Kapitel 155

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Amélies Sicht:


Ich wurde sehr schnell wieder fit und nach drei Tagen merkte man gar nichts mehr von meinem Zusammenbruch. Morgen war die Beerdigung von Nick und ich war Abends schon so nervös, dass ich kaum schlafen konnte. Justin hielt mich in seinen Armen und strich mir immer wieder durch die Haare.

"Shawty entspann dich." hauchte er in mein Ohr. Ich legte meinen Kopf auf Justins nackte Brust und atmete tief ein und wieder aus, um meinen Puls ein bisschen runter zu fahren.

"Ich schaff das morgen nicht." murmelte ich gegen seine Brust. Justin streichelte zärtlich über meinen Arm und brachte mich damit zum Lächeln.

"Du schaffst das. Ich bin bei dir, Baby." flüsterte Justin. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn, als es auf einmal an der Tür klopfte. Ich zog mir die Decke bis zu meinem Kinn, weil ich nichts anhatte - ja, Justin und ich hatten miteinander geschlafen -, und schrie dann "Herein!"

Mein Vater, oder Michael wie auch immer ich ihn nennen sollte, kam in mein Zimmer und strahlte, als er Justin und mich so eng umschlungen im Bett fand.

"Was willst du?" fragte ich ihn leise. Ich war noch nicht bereit wieder normal mit ihm zu reden. Vielleicht änderte sich das morgen, wenn ich meinen leiblichen Vater verabschiedete.

"Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dir nicht gesagt habe, dass Nick dein leiblicher Vater ist. Aber Amélie du bist für mich meine Tochter und das wird auch niemand ändern. Und auch wenn du nicht meine leibliche Tochter bist, fällt es mir unglaublich schwer dich erwachsen werden zu sehen. Ich mein du hast jetzt einen Jungen an deiner Seite, du bist nach Amerika gezogen und du wirst nächstes Jahr heiraten. Vor zwei Jahren warst du noch mein kleines Mädchen." flüsterte er leise. Er hatte Tränen in den Augen und ich würde ihn jetzt wirklich in den Arm nehmen, wenn ich nicht nackt wäre.

"Ich werde immer dein kleines Mädchen bleiben und du wirst immer mein Dad bleiben, aber du musst auch mich verstehen.. Ich hab jahrelang bei meinem leiblichen Vater getanzt, ohne es zu wissen und dann erfahre ich es, wenn Nick im Sterben liegt. Das ist für mich nicht leicht, Dad. Ich brauche Zeit um euch ganz verzeihen zu können." murmelte ich leise.


Mein Vater nickte verständnisvoll. Ich schaute Justin an, der uns mit einem verwirrten Blick ansah. Grinsend küsste ich ihn. Er hatte keine Ahnung worüber wir gerade geredet hatten, weil wir auf Deutsch redeten. Es sah so süß aus, wenn er verwirrt war.

"Na ja ich werde denn jetzt ins Bett gehen. Wir sehen uns morgen. Versuch jetzt ein bisschen zu schlafen." sagte mein Vater lächelnd. Ich nickte und kuschelte mich zurück in Justins Arme, während mein Vater aus dem Zimmer verschwand.

"Schatz?" fragte ich leise.

"Ja?"

Ich drehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte.

"Kannst du mir wieder über den Arm streicheln?"

Justin grinste und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Dann fing er wieder an zärtlich über meinen Arm zu streicheln, wodurch ich irgendwann einschlief.

Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen. Justin und ich gingen gleichzeitig ins Bad, aber wir gingen nacheinander duschen, weil es sonst zu lange dauern würde. Mein Lächeln war heute irgendwie verschwunden. Ich stand nur in Unterwäsche vor dem Spiegel und kämmte meine langen, nassen Haare, während Justin unter der Dusche stand. Die Glaswand beschlug mal wieder und Justin schrieb "I love u" darauf. Nicht mal das brachte mich zum Lächeln. Ich schaute in den Spiegel und seufzte leise. Heute musste ich mich von Nick verabschieden. Heute war der Tag der Beerdigung. Wie sollte ich das schaffen, ohne zusammenzubrechen?

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