Amélies Sicht:
Justin und ich standen widerwillig auf und gingen runter ins Wohnzimmer, wo Justin sich von meinem Vater und von Chio verabschieden wollte. Meine Mutter würde uns zum Flughafen fahren und mein Vater würde zuhause bleiben.
„Ich hoffe du kommst bald wieder." sagte Dad lächelnd. Justin streckte ihm die Hand aus. „Das hoffe ich auch." antwortete er grinsend.
Mein Vater nahm Justins Hand nicht, stattdessen grinste er und murmelte: „Komm her." Er umarmte Justin und Justin erwiderte ein bisschen verwirrt. Ich war so froh, dass mein Vater ihn ins Herz geschlossen hatte.
„Grüße deine Familie von mir." sagte mein Vater noch. Justin nickte. „Mach ich." flüsterte er.
Justin viel der Abschied schwer, aber er ließ es sich nicht anmerken. Hoffentlich musste ich nicht wieder weinen, wenn ich leb wohl sagen musste.
Meine Mutter brachte schon mal Justins Koffer ins Auto. So ziemlich die Hälfte seiner Klamotten hatte Justin bei mir gelassen, damit er das nächste Mal nicht mehr so viel mitschleppen musste. Außerdem hatte ich denn etwas, was nach Justin roch.
„Chio!" rief Justin schließlich. Unser Hund kam sofort angerannt und Justin hockte sich hin um ihn zu knuddeln. „So mein großer, ich muss jetzt wieder nach Hause. Ich werde dich vermissen." murmelte Justin lächelnd.
Chio hechelte und wedelte mit dem Schwanz. Wahrscheinlich verstand er kein Wort von dem, was Justin sagte, aber ich fand es süß, wie Justin trotzdem mit dem Hund sprach.
„Pass gut auf meinen Schatz auf." flüsterte Justin. Diesmal klang seine Stimme traurig. Ich musste schlucken und hielt mir eine Hand vor den Mund, weil man sonst mein Schluchzen gehört hätte. Mir lief schon die erste Träne über die Wange und ich drehte Justin den Rücken zu, damit er nicht sah, dass ich weinte.Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um meinen Bauch. Justin gab mir einen Kuss auf die Wange und seufzte. „Bitte weine nicht. Es bricht mir das Herz, wenn du weinst. Komm.. sei stark Shawty." flüsterte Justin beruhigend in mein Ohr.
Ich versuchte stark zu sein, aber es war kaum machbar. Meine Knie zitterten, weil ich genau wusste, dass ich gleich Abschied nehmen musste. Ohne Justin würde wieder alles leer sein. Ich hatte keine Person, die ich küssen konnte. Ich hatte keine Person, die mich im Arm hielt und mir 'Ich liebe dich' ins Ohr flüsterte. Ich hatte keine Person, die mich zärtlich berührte und mich um den Verstand brachte.
Diese Person würde sich heute kilometerweit von mir entfernen. Ich wollte es nicht! Ich wollte mich nicht von ihm trennen. Ich konnte es einfach nicht.
„Kommt ihr, wir müssen los." sagte meine Mutter schließlich.
Mit zitternden Händen verschränkte ich unsere Finger miteinander und ging mit ihm zum Auto.
Wir setzten uns beide nach hinten, damit wir ja nicht unsere Hände voneinander trennen mussten.
Ich setzte mich sogar auf den Mittelsitz, damit ich näher an Justin dran war. Er legte seinen rechten Arm um meine Schulter und hielt mit seiner linken Hand, meine linke Hand.
Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und musste mir krampfhaft die Tränen unterdrücken.
Justin küsste ab und zu meinen Scheitel und hauchte mir ständig 'Ich liebe dich' ins Ohr. Ich konnte seine Worte nicht erwidern. Sobald ich anfing zu reden, konnte ich mich nicht mehr darauf konzentrieren, die Tränen zurückzuhalten.
Aber ich durfte nicht weinen. Nicht jetzt... erst am Flughafen.
Auch wenn ich am liebsten gar nicht weinen wollte.Wir erreichten wenige Minuten später den Flughafen und Justin holte seinen Koffer aus dem Kofferraum. Da er mit einem Privatjet flog, konnten wir noch bis zum Flugzeug mitkommen. Eigentlich durften wir es nicht, aber Justin regelte das mit den Leuten vom Flughafen.
Er verschwand kurz im Flieger, um seinen Koffer zu verstauen. Danach kam er wieder raus und verabschiedete sich von meiner Mutter.
„Danke das ihr mich immer so herzlich aufnehmt." sagte er freundlich. Meine Mutter umarmte ihn. „Das machen wir doch gerne! Du bist ein lieber Junge und ich bin froh, dass meine Tochter dich gefunden hat." antwortete sie.
Normalerweise hätte ich jetzt gelächelt, aber ich schaute nur traurig auf den Boden und wollte diese Situation gerade überhaupt nicht wahr haben. Ich wollte aufwachen und Justin neben mir liegen haben! Ich wollte die Zeit zurück drehen.
Justin kam auf einmal zu mir und legte einen Finger an mein Kinn. Leider musste ich ihn dadurch ansehen und er sah die Tränen, die sich in meinen Augen bildeten. Ohne Worte nahm er mich in den Arm und drückte mich eng an sich.
„Hör auf zu weinen." flüsterte er leise. Ich versuchte es wirklich, aber es klappte einfach nicht. Die Tränen ließen sich nicht stoppen.
Langsam lösten wir uns aus der Umarmung.
„Bitte weine nicht.. wir sehen uns doch wieder." hauchte Justin beruhigend. Wie konnte er so ruhig bleiben? Wieso hatte er keine Tränen in den Augen?
