Kapitel 266

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AméliesSicht:

Alsich mich auf das Bett gelegt hatte, vergrub ich sofort mein Gesichtim Kopfkissen und schluchzte leise, weil es mich wirklich fertigmachte, wie Justin sich verhielt.
Wie konnte er nur so naiv sein?Wie konnte er sich so kaputt machen und in Massen trinken? Dachte ergar nicht über seine Gesundheit nach? Wollte er sich ins Komasaufen?
Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Rücken undich drehte mich vorsichtig um, sodass ich Selena und Denise ansehenkonnte.
„Bitte wein' doch jetzt nicht." flüsterte Selenaleise.
Ich setzte mich aufrecht hin und wischte mir mit demHandrücken die Tränen von den Wangen.
„Was ist nur mit Justinlos?" fragte ich verzweifelt, während ich immer wieder nach Luftschnappte und schniefte. Denise drückte mir ein Taschentuch in dieHand, womit ich mir die Nase schnaufte.
„Justin stürzt ab...das ist eindeutig. Ich denke er braucht jetzt einfach Liebe,Zuneigung... alles das, was er auf der Tour vermisst." murmelteSelena leise.
Ich wischte mir nochmal über die Augen undversuchte die Tränen endlich zu unterdrücken, aber das war garnicht so leicht. Es nahm mich nun mal extrem mit, wie Justin sichzerstörte.
„Er hat gerade mindestens drei Menschen um sichrum, bei denen er er selbst sein kann... dich, Ryan und mich und erist es trotzdem nicht. Und wer soll ihm die Liebe geben? DieZuneigung? Seine Familie ist nicht hier..." flüsterte ichverzweifelt.
Selena strich mir über die Wange und Denise reichtemir ein Glas Wasser, aus dem ich ein Schluck nahm.
„Du."sagte Selena plötzlich kurz angebunden.
Mit offenem Mund sah ichsie an und schüttelte den Kopf.
„Ich kann ihn nicht einfachküssen und mit ihm knuddeln. Wir sind Freunde... Ich kann ihm dieLiebe nicht geben, es wäre falsch."
Selena seufzte und fuhrsich durch die Haare. Sie sah ziemlich müde aus und auch Denisegähnte schon. Die Zwei waren nur noch auf den Beinen, um mich zutrösten.

„Dann sorg dafür, dass er irgendwo ist, wo ersich wohlfühlt. Dass er mal ein paar Tage von seinen Bros weg ist."verlangte Selena von mir.
Ich runzelte die Stirn und gähnteextrem laut, weil ich wirklich müde war. Der Jetleg zeigte sich,aber ich konnte ja gleich schlafen.
„Und wie soll ich ihn dazubringen irgendwo ohne seine Niggas hinzufliegen?"
Ja, ichbezeichnete sie als Niggas. Aber ich sah es nicht als Beleidigung an,immerhin schrieben sie selbst unter ihre Bilder, dass sie Niggaswaren und somit übernahm ich eigentlich nur die Spitznamen, die siesich selbst gegeben hatten. Normalerweise benutzte ich das Wort sonstnicht, weil es unfreundlich klang.
Selena dachte kurz nach undlächelte dann.
„Nimm ihn nach diesem Urlaub für ein paar Tagemit nach Berlin... zu dir. Da fühlt er sich wohl."
Ich sahsie mit offenem Mund an und leckte mir über die Lippen. Meinte siedas ernst?
Ich sollte ihn für ein paar Tage mit nach Berlinnehmen, obwohl wir kein Paar waren? Was würde die Presse denken,wenn sie Justin bei mir im Haus sahen. Und was würden seineBeliebers sagen?
„Und du glaubst, er würde die Beiden einfachin Amerika lassen?" konterte ich verwirrt.
„Versuch ihn zuüberreden und sag einfach, dass du dich vernachlässigt fühlst,weil er mehr mit denen macht als mit dir."
Ich dachte überihre Worte nach und nickte schließlich. Vielleicht war es dieeinzige Chance ihm zu helfen, wenn er wirklich mal ein paar Tage vonseinen Freunden wegblieb.
Selena und Denise drückten mich nocheinmal und krabbelten dann in ihre Betten. Ich kuschelte michebenfalls unter meine Bettdecke, weil mir irgendwie ziemlich kalt warund starrte an die Decke.
Es liefen noch ein paar Tränen übermeine Wange, aber nach langem Grübeln fiel ich auch endlich in einentiefen Schlaf.

Justins Sicht:

Als ich am nächstenMorgen aufwachte, pochte mein Kopf wie verrückt. Ich öffnete dieAugen und drehte meinen Kopf leicht zur Seite, um zu Ryans Bett zusehen. Es war leer, aber dadurch, dass es nicht gemacht wurde, konnteich mir denken, dass er schon aufgestanden war.
Ich setzte michaufrecht hin und hielt mir die Hand auf den Bauch, weil mir extremschlecht war. Ich stöhnte leise und fuhr mir durch die Haare.
Ungeschickt stand ich auf, doch dann überkam mich auch schon dieÜbelkeit. Ich sprintete auf Toilette und achtete nicht darauf, dassmein Kopf extrem wehtat. Ich übergab mich über der Toilette undputzte anschließend Zähne.
Als ich in den Spiegel sah,erschrack ich. Denn ich sah wirklich schlimm aus und ich fühlte michauch echt scheiße.
Mit der linken Hand griff ich zu meinemkleinen Täschchen, wo meine Kosmetiksachen enthalten waren und holtedie Dose mit den Kapseln raus. Ich nahm eine und schluckte gleichdanach noch eine Kopfschmerztablette, weil die Schmerzen wirklichnicht auszuhalten waren.
Dann packte ich die Tasche wieder wegund tapste ins Esszimmer, wo alle am Tisch saßen und frühstückten.
„Hey Bizzle, alles klar?" fragte Za mich freundlich. Khalilgrinste einfach nur und mein Blick wanderte sofort zu Amélie, diemich traurig und enttäuscht ansah.
Ich konnte mich an nichts vomgestrigen Abend erinnern. Nur noch, dass ich bei Khalil und Zaangefangen hatte zu trinken.
Ich drehte mich wieder um undmachte mich auf den Weg zu meinem Schlafzimmer. Doch vorher sah ichnochmal zu Amélie und fuhr mir durch die Haare.
„Kannst dunach dem Frühstück in mein Zimmer kommen?"
Amélie kaute aufihrem Brötchen rum und nickte stumm. Doch ihr Gesichtsausdruckverriet, dass sie nicht wirklich begeistert war.
Ich ging mitgesenktem Kopf zurück in mein Zimmer und legte mich wieder ins Bett,weil es mir wirklich dreckig ging.

Ich hatte die ganze Zeitdas Gefühl, als müsste ich den ganzen Alkohol wieder aufstoßen undmein Kopf explodierte gleich vor Schmerzen.
Nach einer halbenStunde kam schließlich Amélie zu mir. Sie hielt ein Glas Wasser inder Hand, dass sie mir auf den Nachttisch stellte. Dann setzte siesich an den Rand von meinem Bett und sah mich enttäuscht an. Ichgriff nach dem Glas und trank einen Schluck, bevor ich anfing zusprechen.
„Was immer ich gestern getan habe... es tut mirleid." versicherte ich ihr.
Amélie lachte und fuhr sich durchdie Haare. Ihre Haare waren noch ein bisschen feucht vom Duschen undsie war noch komplett ungeschminkt. Trotzdem war sie so wunderschön,dass ich automatisch lächeln musste.
„Mit einer Entschuldigungist es nicht getan, Justin." knurrte sie leise und ich hörteanhand ihrer Stimme, dass ich ganz schön Mist gebaut hatte.
„Washab ich denn getan?" fragte ich sie neugierig. Amélie seufzte underklärte mir, dass ich die Mädels angemacht hatte und beinahe eineSchlägerei mit Ryan angefangen hatte, weil ich gesagt hatte, dassich Selena flachlegen wollte. Ich schämte mich dafür und setztemich aufrecht hin, um ein Stück näher an Amélie ran zu rücken.
„Das was ich über Selena gesagt habe, ist nicht wahr... dasweißt du doch, oder?" murmelte ich mit gerunzelter Stirn. Améliesah mich verletzt an und leckte sich über die Lippen.
„Ja...mir egal." flüsterte sie leise.
Ich schloss die Augen undatmete tief ein und aus, bevor ich sie wieder ansah.
„Amélie...es tut mir leid."
„Du brauchst dich nicht entschuldigen. Esist dein Leben."
„Du bist sauer!"
Amélie schüttelteden Kopf. „Nö."
„Doch, bist du."
Sie stand vom Bettauf und zuckte mit den Schultern.
„Mir ist egal, was du tust."
Sie klang eiskalt und ziemlich distanziert. Ich hörte, dass sieAngst um mich hatte, aber es nicht zeigen wollte und ich hörte ausihrer Stimme raus, dass sie sauer auf mich war.
„Amélie...kannst du mir was zu essen ans Bett bringen? Ich will nichtaufstehen, mein Kopf dröhnt." murmelte ich leise.
Amélielachte erneut und sah mich mit ernstem Blick an.
„Wer saufenkann wie ein Mann, muss auch die Folgen tragen wie ein Mann!"
Mitden Worten verschwand sie aus meinem Zimmer und knallte die Türextrem laut zu, sodass ich eindeutig wusste: Sie war wütend.

Amélies Sicht:

Seine Entschuldigungen waren miregal.
Es würde damit enden, dass er mir wieder tausende Dingeversprach und nichts davon hielt. Er würde sich ändern wollen undkeine Scheiße mehr bauen, aber ich wusste, dass er es nicht längerals 24 Stunden durchhielt kein Chaos zu verursachen.
Ich hatte essatt, mich darum zu kümmern, dass er sich normal verhielt. Sollte erdoch alleine sehen, dass er klarkam.
„Ist alles okay?" fragteDenise mich auf deutsch, als sie zu mir in die Küche kam. Ichstellte gerade die Teller vom Frühstück in den Geschirrspüler undkochte dabei vor Wut. Mit den Tellern ging ich ziemlich lieblos um,am liebsten würde ich sie gegen die Wand schmettern. Oder Justingegen den Kopf, damit er endlich mal zu Verstand kam.
„Ich habkein Bock auf den Urlaub hier. Justin macht eh nur Scheiße und seineFreunde sind das Allerletzte. Ich weiß nicht, ob ich das 'ne Wochelang aushalte." erklärte ich ihr, ebenfalls auf deutsch. Khalilkam in die Küche rein und warf mir einen genervten Blick zu, bevorer sich ein Glas Cola einschenkte. Er verstand zum Glück nicht,worüber wir redeten.
„Wenn du nicht hierbleiben willst, dannfahr doch einfach nach Hause, Süße. Ich wäre zwar traurig, wenn dufliegst... aber wenn du sagst, dass du es mit denen nicht aushälst."murmelte Denise leise.
Khalil sah und verwirrt an und ging dannmit einem Schnaufen aus der Küche.
„Findest du Khalil und Zadenn nicht ätzend? Und Justins Verhalten?" fragte ich sieneugierig. Denise zuckte mit den Schultern.
„Ich versuche dasVerhalten von denen zu ignorieren. Es ist deren Leben. Aber ichverstehe dich.. du willst nicht dabei zusehen, wie Justin abstürzt,weil du ihn liebst. Das tust du doch, oder?"
Ich nickte stummund mein Blick wanderte nach rechts, da Justin in die Küche kam.
Er hatte offensichtlich geduscht, denn seine Haare waren noch einbisschen nass. Sofort spielten die Schmetterlinge in meinem Bauchverrückt und Denise grinste, als sie meinen Blick bemerkte.

„Ich lass euch mal alleine." flüsterte sie leise, allerdingswieder auf englisch. Justin lächelte ein bisschen und wartetedarauf, dass Denise außer hörweite war, bevor er zu mir kam und mirin die Augen sah.
„Komm mit mir Snowboarden." flüsterte erleise. Ich blickte in seine wunderschönen haselnussbraunen Augen,jedoch schüttelte ich den Kopf.
„Ich hab kein Bock auf diesenUrlaub, Justin. Du hast gesagt, dass ich deinen Freunden eine Chancegeben soll.. das habe ich getan und es reicht mir! Und dein Verhaltenreicht mir auch. Ich flieg nach Hause." erklärte ich ihm genervt.
Ich drehte mich um und versuchte meine Tränen zu unterdrücken,als Justin seine Arme von hinten um mich schlang.
„Bitte gehnicht. Ich weiß, dass ich mich wie ein Arschloch verhalten habe,aber bitte bleib hier. Es geht mir heute zwar beschissen, aber ichmöchte den Tag mit dir verbringen... alleine. Ich will dir zeigen,dass der alte Justin noch da ist. Bitte..." hauchte er mir ins Ohr.Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper und genoss die zärtlicheUmarmung von Justin.
Am liebsten würde ich ihn daraufansprechen, dass er sein Versprechen gebrochen hatte, und nie mit demKiffen aufgehört hatte, aber das ließ ich bleiben. Vielleicht hatteer ja den Mut dazu, es mir selber zu beichten.
Ich drehte mich inseinen Armen um und schaute ihm tief in die Augen.
„Okay, dumusst mir aber zeigen, wie man Snowboard fährt." flüsterte ichleise. Justin strahlte über beide Ohren und nahm meine Handvorsichtig in seine.
„Das mach ich gerne."
Ich lächelteihn an und versank in seinen Augen. Justin leckte sich über dieLippen und sein Blick wanderte von meinen Augen zu meinen Lippen. Ichstarrte ihm ebenfalls auf seine vollen Lippen und spürte, wie meinHerzschlag sich beschleunigte.

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