihm zuliebe.
,,Freut mich", er strahlte und setzte sich Julien gegenüber an den Tisch. Rewi ließ sich mit einem "Morgen" mir gegenüber nieder, welches ich kurz erwiderte.
,,Du musst aber noch einiges erklären", Felix musterte mich immernoch. Er lächelte, aber bei den letzten Worten klang seine Stimme ernster.
Fast hatte ich schon vergessen, dass sie alle meinen Arm gesehen hatten. Das auch Felix sich zurückgezogen hatte und ich die Freundschaft mit ihnen beenden hatte wollen. Im Gegensatz dazu wirkte Felix wie ausgewechselt. Auch nach den Erzählungen von Rewi hatte ich etwas anderes erwartet. Fragend warf ich diesem einen kurzen Blick zu, aber er schüttelte nur leicht den Kopf. Also entgegnete ich einfach Felix Lächeln.
,,Was steht heute an?", fragte Rewi und öffnete seinen Yogurt.
,,Heute ist Samstag", Julien nickte zu einem Kalender neben den Tür zum Speiseraum, der mir bisher nie aufgefallen war, ,,Denke also nichts."
,,Langweilig", kommentierte Felix und rührte in seinem Müsli herum.
,,Denke ich werde mir mal wieder meine Handyzeit nehmen", Julien griff nach seinem Glas, ,,Haben wir alle lange nicht mehr."
,,Handyzeit?", fragte ich sofort verwirrt.
,,Achso, das haben wir dir nie erzählt", griff Julien das Thema sofort auf, ,,Wir mussten unsere Handys ja bei unserer Aufnahme abgeben und jeden Samstag und Sonntag haben wir hier zwei Stunden Handyzeit." Immernoch verwirrt starrte ich Julien an. Handyzeit?
,,Ich habe mein Handy nicht abgegeben", murmlete ich.
,,Vielleicht deine Eltern?", fragte Rewi und warf mir einen mitfühlenden Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern. Mir war mein Handy eigentlich egal.
Ich hatte es nur genutzt um Musik zu hören, aber meine Eltern hatten diese bestimmt weggeschmissen nach meinem Versuch. Es hatte sie genervt, dass ich fast den ganzen Tag mit ihnen verbracht hatte um irgendwie der Realität zu entfliehen. WhatsApps oder sonstige Nachrichten hatte ich nie erhalten. Ich war ja nichtmal in der Klassengruppe gewesen. Und auch sonst hätte mir wohl kaum jemand geschrieben.
Die einzigen wirklichen SMSs waren von meiner Mutter gewesen, wenn ich mal wieder zu lange draußen unterwegs gewesen war. Auf irgendeiner Brücke oder am Fluss.
,,Wieso nutzt ihr eure Handys dann nicht?", lenkte ich ein um von meinen Gedanken wegzukommen.
,,Wozu?", Felix zuckte beiläufig mit den Schultern, ,,Würden sich Leute für uns interessieren, wären wir wohl nicht hier." Die anderen schwiegen. Also tat ich das auch.
Irgendwie hatten Felix Worte eine gewisse Wahrheit in sich. Doch bei einem Blick auf Rezo schob ich den Gedanken beiseite. Er hatte gesagt, dass er beliebt gewesen war auf seiner Schule. Bestimmt hatte er hunderte Nachrichten.
,,Ich find die Idee gut", räumte Rewi ein und stellte seinen leeren Yogurt zu Julien auf den Teller, ,,Haben wir wirklich lange nicht mehr."
,,Ich kann verzichten", Felix hob abwehrend die Hände und sah in die Runde.
,,Cool, Rewi", Julien nickte in dessen Richtung, ,,Mal schaun was in der Welt so abgeht."
,,Dann werd ich das auch mal tun", seufzte Rezo gezwungen und stellte seinen leeren Teller in die Tischmitte.
,,Ich kann ja mal fragen ob die meins haben", ich zuckte mit den Schultern, auch wenn es mich nicht zu meinem Handy zog.
,,Dann haben wir ja schonmal was für heute Mittag", freute sich Julien, ,,Gehen wir dann gleich raus?" Wieder sah er fragend in die Runde.
,,Gerne", Rewi nickte und stand auf, ,,Aber erstmal zu unseren Aufputschmitteln."
,,Aufputschmittel", äffte Felix nach, ,,Das sind Tabletten, nichts weiter."
,,Schon, aber wenn ich das hier so laut rumschreie heulen die Pfleger wieder", grinste Rewi.
,,Sollen sie doch", Rezo stand ebenfalls auf, ,,Tun wir ja auch genug." Auch er lächelte. Ich stand ebenfalls auf und sah unsicher aus dem Fenster. Eigentlich hatte ich wirklich Lust wieder raus zu gehen.
Aber mir war nicht wohl bei dem Gedanken auf Taddl oder noch schlimmer Luca treffen zu können. Du hast ihm versprochen zu gehen. Ich zuckte zusammen bei dem Gedanken. Ich hatte es ihm versprochen und war dennoch hier.
Mein Blick wanderte zu Rezo, der bereits zur Tür ging. Wie sollte ich Luca jemals erklären, dass ich für die Person geblieben war, für die ich sterben hatte sollen?
Was wenn er dich verrät und auf 2 stecken lässt? Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
,,Kommst du Mexi?",hörte ich Felix fragen und starrte etwas verwirrt in seine Richtung. Erst da merkte ich, dass ich als einziger noch am Tisch stand. Schnell folgte ich ihnen und nickte. Aber am liebsten wäre ich einfach stehen geblieben.
Wie schaffst du es immer so viele Dummheiten und Lügen in dein Leben zu bringen? Denn aus mehr bestand es ja gar nicht mehr. Ich belog Rezo weiterhin, hatte Luca belogen, Taddl belogen. Wo sollte das noch enden? Meine Probleme werden nie enden...
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Psychiatrie - Mexify
Fanfiction,,Bevor ich an meinen Gedanken sterbe, beende ich es lieber selbst" Nach einem gescheiterten Suizidversuch wird der 17.jährige Mexify in die Psychiatrie eingewiesen. Man will seine Psyche in den Griff bekommen, aber für Mexify scheint es nur noch ei...