Amélies Sicht:
Als ich am nächsten Tag von der Schule kam, rannte ich sofort auf mein Zimmer und legte mich ins Bett. Meine Klamotten wollte ich nicht ändern, denn sonst müsste ich noch länger warten, bis ich Justin endlich sah. Allerdings schaute ich vorher nochmal mein Tattoo an, welches ich - nachdem ich die Folie heute morgen abgenommen hatte - ab und zu eincremen musste. Es war noch ziemlich rot und rat ein bisschen weh, aber es war auszuhalten.
Ich schrieb ihm eine SMS, ob er in Skype online kam. Als Antwort bekam ich nur ein 'okay'.
Sehnsüchtig wartete ich darauf, dass Justin endlich als online angezeigt wurde.
Fünf Minuten später rief er mich endlich mit Videoanruf an. Ich ging sofort ran, aber sah nicht Justin, sondern seine Schwester vor der Kamera.
„Jazzy?" fragte ich verwirrt und gleichzeitig erfreut. Sie lächelte glücklich in die Kamera und schaute zur Seite. „Kann ich jetzt einfach reden?" fragte Jazzy ängstlich.
Die schönste Stimme der Welt antwortete ihr: „Ja, sie hört dich." Ich musste lächeln, weil es gut tat Justin reden zu hören. Allerdings wäre es mir lieber gewesen, wenn ich ihn sehen würde.
„Wie geht es dir Amélie?" fragte seine kleine Schwester mit süßer Stimme.
„Mir geht's super und dir?" stellte ich als Gegenfrage.
Jazzy lächelte Justin an, der wohl rechts neben ihr saß und sich nicht ins Bild traute, und schaute dann wieder in die Kamera.
„Mir geht's auch super! Aber ich vermisse dich! Und Justin vermisst dich auch! Er hat gestern sogar geweint, weil er dich vermisst!" plapperte Jazzy in die Kamera.
„Jazzy das solltest du nicht erzählen!" sagte Justin plötzlich.
„Ich vermisse euch auch. Los Justin zeig dich!" verlangte ich schließlich.
Justin lugte mit dem Kopf in die Kamera und verschwand schnell wieder aus dem Bild.
„Du Witzbold, jetzt bleib vor der Kamera sitzen!" murmelte ich lachend.
„Er will sich nicht zeigen, weil er scheiße aussieht, hat er gesagt!" lallte Jazzy in die Kamera.
„Justin setze sich sofort vor die Kamera!" sagte ich noch einmal. Justin machte tatsächlich was ich sagte und setzte sich vor die Kamera. Jazzy nahm er auf den Schoß, damit auch sie noch im Bild war.„Hey Shawty.." flüsterte er glücklich in die Kamera. Jetzt wusste ich, wieso er fand, dass er scheiße aussah. Seine Haare saßen wahrscheinlich mal wieder nicht so wie er es wollte, weshalb er sich eine Cap aufgesetzt hatte.
„Hi." antwortete ich lächelnd.
„Wie war Schule?" fragte Justin besorgt nach. „Ganz okay." antwortete ich lächelnd. Und das war noch nicht mal gelogen. Seitdem ich Miranda fertig gemacht hatte, ließ sie mich sozusagen in Ruhe und Marc ließ mich ebenfalls in Ruhe.
„Das freut mich.. Ich muss heute noch zum Psychologen." murmelte Justin schließlich. Er klang nicht erfreut darüber, aber es musste nun mal sein.
„Nimm die Sache ernst, Jus. Ich will dich nicht noch einmal fast verlieren." flüsterte ich in die Kamera. Jazzy drehte sich verwirrt zu Justin um und fragte: „Willst du dich nochmal verletzen? Ich will meinen Bruder nicht verlieren!" Ihre Stimme klang ganz geschockt. „Nein Süße, ich verletze mich nicht nochmal. Du verlierst mich nicht, mein Engel." flüsterte er Jazzy zu.
Sie hatte fast Tränen in den Augen, weshalb er seine Arme um sie schlang und ihr beruhigend durchs Haar strich.
„Was machst du heute noch?" fragte Justin mich schließlich, als Jazzy sich wieder beruhigt hatte. „Ich werde die Songs für den Gesangswettbewerb proben." erzählte ich lächelnd. Natürlich wollte Justin sofort wissen, welche Songs ich singen würde, aber ich wollte es ihm nicht erzählen. Ich bereitete drei Songs vor, auch wenn wir nur zwei singen sollten.
Der erste wurde entweder 'I love you' - wenn Justin zum Wettbewerb kam - oder 'Wish you were here' - wenn Justin nicht zu dem Wettbewerb kommen konnte. Und als zweites wollte ich 'When I look at you' singen. Alle drei Songs hatte ich selber geschrieben.
'I love you' kannte Justin schon, aber trotzdem wollte ich ihm nicht sagen, welche Songs ich sang. Genauso wenig wollte ich ihm von dem Tattoo erzählen. Er sollte es erst erfahren, wenn wir uns wiedersahen.„Komm schon ich will wissen, was du singst Shawty!" verlangte Justin von mir. Jazzy schaute auch mit einem Hundeblick in die Kamera, aber ich schüttelte nur den Kopf. „Ich sage euch das nicht!" sagte ich schließlich.
Beide fingen an zu schmollen, wodurch ich nur lachen musste.
„Du bist doof Shawty!" sagte Justin traurig. „Ich weiß Schatz!" flüsterte ich zwinkernd.
Jazzy wackelte auf Justins Beinen hin und her. „Ihr seit soooooo süß!" quiekte sie glücklich. Ich grinste, weil ich seine Schwester so niedlich fand. Ich freute mich wirklich sehr darüber, dass sie mich so ins Herz geschlossen hatte.
Plötzlich sprang Chio auf das Bett und rannte vor die Kamera. Ich schaute meinen Hund böse an und schickte ihn sofort wieder vom Bett. „Aww Chioooooo!" schrie Jazzy aufgedreht. Justin grinste. Dann griff ich nach dem Teddy und kuschelte ihn. Justin lächelte mich sofort an, weil er genau wusste, was dieser Teddy für eine Bedeutung hatte.
„Der Teddy hat mir wirklich beim Einschlafen geholfen! Danke Justin." flüsterte ich glücklich in die Kamera.
„Hat Justin dir den geschenkt?" fragte Jazzy mit offenem Mund.
„Ja hat er." murmelte ich grinsend.
Jazzy schaute sofort ihren Bruder empört an und haute ihm leicht gegen den Oberarm. „Wieso hab ich so einen Teddy nicht?! Justiiiiiiiiiin ich will so einen Teddy! Kaufst du mir so einen Teddy? Biiiiiitteeee!" flehte sie, wie Kleinkinder es eben manchmal taten.
Justin sah mich genervt an und nickte schließlich. „Ich verspreche dir, ich bringe dir nachher wenn ich vom Psychater komme einen Teddy mit okay?" versprach Justin seiner Schwester. Jetzt war sie zufrieden.
