Kapitel 283

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Justins Sicht:


Bevor ich mit Nick anfing zu trainieren, musste ich erstmal auf Toilette um ungestört eine Ecstasy Tablette einzuwerfen. Ich fühlte mich schlecht dabei, Amélie wieder etwas zu verschweigen und hinter ihrem Rücken Drogen zu nehmen, aber es musste sein, denn ansonsten würde ich einschlafen oder tagelang heulen.
Meine Depressionen machten mir echt zu schaffen, doch professionelle Hilfe wollte ich trotzdem nicht annehmen.
Ich wartete zwei Minuten und wollte zurück ins Studio, doch dann klingelte mein Handy. Genervt schaute ich auf das Display, wo Scooters Name stand.
„Ja?",fragte ich leise. Ich blieb im Flur stehen und starrte ein Bild von Amélies Gruppe an und musste lächeln, als ich ihr Grinsen sah.
„Deine Mum und ich sind heute nach Miami geflogen und ich hab mich dort mit einem Manager getroffen", murmelte Scooter. „Ich hab mit ihm abgesprochen, dass du mit seinem Künstler zusammenarbeitest."
Ich runzelte die Stirn und leckte mir über die Lippen.
„Manager von...?"
Scooter holte tief Luft.
„Austin."
„Mahone?", wollte ich nicht gerade begeistert wissen.
„Ja. Er arbeitet an seinem Album und braucht Hilfe bei einigen Songs. Du musst spätestens Morgen nach Miami kommen.
„Ich hab kein Bock mit Amélies Ex zu arbeiten! Ich arbeite hier in Berlin an meinen eigenen Songs!", protestierte ich genervt.
Wieso verlangte er von mir, dass ich mit Austin zusammenarbeitete? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Austin begeistert davon war. Er wusste zwar nicht, dass ich wieder mit Amélie zusammen war, aber er hatte sich vor fünf Wochen - bei der Trennung - schon gedacht, dass ich der Grund für das Beziehungs-Aus war.

„Du kannst auch in Miami an deinen eigenen Songs arbeiten, Justin! Ich habs Austins Manager versprochen und ich denke ihr könnt eure persönlichen Probleme ausschalten und die Sache professionell angehen. Außerdem möchte deine Mutter dich auch mal wiedersehen", sagte Scooter freudig.
Ich seufzte und in dem Moment kam Amélie aus dem Studio raus, weil sie sich fragte, wo ich so lange blieb. Als sie sah, dass ich telefonierte, blieb sie mit verschränkten Armen an der Wand stehen und ließ mich in Ruhe mit Scooter reden.
„Alles klar, morgen bin ich da!"
Nach dieser Antwort legte ich auf und steckte mein Handy in die Hosentasche. Amélie sah mich neugierig an, doch ich ging mitschlechter Laune an ihr vorbei und setzte mich im Tanzstudio aufeinen Stuhl und seufzte.
Sollte ich Amélie sagen, dass ich mit Austin zusammenarbeiten musste? Sie wollte bestimmt mit nach Miami und dann würde sie ihren Ex wiedersehen, dabei war die Trennung gerade mal knapp fünf Wochen her.
Was, wenn sie noch Gefühle für Austin hatte? Und wenn sie mich wegen ihm verließ? Ich war ein nutzloses Wrack, hatte Depressionen und nahm Drogen - wovon sie nichts wusste. Und Austin war der liebste Junge auf Erden. Er war lebensfroh, gesund und rührte Drogen nicht mal an. Sie würde ihn bestimmt bevorzugen, wenn sie ihn wieder traf.

„Mit wem hast du telefoniert?", fragte Amélie mich neugierig, während siesich auf meinen Schoß setzte und mir in die Augen sah.
„Scooter",murmelte ich leise.
„Was wollte er?"
Ich leckte mir über die Lippen und genoss das Gefühl, wie Amélie mit ihren Fingerspitzen über meine nackte Brust fuhr.
„Ich muss morgen nach Miami fliegen! Ich soll einem Künstler bei seinem Album helfen!", erklärte ich ihr, ohne den Namen von Austin in den Mund zu nehmen.
„Welchem Künstler?", wollte sie mit gerunzelter Stirn wissen.
Ich sah ihr in die Augen und konnte ein Funkeln in ihnen erkennen. Sie hatte immer dieses Funkeln in den Augen, wenn siemich ansah. Eigentlich müsste ich dadurch wissen, dass sie mich wirklich liebte, aber Zweifel blieben trotzdem.
„Hat Scooter mir nicht verraten", log ich gekonnt.
Amélie nickte lächelnd und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Sie küsste meinen Hals und biss mir vorsichtig ins Ohrläppchen, ohne gegen meinen Ohrring zu kommen.
„Dann fliegen wir morgen nach Miami", hauchte sie mir ins Ohr.

Ich schloss die Augen, weil sie federleichte Schmetterlingsküsse auf meinem Hals verteilte und dabei über meinen Oberkörper strich, doch dann öffnete ich abrupt die Augen und kamin die Realität zurück.
„Ich fliege alleine", flüsterte ich schließlich. Amélie löste sich von meinem Hals und sah mir fassungslos in die Augen.
„Wieso?", fragte sie traurig. Ihr Handy begann zu klingeln und ich vergötterte es dafür, dass es imperfekten Zeitpunkt klingelte. Außerdem spürte ich langsam, wie ich wacher und motivierter wurde und stand auf, ohne zu bedenken, dass Amélie auf meinem Schoß saß.
Sie fiel fast auf den Hintern,doch zum Glück konnte sie sich im letzten Moment noch halten.
„Wir reden später darüber, ich muss jetzt arbeiten", sagte ich mit ernster Stimme. Amélie sah mich traurig an und griff zu ihrem Handy,mit dem sie aus dem Tanzstudio verschwand.

Amélies Sicht:

Ich verstand wirklich nicht, wieso Justin alleine nach Miami fliegen wollte. Hatte er nicht immer gesagt er brauchte mich, damit er mit seinen Depressionen klar kam? Ich sollte ihm doch helfen diese schwere Zeit zu überstehen und jetzt stieß er mich weg und wollte alleine nach Amerika fliegen?
Doch diese Tatsache stellte ich erstmal hinten an, denn ich musste ans Handy gehen, auf dem Denise mich anrief. Es war inzwischen 21 Uhr und ich fragte mich wirklich,was sie so spät von mir wollte.
„Hey, Süße!", sagte ich freundlich.
„Ich muss mit dir reden!", hörte ich Denise verzweifelt ins Handy sagen. Sie klang, als hätte sie geweint und es musste wirklich etwas schlimmes passiert sein.
„Oh Gott, was ist denn los?"
„Ich muss persönlich mit dir reden! Wo bist du gerade?", wollte Denise aufgeregt wissen.
„Im Tanzstudio mit Justin und Nick!"
„Ich komm sofort!", sie klang verzweifelt und gleichzeitig irgendwie besorgt. Ohne mir Tschüs zusagen legte sie auf und ich steckte mein Handy weg. Da es bestimmt noch ein bisschen dauerte, bis sie hier war ging ich zurück ins Tanzstudio und setzte mich an den Rand, um Nick und Justin beim Tanzen zuzusehen.
Justin versuchte jeden Schritt perfekt zumachen und tanzte voller Elan. Er tanzte sogar weiter, wenn Nick die Musik ausgemacht hatte. Aber das war typisch Justin. Er war Perfektionist und irgendwie liebte ich ihn gerade deswegen.

Eine halbe Stunde nach dem Telefonat mit Denise kam sie ins Tanzstudio gestürmt und begrüßte Justin und Nick nicht mal. Sie zog mich an der Hand raus und blieb mit mir im Flur stehen.
„Wollen wir in den kleinen Raum?", fragte ich sie besorgt.
Wir hatten in diesem Tanzstudio noch einen kleinen Raum, der für Yoga genutzt wurde. Dort setzten wir uns auf den Boden und ich legte einen Arm um Denise, weil sie völlig aufgelöst war.
„Ich... ich war heute in der Apotheke und hab mir Schwangerschaftstests gekauft.... gleich drei Stück. Ich hab alle gemacht und... alle drei waren positiv. Ich bin schwanger, Amélie!", schluchzte sie völlig verzweifelt.
Ich hielt eine Hand vor den Mund und erinnerte mich an den Urlaub zurück,wo sie einen One Night Stand mit Khalil hatte. Jemand anderes konnte eigentlich nicht der Vater sein, da sie zu dem Zeitpunkt schon ziemlich lange von Lucas getrennt war.
„Oh Gott.. Denise! Wieso hast du mit Khalil nicht verhütet?! Du weißt doch, was er für ein Typ ist! Denise, wie konntest du nur... Khalil... oh Gott!", sagte ich aufgebracht.
Denise sah mich mit schuldbewusstem Blick an und seufzte.
„Wir haben verhütet. Khalil ist nicht der Vater!",beichtete sie mir schließlich.
Ich atmete erleichtert aus, weil das wenigstens eine gute Nachricht war. Khalil hätte niemals ein guter Vater sein können. Es hätte ihn vermutlich nicht mal interessiert Vater zu werden.

„Aber wenn Khalil nicht der Vater ist... wer ist es dann?", fragte ich sie neugierig.
Denise schaute auf den Boden und spielte nervös mit ihren Fingern rum. Sieweinte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sie sagte gar nichts und traute sich nicht mal mehr mich anzusehen, was kein gutes Zeichen war.
„Oh nein... bitte sag mir nicht, du hast im Urlaub mit Justin geschlafen... bitte... sag, dass Justin nicht der Vater ist!", murmelte ich schockiert.
Denise sah mich an und schüttelte zum Glück den Kopf.
„Ich bitte dich! Ich würde niemals mit dem Freund meiner besten Freundin schlafen!",verteidigte Denise sich.
„Im Urlaub waren wir noch kein Paar!"
„Trotzdem warst du in ihn verliebt. Er ist dein Ex gewesen und somit tabu für die beste Freundin!", erklärte Denise mir mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Ich fuhr mir durch die Haare und wollte gerade etwas sagen, als Justin in den Raum kam.
„Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du das Tanzstudio verlassen hast, Shawty. Hey Denise!", sagte er mit leiser Stimme.
Ich schaute ihm in die Augen und runzelte die Stirn.
„Ich rede gerade mit Denise... was möchtest du?", wollte ich neugierig von ihm wissen. Justin würde nicht ohne Grund hierher kommen und sein Training damit unterbrechen. Irgendwas wollte er und ich wollte wissen was, damit ich endlich erfuhr wer der Vater von Denise' Baby war.

„Ich hab ein kleines Problem... meine Zigaretten sind fast alle und ich kann nicht einfach zu einer Tankstelle fahren und neue kaufen, wegen... Presse und so."
Ich zog die Augenbrauen hoch und seufzte.
„Schatz ich kann genauso wenig zur Tankstelle gehen und dir welche holen!", murmelte ich lachend. Justin legte seine Hände an meine Hüfte und sah mir tief in die Augen.
„Ich weiß... aber könntest du deinen Vater anrufen und ihn fragen, ob er mir ein paar Packungen kauft, bevor ich morgen nach Miami fliege?",hauchte Justin mir gegen die Lippen. Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper, als ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte.
„Wieso rufst du nicht Khalil oder Za an?"
„Khalil ist bei irgendeinem Mädel und Za... ja keine Ahnung, kannst du deinen Dad fragen?! Bitte, mein Engel!"
Ich gab nach und nickte schließlich und hauchte Justin einen Kuss auf die Lippen.
„Ich frag ihn, sobald ich fertig mit Denise geredet hab. Es ist gerade echt wichtig, Babe", flüsterte ich liebevoll gegen seine Lippen.Justin nickte verständnisvoll und küsste mich noch einmal. Dann ließ er Denise und mich wieder alleine.
„Justin raucht ganz schön viel, oder?", fragte Denise mich neugierig. Ich nickte traurig und setzte mich wieder zu ihr auf den Boden.
„Leider...aber immer noch besser, als wenn er härtere Drogen nimmt!"
Denise lächelte und sah mich dann wieder ernst an.
„Also, wer ist der Vater?" wollte ich aufgeregt wissen.
Denise holte tief Luft und fuhr sich durch die Haare. Es fiel ihr wohl nicht leicht, mir den Vater zu beichten.
„Za ist der Vater!"

Mit offenem Mund starrte ich sie an. Denise schaute peinlich berührt auf denBoden und leckte sich über die Lippen.
„Za?! Justins Za?!Xavier?!", fragte ich schockiert.
Denise nickte stumm und fuhr sich durch die Haare. Sie wirkte ziemlich nervös, aber das konnte ich ihr auch nicht verübeln. Wenn Za jetzt hier in der Nähe wäre,würde ich ihm eine Predigt halten.
„Ja, Xavier.. Za... wie auch immer. Ich hab im Urlaub nicht nur mit Khalil geschlafen.. am letzten Tag hab ich mit Za geschlafen und... wir haben nicht verhütet und ich nehme die Pille schon länger nicht mehr."
Ich stand auf und strich mir mit der flachen Hand über das Gesicht.
„Wieso habt ihr dann kein Kondom benutzt?"
Denise seufzte.
„Ichwar blind vor Liebe und.. da hab ich nicht daran gedacht, schwanger werden zu können!"
Jetzt starrte ich sie erst recht schockiert an.
„Liebe? Du warst blind vor.. Liebe?"
Jetzt stand Denise auch auf und nickte.
„Ich hab in seiner Nähe kribbeln im Bauch.. ich glaub ich hab mich verliebt und er fühlst das gleiche. Seit dem Urlaub telefonieren wir öfters und schreiben jeden Tag bis spät in die Nacht SMS", gestand sie mir verträumt.
Ich hätte mir die Haare raufen können. Das konnte doch nicht ihr ernst sein.
„Du redest hier von Za, Denise! Dieser Typ ist nicht gut für dich! Er kann nicht lieben und um ein Kind kümmern kann er sicherst recht nicht! Dieser Typ hat Justin dazu gebracht Drogen zunehmen! Wegen ihm und Khalil ist Justin abgestürzt!", schrie ich wütend.

„Nein, Amélie! Justin ist abgestürzt, weil es seine eigene Entscheidung war, Drogen zu nehmen! Xavier hat ihn nicht dazu gebracht! Er ist nicht so wie du denkst! Er ist der liebste Mensch der Welt, aber du gibst ihm ja nicht mal eine Chance! Für dich sind alle Schwarzen Kriminelle!"
Ich schüttelte den Kopf und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Das hat nichts mit der Hautfarbe zu tun. Es geht darum, was er tut... Er nimmt Drogen, Denise!"
„Das tut Justin auch und trotzdem liebst du ihn."
„Das ist was anderes!"
„Nein, Amélie ist es nicht! Jeder kifft mal und nur weil Xavier ab und zu kifft,ist er kein schlechter Mensch! Du bist Justins Freundin und meine beste Freundin... gib ihm eine Chance. Uns zuliebe. Ich liebe ihn."
Ich schaute Denise in die Augen und sah, dass sie jedes Wort ernst meinte. Sie war wirklich verliebt und ich konnte nicht glauben in wen.
„Weiß er von dem Baby?", fragte ich sie neugierig.Denise schüttelte den Kopf und spielte nervös mit ihren Fingern.„Okay, dann ruf ihn an und bestell ihn ins Studio. Ich will sehen wie er darauf reagiert, dass er Vater wird."
Mit den Worten ging ich aus dem Yogaraum raus und machte mich auf den Weg ins Tanzstudio. Denise kam mir hinterher und hielt ihr Handy in der Hand,da sie Za offenbar eine Nachricht schrieb.
Als ich das Tanzstudio betrat, traf mich der Schlag. Nick kam zu mir gerannt,bevor ich überhaupt irgendwas sagen konnte.
„Amélie... Justin braucht einen Arzt!"

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