Kapitel 317

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Amélies Sicht:

Justin legte seine Hände an meine Taille, wodurch ich sein Zittern spürte. Ihm war verdammt kalt, was bei den Temperaturen aber auch kein Wunder war, immerhin trug ich seine Jacke um die Schultern. Ich wollte die Jacke wegnehmen und sie ihm zurückgeben, aber als ich mit den Händen an meine Schultern fasste, legte Justin seine Hände auf meine und schüttelte den Kopf. Er leckte sich über die Lippen, die sich von der Kälte leicht blau färbten.

„Du sollst nicht frieren", flüsterte Justin mit zittriger Stimme. So zerbrechlich wie jetzt gerade hatte ich ihn lange nicht erlebt. Irgendwas wurde in ihm ausgelöst, weshalb er sich wie eine andere Person verhielt.

„Aber du zitterst", murmelte ich leise. Ich sah in seine von den Tränen feuchten Augen und spürte meinen rasanten Herzschlag. Auch, wenn ich ihn nie wieder sehen wollte konnte ich nicht leugnen, dass ich mich darüber freute, ihn zu sehen. Ich hatte immer noch die gleichen Reaktionen auf ihn. Das Herzklopfen, die Schmetterlinge im Bauch. Mein Magen rebellierte und meine Hände wurden schwitzig, obwohl es extrem kalt war.

„Das Zittern kommt nicht von der Kälte", erklärte Justin mir. Es tat weh seine brüchige Stimme zu hören. Er kneifte seine Augen zusammen und krallte seine Finger ein bisschen tiefer in meine Taille. Wegen irgendwas musste er sich kontrollieren. „Ich hab heute noch kein Ecstasy genommen und noch keinen Tropfen Alkohol angerührt. Das ist der Grund, wieso ich so zittere."

Ich starrte in seine Augen und wollte lächeln. Ihm sagen, dass ich mich darüber freute, aber das konnte ich nicht. Die Trauer um meine Mutter überwiegte und ich starrte zum Eingang der Kirche, wo meine Großeltern standen. Ich sah ihnen an, dass sie trauerten, aber sie weinten nicht. Sie hatten meine Mutter kaum gekannt, jedoch mussten sie natürlich bei der Beerdigung automatisch an ihren Sohn - meinen Vater - denken.

„Justin... ich... weiß nicht, wie ich die Trauerfeier überstehen soll", schluchzte ich verzweifelt. Er legte seine rechte Hand an meine Wange und strich meine Haare hinter das Ohr, wobei er mir intensiv in die Augen sah.

„Wir überstehen sie zusammen, okay? Ich bin bei dir", flüsterte er gegen meine Lippen. Für einen kurzen Moment starrte er auf meine Lippen, weshalb ich dachte er wollte mich küssen, doch dann nahm er seine Hände von mir weg und ging einen Schritt zurück.

„Du warst die letzten Tage auch nicht bei mir. Du warst derjenige, der mich verlassen hat!", sagte ich wütend. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur einen klaren Verstand fassen konnte, wenn er mich nicht berührte. Wieso sollte ich zulassen, dass Justin mich tröstete, wenn er die ganzen letzten Tage nicht für mich da war?

„Ich weiß, aber jetzt bin ich hier... bitte stoß mich nicht weg!", flehte er verzweifelt. Er kam wieder auf mich zu, weil ich ganz plötzlich anfing zu heulen. Er schlang seine Arme um mich und hielt mich einfach nur fest. Justin war der Einzige, der wusste, dass er in dieser Situation nicht reden brauchte. Es reichte mir schon, wenn er mich im Arm hielt.

„Amélie... Süße... die Trauerfeier fängt gleich an", hörte ich meine Oma plötzlich sagen.

Ich löste mich von Justin und sah meine Großeltern mit verschwommenem Blick an. Da mir meine Stimme wegblieb, nickte ich nur und entfernte mich einen weiteren Schritt von Justin.

„Es ist schön, dass du hier bist, Justin. Monika hätte sich sicher gefreut und ich weiß, dass gerade Amélie dich jetzt als ihren Freund braucht", sagte meine Oma lächelnd. Ich schaute erst zu meiner Großmutter und dann zu Justin, der mich schüchtern ansah und dann schüttelte ich den Kopf.

„Justin ist nicht mehr mein Freund."

Mit diesen Worten, nahm ich die Hand von meinem Großvater und ging mit ihm zusammen in die Kirche zurück. Ich erlaubte meinen Großeltern mit in der ersten Reihe zu sitzen und drehte mich dann um, zu dem Eingang der Kirche. Dort stand Justin in weißem Hemd und schwarzer Hose, immer noch am zittern und mit Tränen in den Augen. Unsere Blicke trafen sich, doch Justin löste seinen Blick schnell und setzte sich in die letzte Reihe von der Kirche.

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