Kapitel 263

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AméliesSicht:

Bedrückt saß ich im Schlafzimmer auf Justins Bettund schlang meine Arme um sein Kopfkissen, um es ganz fest an mich zudrücken und mein Gesicht darin zu vergraben. Das Kissen roch nachihm und mein Bauch spielte verrückt, als ich daran zurückdachte wiewir uns geküsst hatten.
Es war alles perfekt gewesen und jetzthatten wir uns schon wieder gestritten, nur weil Justin so extremstur war und nicht verstehen wollte, was seine Freunde mit ihm taten.
Traurig stand ich schließlich auf und zog Justins Sachen aus,um meine Klamotten wieder anzuziehen. Es war besser, wenn ich jetztverschwand. Ich hatte absolut keine Lust Za und Khalil zu begegnen.Schon gar nicht, nachdem Khalil mich als Schlampe bezeichnet hatte.Ich nahm noch mein Handy und meine Handtasche und ging aus demSchlafzimmer, die große Treppe nach unten und schon kam ich bei derHaustür an, wo Justin vorstand und mit gesenktem Kopf auf michwartete.
„Lass mich durch, Justin." murmelte ich leise, alser zu mir hochschaute. Ich wollte ihn zur Seite schieben, damit ichan ihm vorbeigehen konnte, doch Justin griff nach meiner Hand unddrückte mich sanft gegen die Wand.
Erschrocken schnappte ichnach Luft, als Justin sich vor mich stellte und mir in die Augen sah.Seine Hände stützte er links und rechts von meinem Gesicht ab. MeinAtem beschleunigte sich, denn Justin machte mich mit seiner Nähetotal verrückt.
„Bitte lass uns nicht streiten. Ich hab Angst,dass du mich hängen lässt." flüsterte er traurig.
Ich sahihm in die Augen und erkannte, dass sie mit Tränen gefüllt waren.
„Ich hab dir versprochen, dass ich dich nicht hängen lassenwerde und ich halte mein Versprechen."
Justin lächelte einbisschen und blickte kurz auf meine Lippen, bevor er wieder in meineAugen sah.
„Dann bleib hier und gib den Beiden eine Chance!"flehte er verzweifelt. Ich schüttelte den Kopf und holte tief Luft.

„Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Aberich werde nicht mit ansehen, wie deine angeblichen Freunde dichkaputt machen!" flüsterte ich leise.
Dann klingelte es direktneben uns auch schon an der Tür und Justin löste sich von mir umsie zu öffnen. Natürlich standen Khalil und Za vor uns und starrtenuns grinsend an.
Khalil hielt in der einen Hand ein SechserpackBier und in der anderen eine Flasche Wodka. Er hob sie lächelt anund Justin nahm sie ihm ab, um sie in den Flur zu stellen.
„Bleibstdu?" fragte Justin mich unsicher. Ich starrte den Alkohol, dannJustin und dann seine Freunde an und schüttelte den Kopf.
„Ganzsicher nicht. Viel Spaß beim Saufen, Justin! Ist ja total cool sichzu betrinken." sagte ich ironisch.
Mit diesen Worten ging ichan Khalil und Za vorbei und verdrehte die Augen.
„Leiste unsdoch Gesellschaft, Süße!" schrie Khalil mir hinterher, weshalbich genervt schnaufte und kurz davor war umzudrehen und ihm eine zuscheuern.
„Amélie, warte!" rief Justin plötzlich und ichhörte, dass er mir hinterher rannte. Er berührte meine Schulter undsagte: „Warte doch, bitte!"
Wütend drehte ich mich um undsah ihn mit verständnislosem Blick an.
„Worauf soll ichwarten, Justin?! Darauf, dass du irgendwann im Knast sitzt? Darauf,dass ich irgendwann die Nachricht bekomme, dass du an einer Überdosisgestorben bist?! Oder darauf, dass du dich ins Koma gesoffen hast?!Erklär mir, Justin... worauf soll ich warten?!"
Ich kreischtefast, aber ich war einfach so wütend auf Justin beziehungsweise aufseine Sturheit, dass ich einfach schreien musste. Ich machte mir dochnur Sorgen um Justin.
Offenbar schüchterte mein Geschreie Justinein, denn er hatte seine Hände in den Hosentaschen seinerJogginghose vergraben und biss sich nervös auf der Unterlippe rum,während er auf den Boden starrte.
„Anscheinend hast du nichtsdazu zu sagen."
Ich drehte mich um und ging endgültig vonseinem Grundstück.
Als ich mich nochmal umdrehte, begrüßteJustin seine Freunde nochmal richtig mit Handschlag und schonschlossen sie die Tür.

Mit einem aufgesetzten Lächeln gingich nach Hause und setzte mich dort auf die Couch. Wie konnte essein, dass Justin sich so verändert hatte?
Er spielte mitseinem Leben und merkte es nicht einmal.
Ich fragte mich, obPattie oder Jeremy ihn zur Vernunft bringen konnten, aber das würdevermutlich auch nichts bringen. Zumal er erwachsen war und selbstEntscheidungen treffen musste.
Doch anstatt mir darüber den Kopfzu zerbrechen, begann ich mich umzuziehen, denn ich trug immer nochdie Sachen von gestern und die waren nicht wirklich bequem für einenMädelstag. Ich zog mir frische Unterwäsche und anschließend einedunkelgraue Jogginghose an. Außerdem zog ich noch ein bauchfreiesT-Shirt an, da es hier ziemlich warm war, wie üblich in Los Angeles.
Alsich fertig war betrachtete ich mich im Spiegel und ich entschied michdazu meine Haare zu einem lockeren Dutt zusammenzubinden, außerdemwollte ich ungeschminkt bleiben, da ich heute sowieso nicht mehr ausdem Haus ging.
Ein paar Stunden später setzte mein Bodyguardschließlich Denise bei mir ab und wir fielen uns in die Arme, da wiruns seit einem Monat nicht gesehen hatten.
Trotzdem wusste siealles, was in den letzten Monaten passiert war. Sie wusste von derTrennung von Austin, von dem Fast-Kuss mit Justin im Fotoautomaten,dass wir auf dem Flug nach LA gekuschelt hatten. Sie wusste einfachalles.
„Und wie läuft's mit Justin?" fragte sie alsallererstes, als wir uns aus der Umarmung lösten und sie den Weg inmein Wohnzimmer gefunden hatte, was in dieser großen Villa nicht soleicht war.
Denise setzte sich schnaufend auf meine Couch undstreckte ihre Arme auf der Rückenlehne aus.
„Ist das wirklichdas Erste, dass du wissen willst?" murmelte ich leise. Ich dachtedarüber nach, ob Justin wohl bereits betrunken war und ob er wiederMist baute, aber damit durfte ich mir die Laune nicht verderben.

„Da läuft gar nichts, wir sind nur Freunde!" sagte ich.Ich ging in die Küche und holte zwei Gläser Cola. Eins davon gabich Denise, die sich bedankte und mich dann mit gerunzelter Stirnansah. Es war komisch wieder deutsch zu sprechen, aber Denise und ichkamen beide aus Berlin, also war es logisch, dass wir in unserMuttersprache redeten.
„Nur Freunde? Ich kuschel mit meinembesten Freund nicht den ganzen Flug über, als wären wir ein Paar!"sagte sie lachend.
Ich setzte mich neben sie und seufzte traurig.Meine Gefühle spielten verrückt und ich wusste nicht mehr, was sichrichtig und was sich falsch anfühlte. Alles vermischte sich zu einemeinzigen Chaos.
„Vielleicht... mag ich ihn... sehr. Gestern,da... nachdem die Polizisten seine Freunde abgeführt haben und...weggefahren sind, da... wollte er sich wieder ritzen." gestand ichihr ehrlich. Ich musste mit irgendjemandem darüber reden und daskonnte ich nur mit Denise.
„Was? Oh mein Gott.. und... hat er?"fragte sie schockiert.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich habihn davon abgehalten.. Ich hab ihm gesagt, dass er sich für nichtsdie Schuld geben braucht und... dass er toll ist und es nichts bringtsich Schmerzen zuzufügen. Und dann... dann hat er michunterbrochen.... mit einem Kuss."
Denise klappte der Mund aufund sie verschluckte sich beinahe an der Cola. Ich grinste einbisschen, weil ich es witzig fand wie geschockt sie war und als siedie Cola weggestellt hatte und aufhörte zu husten, sah sie mich mitgroßen Augen an.
„Ihr habt euch geküsst?!"
Ich nicktestumm und schaute unsicher auf den Boden.
„Und? Wie war's?"fragte sie neugierig. Ich zuckte mit den Schultern undseufzte.
„Schön... denke ich. Aber er war verzweifelt, Denise..er wusste nicht, was er tut und er hat Zuneigung gesucht... Außerdemspielt es eh keine Rolle, weil wir uns heute morgen gestrittenhaben."

Ich nahm einen Schluck von der Cola und musstemir die Tränen unterdrücken die sich in meinen Augen sammelten.
„Wieso?" wollte Denise verwirrt wissen. Sie legte eine Handauf meine Schulter und strich mir zärtlich über den Oberarm,während ich erzählte was passiert war.
„Und... ich hab Angst,dass seine Freunde ihn komplett zerstören." So beendete ich meinenMonolog und Denise biss sich auf die Unterlippe.
„Amélie...tut mir leid, dass zu sagen, aber... es sind allein JustinsEntscheidungen. Natürlich haben Khalil und Lilza einen gewissenEinfluss auf ihn, aber er ist derjenige der letztendlich entscheidet,also kannst du nicht nur seinen Freunden die Schuld geben. Ichverstehe dich.. aber ich verstehe auch Justin. Er ist vermutlichsauer, weil du ihn nicht sein Leben leben lässt. Vielleicht hat erdas Gefühl, dass du ihn wie einen Sohn behandelst." sagte Deniseleise.
„Aber ich mache mir doch nur Sorgen! Ich hab Angst umihn, Denise!" sagte ich verzweifelt. Ich strich mir eine Strähnehinter das Ohr, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte und schluckte.
„Du machst dir aber vielleicht ein bisschen zu viel Sorgen,weil du ihn liebst."
Ich starrte sie mit offenem Mund an undwollte protestieren, aber das hatte keinen Sinn, denn aus meinem Mundkam nicht ein einziges Wort raus. Sie hatte vermutlich recht und ichtat so als wäre ich seine Mutter und ich fand es faszinierend, dasssie meine Gefühle für ihn bemerkt hatte, obwohl ich nichts davonerwähnt hatte.
Auf einmal klingelte es an der Tür und ich standvon der Couch auf und ging durch den großen Flur, bis zurEingangstür, die ich öffnete.

„Justin?" fragte ich ihnverwirrt, als er mich mit verlegenem Blick ansah und sich über dieLippen leckte.
„Darf ich reinkommen?"
Ich verschränktemeine Arme vor der Brust und sah ihn skeptisch an.
„Bist dunoch gar nicht betrunken?" fragte ich keck und Justin seufztegenervt.
„Nein! Ich hab nichts getrunken... nicht eineneinzigen Tropfen!"
Ich ging zur Seite und bedeutete ihm, dasser reinkommen durfte. Dann schloss ich die Tür und ging mit ihm insWohnzimmer, wo Denise aufstand und Justin lächelnd umarmte.Allerdings sah Justin mich danach sofort wieder an und kratzte sichverlegen am Nacken.
„Können wir unter.. ähm.. vier Augenreden?" wollte er hoffnungsvoll wissen. Ich nickte und ging mit ihmin die Küche. Erwartungsvoll lehnte ich mich gegen die Küchenzeileund sah ihn mit gehobenen Augenbrauen an.
„Also.. was gibt's?"
Justin seufzte und fuhr sich durch die Haare. Er kam dichter undich roch den Rauch seiner Zigaretten.
„Seit du weg bist denkeich über deine Worte nach und... ich verspreche dir, dass du michnicht verlieren wirst... ich werde nicht in den Knast kommen, ichwerde an keiner Überdosis sterben und ich werde mich nicht ins Komasaufen. Ich schwöre dir, dass ich alles unter Kontrolle hab, auchwenn ich im Moment viel Scheiße baue. Aber ich bitte dich auchdarum, mich mein Leben leben zu lassen. Und ich hab mir etwasüberlegt... vielleicht ist es ganz gut für mich, wenn ich ein paarTage aus LA wegkomme und richtig Urlaub mache. Deswegen... wollte ichdich fragen, ob du Lust hast mit mir und ein paar Freunden von mirfür eine Woche einen Snowboardurlaub in Aspen, Kanada zu machen? Dumusst natürlich nicht snowboarden!" sagte Justin grinsend.

MeinHerz schlug sofort drei Takte schneller, als er mich zu dem Urlaubeinlud. Ich fand es so schön, dass er mich dabei haben wollte undwürde am liebsten sofort zusagen, aber er hatte gesagt, dass Freundemitkommen würden.
„Welche Freunde?" fragte ich ihn deshalb.
Justin fuhr erneut durch seine Haare und seufzte leise.
„Ryan,Selena... Khalil und Za."
Ich verdrehte die Augen und biss mirauf die Unterlippe. Erstmal hatten Selena und ich kein gutesVerhältnis mehr, seit ich Justin betrogen hatte und Mac ihn auf derAwardshow zusammengeschlagen hatte und zweitens hatte ich auch keingutes Verhältnis mit Khalil und Lilza.
„Justin.. ich.."
„Ich weiß, dass du mit Khalil und Za deine Probleme hast, abersie werden sich benehmen! Khalil wird dich nicht mehr dumm anmachenund sie werden weniger Drogen nehmen, vielleicht sogar gar keine! Ichhab ihnen gesagt, dass es mir wichtig ist, dass du die Beidenakzeptierst und deswegen wollen die dir beweisen, dass sie nicht sosind wie du denkst. Gib ihnen eine Chance, bitte." flehte Justinleise.
Ich sah ihn unsicher an und kaute nervös auf meinerUnterlippe rum. Justin kam noch näher und legte seine Hände anmeine Hüfte. Mein Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus,als Justin mir tief in die Augen sah und seinen Hundeblickaufsetzte.
„Tu es für mich... bitte... nur eine Chance..."flüsterte er mit sanfter Stimme. Es fiel mir schwer klar zu denken,aber ich nickte schließlich.
„Aber nur, wenn Denise mitkommendarf!"
Justin grinste wie ein Honigkuchenpferd und nickteglücklich.
„Klar darf sie mitkommen!" Er hauchte mir einenKuss auf die Wange und drückte mich an sich und ich wünschte mir,dass er mich niemals loslassen würde.

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